Geldern Junge Ärzte scheuen Risiko eigener Praxis im Kreis Kleve

Geldern · Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein haben sich mit Landrat Wolfgang Spreen, Mitgliedern der Fraktionen des Kreistags und Vertretern einer Elterninitiative über die kinder- und jugendärztliche Versorgung im Kreis Kleve ausgetauscht.

Anlass waren Berichte über Fälle, in denen Ärzte keine neue Patienten mehr annehmen und Eltern zu langen Wegen gezwungen sind. Eine schnelle Lösung des Problems "mangelnde Kinderärzte" konnte Bernhard Brautmeier, stellvertretender Vorsitzender der KV, nicht in Aussicht stellen. Zumal rein rechnerisch kreisweit genügend Pädiater praktizieren.

Die aktuelle Analyse der Situation vor Ort ergibt ein differenziertes Bild: Der aktuelle "Versorgungsgrad" beträgt 126 Prozent - mit der Folge, dass der Kreis als Planungsbereich für die kinderärztliche Versorgung gesperrt ist. Kinderärzte können sich hier nur niederlassen, wenn sie den Sitz eines ausscheidenden Kollegen übernehmen. "Auch die räumliche Verteilung von Pädiatern im Kreisgebiet ist insgesamt ausgewogen", so Brautmeier. Sämtliche acht kreisangehörigen Städte verfügen über mindestens eine pädiatrische Praxis, die Stadt Kleve über vier.

Ein Problem ist hingegen die Altersstruktur. Sieben von derzeit 17 Pädiatern sind über 60 Jahre alt; viele von ihnen suchen bislang vergebens Nachfolger für ihre Praxis. Erstaunlich: die deutliche Streuung der Fallzahlen. Einige der Kinderärzte versorgen deutlich weniger Kinder, als es die Kollegen im NRW-Vergleich tun. "Über Ursachen und Lösungen muss gesprochen werden", sagt Brautmeier.

Hauptproblem bleibe der fehlende pädiatrische Nachwuchs. Brautmeier: "Wir beraten den Nachwuchs intensiv und werben auch für den Kreis Kleve als Standort für eine Niederlassung. Denen, die das Risiko einer Niederlassung zunächst scheuen, müssen wir den Weg in die ambulante Versorgung ebnen." Brautmeier erläuterte in diesem Zusammenhang die rechtlichen Voraussetzungen für Sonderbedarfszulassungen und sicherte die Unterstützung der KV zu. Allerdings müssten stets auch die Vertreter der Krankenkassen von einem Versorgungsbedarf überzeugt werden, damit der zuständige Zulassungsausschuss positiv entscheide.

Klar sei, dass die KV junge Mediziner nicht zwingen könne, Kinderarzt im Kreis Kleve zu werden. "Alles, was wir selbst tun können, betreiben wir konsequent: Wir beraten junge Ärzte in allen Fragen rund um die Praxis; seit 2008 sind auch die Honorare um mehr als 20 Prozent erhöht - deutlich mehr als der Durchschnitt der übrigen Fachgruppen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort