Kunstaktion in Geldern Junge Gelderner sprühen für mehr Toleranz

Geldern · Sieben Schüler des Friedrich-Spee-Gymnasiums nahmen an der ersten Malaktion teil. Die Firma Westerheide sponsert Materialien.

 Alexander Westerheide und Mattez Deckers mit einigen der jungen Nachwuchskünstler.

Alexander Westerheide und Mattez Deckers mit einigen der jungen Nachwuchskünstler.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

„Als wir über ein Motiv diskutierten, fiel schnell der Toleranz-Begriff“, erzählte der Initiator der Malaktion, Alex Westerheide. Gute Kunst sei schließlich stets mit einer Nachricht, oft auch mit einem gesellschaftlichen sowie politischen Statement versehen. Die erste Idee für diese Aktion kam ihm beim Schlendern über den Gelderner Markt in den Sinn, als zahlreiche Straßenmaler ihre Kreativität auf die Gehwege der Innenstadt brachten. Später kontaktierte er seine ehemalige Kunstlehrerin vom Friedrich-Spee-Gymnasium, Eva Dierks, um die neue Projektidee ans Laufen zu bringen. „Wir haben in einer Gruppe mit den Schülern Bilder und Ideen gesammelt, um in Erfahrung zu bringen, in welche Richtung wir thematisch gehen wollen“, so Westerheide. David Thomas, Schüler des Gelderner Lise-Meitner-Gymnasiums und „Kunst-Leistungskursler“, malte die Vorlage für das schlussendlich auserkorene Graffiti-Motiv, das als Symbol für Toleranz stehen soll. Das Gesicht einer afrikanisch-stämmigen Dame, die durch eine eingerissene graue Mauer blickt, wurde als Toleranz-Motiv gewählt.

Am 29. Februar trafen sich die sieben Schüler bereits an der Egmondstraße 19, um die ersten Malarbeiten auf der weißen Plane, die an einer Gebäudefassade der Firma Westerheide angebracht war, vorzunehmen. Genau eine Woche später vollendeten die Gymnasiasten ihr Werk gemeinsam mit dem Malermeister und Streetart-Künstler Mattez Deckers, der sich sichtlich ins Zeug legte, um den Schülern so machen „Profitipp“ an die Hand zu geben. „Wenn man Wolken malt, nimmt man eigentlich einen hellen Beige-Ton. Nicht weiß.“ Wolken würden in der Regel von der Sonne angestrahlt, somit seien sie optisch nicht reinweiß. Da in dem Farbsortiment der Sprühdosen kein heller Beige-Ton vorzufinden war, wurden die Wolken mittels reinweißer und grauer Sprühfarbe auf der Plane aufgemalt.

Gegen 11.30 Uhr zogen die Schüler ihr erstes Zwischenfazit. Dafür stellten sie sich einige Meter weit entfernt auf, um das Bild auf sich wirken zu lassen. „Die Augenfarbe finde ich bereits sehr gut“, sprach Graffiti-Profi Deckers zu den Schülern. Da noch kaum Tiefen in das Bild gesprüht wurden, wirke es zu dem Zeitpunkt noch wie eine „Trickfilmfigur“, so der 36-Jährige. Auch hier gebe es verschiedene Techniken: „Wenn man Tiefen nicht malen kann, kann man auch Höhe malen, um Tiefe zu erzeugen“, verriet der Streetart-Künstler. Mit vier, fünf verschiedenen Brauntönen könne man diese Tiefen im Gesicht der afrikanischen Frau herstellen, meinte Initiator Westerheide, der selber laut seiner Aussage zwei linke Hände hat, was sein künstlerisches Talent angeht. „Ich schätze es eher, mir Bilder anzuschauen. Ich finde es toll, wenn andere es malerisch draufhaben“, merkte er humorvoll an.

Der nun gefallene Startschuss für eine ganze Reihe weiterer Malprojekte sei auch mit der Stadt Geldern abgesprochen, informierte er. Rainer Niersmann vom städtischen Kulturbüro habe für diese Aktion grünes Licht gegeben. Alle drei bis sechs Monate soll sich künftig im Rahmen der Aktion eine neue Gruppe von talentierten Hobbymalern mit Sprühdosen auf einer weißen Plane austoben dürfen.

Keineswegs müssen ausschließlich Spraydosen verwendet werden. Auch Pinselarbeiten seien als Werkzeuge erlaubt, informierte Westerheide. „Leute, die Lust haben zu malen, sollen sich gerne bei mir melden“, warb der Initiator für seine Aktion.

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