Kleinkunst in Geldern „Nachgewürzt“ kommt in Geldern gut an

Geldern · Ein Kabarett-Abend mit vier Comedians fand in der Aula der Liebfrauenschule statt. Rund 120 Zuschauer waren bei der Veranstaltung des Kunstvereins Gelderland.

 Die Mischung der vier Comedians kam in Geldern gut an.

Die Mischung der vier Comedians kam in Geldern gut an.

Foto: Ger Mayer/Gerd Mayer

Die Freude war allseits zu spüren: endlich wieder Kabarett live auf der Bühne. Der Kunstverein Gelderland hatte unter 2G+-Bedingungen zu „Nachgewürzt“ eingeladen, einer spritzigen Kabarett-Show aus Oberhausen. „Freuen Sie sich nicht auch unbändig, wieder hier zu sein?“, fragte die Vorsitzende Inge Ruhs die etwa 120 Zuschauer in der Aula der Liebfrauenschule.

Mit Karneval und den neuen Brauchtumsverordnungen, die es neuerdings zu beachten gilt, ging es los – nur begeistert „Vivat Colonia“ zu singen, reicht 2022 eben nicht aus. Musikkabarettist Matthias Reuter gab sein Bestes am Klavier und verriet dann auch, was er so alles von Kreativität bis Versumpfen in den langen Corona-Monaten ohne Engagements gemacht hatte. Und das war es dann auch schon mit Corona. Die lange kulturelle Durststrecke hat jedoch Spuren hinterlassen, und so mussten sich auch die Künstler wieder neu zusammenfinden.

Benjamin Eisenherz griff beherzt und gewohnt spitzzüngig im Stile Dieter Hildebrandts aktuelle Themen der Politik auf, indem er den büffelhornigen amerikanischen Capitolstürmer von 2021 mit dem oberkörperfreien Reiter Putin verglich und sich vorstellte, was bei einem Aufeinandertreffen der beiden an der Grenze zur Ukraine passieren könnte. Humorig wurde es bei seiner Parodie Karl Lauterbachs, den er gerne in die Reihen der Standup-Comedians aufnehmen würde. Einen kritischen Kabarettblick warf er in seinem Reisetagebuch auf die Urlaubsinsel Borkum, die entweder von nervigen Familien oder „Graugänsen und Silbermöwen“ alias Rentnern bevölkert werde.

Christian Hirdes aus Bochum griff mit Gitarre und Sprechgesang in seinem Lied „Buchstabensuppe mit Gendersternchen“ augenzwinkernd ein weiteres aktuelles Thema auf. Von seinen Alltagsbeobachtungen erzählte sein Lied „Tu-die-wo-die war“.

Aus Mönchengladbach angereist war der junge Slammer Marcus Jonas Jahn. Sprachgewandt und lautmalend schilderte er seine Schwierigkeiten beim Klickparkett-Verlegen, poetisch gab er sich mit seinen Slams „kopflos“, „bedingungslos“ und „Liebe“ – die rote Rose zum Valentinstag gab es passend dazu am Ausgang vom Veranstalter.

Genial waren die beiden Schlussnummern: Matthias Reuter am Klavier stellte überaus witzig und pointiert seine Joachim-Sauer-Fan-Hymne vor, die es für „Mutti ante portas“ nun zu singen gelte. Mit „Talking about Angela“ verabschiedeten sich die vier gut gelaunten Comedians von einem begeisterten Publikum.

Die „Nachgewürzt“-Mischung aus Musik, Slam, Parodien und politischem Kabarett war ein guter Einstieg in eine hoffentlich bald wieder normale Zeit mit Live-Kultur auf der Bühne.

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