Aktion der Diakonie Betreuer sind keine „Bevormunder“

Gelderland · Rechtliche Betreuer kümmern sich um Menschen, die ihre Angelegenheiten nicht mehr regeln können. Die meisten dieser Betreuer sind Ehrenamtler. Mit dem Slogan „Wir sind Würde-Bewahrer“ will die Diakonie aufklären.

 Die Ehrenamtler Gabriele und Peter Thyrock mit Christof Sieben, Helma Bertgen und Stefanie Krettek (v.l.) von der Diakonie vor dem „Würde-Bewahrer“-Plakat. Die Kampagne soll darauf aufmerksam machen, was rechtliche Betreuer leisten wollen.

Die Ehrenamtler Gabriele und Peter Thyrock mit Christof Sieben, Helma Bertgen und Stefanie Krettek (v.l.) von der Diakonie vor dem „Würde-Bewahrer“-Plakat. Die Kampagne soll darauf aufmerksam machen, was rechtliche Betreuer leisten wollen.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Warmherzig strahlt eine Frau von der Plakatwand in die Welt. Daneben der Schriftzug: „Ich spreche mit deinem Arzt“, und darunter etwas kleiner: „nur, wenn du es nicht mehr kannst“. Das Plakat, das am Bahnübergang am Beurskensweg aufgestellt ist, ist Teil einer Kampagne der Diakonie. Unter dem Stichwort „Würdebewahrer“ soll diese über einen Bereich der ehrenamtlichen Arbeit aufklären, gegen den es Vorbehalte gibt: die rechtliche Betreuung von Menschen.

Im gesamten Kreis Kleve gebe es derzeit 3400 rechtliche Betreuungen, erklärt Helma Bertgen vom Betreuungsverein der Diakonie im Kirchenkreis Kleve. Der Betreuungsverein berät und schult Betreuer und vermittelt Freiwillige für dieses Ehrenamt an Personen, die darauf angewiesen sind. „Die wenigsten Betreuungen werden beruflich geführt“, sagt Bertgen. Vielmehr übernähmen in mehr als 60 Prozent aller Fälle Ehrenamtler die Aufgabe, nachdem ein Gericht festgestellt hat, dass das notwendig ist. „Häufig sind es Angehörige“, vielfach aber auch sozial engagierte Menschen.

So wie Gabriele und Peter Thyrock. Peter Thyrock ist durch einen ehemaligen Kollegen ans Ehrenamt geraten, nachdem er aus dem Beruf ausschied, und nun ist er schon seit mehr als zehn Jahren dabei. „Ich habe festgestellt, wie wichtig es ist, diese Unterstützung zu leisten“, sagt er. Er sei für zwei Herren da: einen mit einem geistigen Handicap und einen, den Behördenangelegenheiten einfach überfordern. „Der ruft mich an und sagt, ich hab hier ein Problem mit meiner Gasrechnung, mit der Autoversicherung, und dann treffen wir uns und ich helfe ihm.“

Seine Ehefrau Gabriele brachte familiäre Erfahrungen mit, als sie in die Aufgabe einstieg. „Ich habe vor 14 Jahren meine Mutter rechtlich betreut“, erzählt sie. Heute kümmert sie sich um drei Frauen: eine Patientin im Wachkoma, eine Frau mit psychischen Problemen und eine, die im betreuten Wohnen lebt. Der Einsatz mache ihr Freude, betont Gabriele Thyrock. „Und man bekommt ganz viel zurück, für ganz einfache Dinge.“

Christof Sieben vom Betreuungsverein würde sich wünschen, dass die Kampagne der Diakonie den Blick dafür schärft, was da von Freiwilligen getan wird. „Bei der rechtlichen Betreuung geht es häufig um un-emotionale Themen“, sagt er. Papierkram, Behördenangelegenheiten. Das sei nicht sehr spannend. Darum spiele das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung meist nur dann eine Rolle, wenn etwas schlecht gelaufen sei. Etwa, wenn Betrugsfälle auffielen.

„Wir wollen ein realistisches Bild von rechtlicher Betreuung rüberbringen“, ergänzt Helma Bertgen. „Wir wollen deutlich machen, was wir für diese Menschen tun und mit welchem Hintergrund das passiert.“ Der Blick auf die Betreuung habe sich im Laufe der Zeit gewandelt: „Wir sind Begleiter, Unterstützer, keine Bevormunder.“

Derzeit unterstützt der Betreuungsverein der Diakonie im Kirchenkreis Kleve rund 600 Ehrenamtler. Etwa die Hälfte von ihnen kümmern sich um eigene Verwandte. Die übrigen werden vom Betreuungsverein dorthin vermittelt, wo der Bedarf da ist und es menschlich passt. Die „Würdebewahrer“-Kampagne, die im ganzen Bereich der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe läuft, soll auch mögliche Freiwillige ansprechen, die sich vorstellen könnten, dass diese Aufgabe zu ihnen passt.

Neben zwei Plakatwänden in Geldern und Goch im Kreis Kleve gehören dazu Info-Flyer und die Internetseite mit der Adresse www.würde-bewahrer.de.

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