Serie: Schulabschluss und jetzt? Entscheidung für die Polizei nie bereut

KLEVE/GOCH · Schon vor dem Abitur stand für Anna Stammen fest: Ich möchte zur Polizei. Hier absolvierte sie ein Duales Studium über drei Jahre mit vielen Praxiseinheiten. Vor allem die Vielseitigkeit an dem Beruf weiß sie zu schätzen.

 Anna Stammen nachts mit einem Kollegen unterwegs im Streifenwagen.

Anna Stammen nachts mit einem Kollegen unterwegs im Streifenwagen.

Foto: Ja/van Offern, Markus (mvo)

Es ist vielleicht die typische Klischeefrage: „Warum kommt eine junge Frau auf die Idee, ausgerechnet zur Polizei zu gehen?“ Anna Stammen kann darüber nur schmunzeln. Denn eine solche Frage hat sie sich nie gestellt. Schon seit der Oberstufe habe für sie festgestanden: „Ich möchte zur Polizei.“ Nicht weil jemand in ihre Familie bei der Polizei ist, nicht weil sie von irgendwelchen Krimiserien im TV besonders begeistert war. „Mich hat einfach das Vielfältige an dem Beruf gereizt, die Möglichkeit, in juristischen Bereiche Einblick zu bekommen und auch der sportliche Aspekt war für mich wichtig.“

Anna Stammen spielte damals nämlich Volleyball in der Ober- und Regionalliga. Sport war ihr Steckenpferd und die Sportprüfung bei der Polizei daher auch kein Problem. 2009 war das, als sie bei der Polizei mit dem Dualen Studium anfing. Neun Jahre später sitzt sie im Büro der Pressestelle der Kreispolizei Kleve und ist von ihrem Beruf immer noch ganz begeistert. „Das ist ein Superberuf, der macht unheimlich viel Spaß. Man macht hier jede Menge schöne und längst nicht nur schlechte Erfahrungen“, berichtet sie.

Dabei hat auch sie unerhört schwierige Situationen erleben und verarbeiten müssen. Ihr erster praktischer Einsatz führte sie mit zwei Kollegen an die Autobahn 57 bei Alpen. Ganz früh morgens um 6.30 Uhr war dort ein Auto mit einem Lkw zusammengestoßen. Der Fahrer war in seinem Wagen eingeklemmt. Die junge Polizistin sprach mit dem schwer verletzten Mann bis die Rettungskräfte eintrafen.

„Wichtig ist bei solchen Einsätzen, dass man nicht alleine ist. Die Kollegen unterstützen einen, fordern und fördern dich“, sagt sie. „In dieser Situation war es wichtig, dass ich gleich eine Aufgabe hatte, so kannst du am besten mit der Situation umgehen“, sagt sie. Das schlimmste sei, nur dastehen und nichts tun zu können. Wichtig sei auch Privatleben und Dienst strikt zu trennen. „Du musst lernen, mit den Bildern im Kopf umzugehen. Die Kollegen sind dabei eine große Hilfe.“ Ebenso helfe der Austausch mit ihrem Freund, der ebenfalls Polizist ist.

Wenn sie heute wieder vor der Wahl stünde, würde sie sich ohne zu zögern erneut für den Polizeiberuf entscheiden. „Alle meine Erwartungen haben sich tatsächlich erfüllt.“ Gerade das Vielfältige spricht sie an. Deshalb steht für sie fest, dass sie nach der Babypause auf jeden Fall wieder in den Beruf einsteigen will.

Auch auf Streife würde sie sofort wieder gehen. „Das habe ich immer gerne gemacht, und ich habe mich dabei immer scher gefühlt.“ Auch sie habe zwar gemerkt, dass der Respekt mancher Bürger vor der Polizei zurückgehe. Doch immer wieder gebe es Erlebnisse, die sie darin bestärken, dass es der richtige Beruf ist.

Anna Stammen erzählt von einem Einsatz in Krefeld, bei dem sie einen dementen Mann hilflos auf der Straße aufgefunden hatten. Sie brachten ihn nach Hause zurück. „Die Frau war so dankbar und hat eine Herzlichkeit ausgestrahlt, die mich wirklich berührt hat“, erzählt die 28-jährige Polizeibeamtin. Ein Beispiel dafür, dass ein Polizeibeamter weit mehr sei als ein Ordnungshüter. „Da bist du auch Sozialberater, Erziehungshelfer und leistest Lebenshilfe.“

Infos für ein duales Studium bei der Polizei bekommt man unter www.genau-mein-fall.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort