Protestveranstaltung der Lüßfeld-Initiative Kampf um die Linden in Veert

Veert · Die Lüßfeld-Initiative diskutierte mit Bürgern, Politik und Verwaltung über die Rodungsvorhaben in Veert. Im November hatte der Bauausschuss erste Punkte für das Baugebiet beschlossen. Laut Verwaltung sind die Pläne aber noch nicht konkret.

 Die Vertreter der Lüßfeld-Initiative protestierten am Samstag für den Erhalt der Linden.

Die Vertreter der Lüßfeld-Initiative protestierten am Samstag für den Erhalt der Linden.

Foto: Christian Kaspers

An der Grunewaldstraße, Ecke Tinnagel, trafen sich am Samstagvormittag gegen 11 Uhr rund 50 Bürger aus Veert und Umgebung. Bekannte Gesichter aus der kommunalen Politik, Verwaltung sowie der Fridays-for-Future-Bewegung waren vor Ort, um über die Lüßfeld-Bauvorhaben (Bau von 110 Wohneinheiten) und die damit verbundene Abholzung von bis zu 30 von insgesamt 36 Linden zu diskutieren. Mindestens sechs Bäume sollen an markanten Punkten nämlich erhalten bleiben, heißt es. Dies ist für die Mitstreiter der Lüßfeld-Initiative deutlich zu wenig. Hauptinitiatorin Hanneke Hellmann moderierte die Diskussionsrunde an der Grunewaldstraße und übergab allen, die sich zu Wort meldeten, das Mikrofon.

„Ein Baum erbringt eine Ökosystemleistung, indem er kühlt, Sauerstoff produziert, CO2 bindet und außerdem Biodiversität (Artenvielfalt) herstellt“, informierte Claudia Blauert aus Winnekendonk, die sich bereits im Rahmen der Bürgerinitiative „Rettet die Binnenheide“ für den Erhalt der Natur einsetzt. Umso wichtiger sei deswegen der Erhalt eines jeden gesunden Baumes. „Wir sind hier, weil wir um jeden einzelnen Baum kämpfen wollen“, so die Klimaschützerin.

 Die Winterlinden an der Grunewalstraße in Veert.

Die Winterlinden an der Grunewalstraße in Veert.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Stefan Kierek, Vorstandssprecher der Gelderner Grünen, will die Bürger bei dem Anliegen, die Rodung der Bäume zu verhindern, unterstützen: „Ich bin der Meinung, dass die Stadtverwaltung es immer noch nicht als wichtig genug betrachtet, Bäume in den Vordergrund zu stellen.“ Wirtschaftliche Kriterien würden vor ökologische gestellt werden, kritisierte der Grünenpolitiker. Die Gelderner Grünen hätten sich bis zum Schluss eingesetzt, dass sämtliche Bäume bestehen bleiben, so Kierek. Es habe sogar zwischenzeitlich einen Kompromiss gegeben, informiert er: Diese sah vor, das ein Drittel der Linden gefällt, ein Drittel versetzt und ein Drittel stehen bleiben dürfte. In der entscheidenden Bauausschusssitzung hätten die „großen Fraktionen“, so Kierek, diesen Kompromiss zunichte gemacht.

CDU-Frau Hauke Sieberichs, Mitglied im Gelderner Bauausschuss, verteidigte den gefassten Beschluss: „Man will mit eins zu drei ausgleichen, und zwar mit möglichst großen Bäumen, die man anpflanzt“, so Sieberichs. Zudem sei es gegenwärtig noch nicht in Stein gemeißelt, wie viele der Bäume letztlich fallen müssen, so Sieberichs.

Denn laut Bürgermeister Sven Kaiser gibt es noch keinen belastbaren Plan. Derzeit stünden noch Gutachten zum Licht- und Schallschutz aus. Auch seien Details zur Entwässerung und Ableitung noch nicht geklärt. Danach richte sich dann, wie viele Häuser an welcher Stelle entstehen können. Tim van Hees-Clanzett, der Erste Beigeordnete, sagte, es gebe mehr als 17 unterschiedliche Varianten, die durchgeplant und durchskizziert wurden. Mitte, Ende März sollen die Gutachten vorliegen, sodass die Planung im Anschluss darauf aufgebaut werden könne. Im Anschluss soll eine Bürgerveranstaltung stattfinden, wo sich Anlieger und Interessierte beteiligen können, informierte van Hees-Clanzett. Dass am Ende mehr Bäume stehen bleiben können, als im Beschluss ursprünglich festgehalten wurde, sei gut möglich.

Demo-Organisator und Klimaaktivist Jannik Berbalk hält es für sinnlos, Bäume für viel Geld umzusetzen. 15.000 Euro soll die Versetzung eines Baums kosten, erzählte Berbalk. Dieses Geld könne man lieber in 30, 40 weitere Bäume, die angepflanzt werden, investieren. Auch ein von der Politik vorgeschlagener Ausgleich von eins zu drei Bäumen sei viel zu wenig, meint der 21-Jährige. Sein Vorschlag: eins zu dreißig. Geldern habe es in den vergangenen Jahren nämlich häufig versäumt, gefällte Bäume auszugleichen, so Berbalk. „Warum müssen Bäume überhaupt gefällt werden? Man kann auch mit den Bäumen arbeiten“, ist sich Berbalk sicher. Auch kritisierte er das Ökopunktesystem, das nach seiner Auffassung darauf ausgelegt ist, dass man sogar ganz Deutschland „zuasphaltieren“ könnte und man damit trotzdem alle Ökopunkte erfüllt hätte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort