20 Jahre „High Fidelity“ in Walbeck Hit-Feuerwerk mit ein wenig Melancholie

Walbeck · Seit 20 Jahren gibt es „High Fidelity“. Seinen runden Geburtstag feierte das Rock-Pop-Orchester mit einem Konzert im Waldfreibad Walbeck. Es lieferte ein Best-Of-Programm aus zwei Jahrzehnten. Und es verabschiedete drei Mitglieder.

 „High Fidelity“ spielte ein schönes Jubiläumskonzert im Waldfreibad Walbeck.

„High Fidelity“ spielte ein schönes Jubiläumskonzert im Waldfreibad Walbeck.

Foto: Norbert Prümen

Die Frage war ein wenig kokett. „Wer hat uns denn schon mal gehört?“, wollte der Mann am Mikrofon wissen. Da schnellten auf der gut gefüllten Liegewiese vor der Bühne im Waldfreibad Walbeck fast alle Finger in die Höhe. Kein Wunder: „High Fidelity“ gibt es schließlich schon seit 20 Jahren. So gab es bei der großen Jubiläumsshow am Donnerstagabend für die allermeisten im Publikum ein Wiederhören und -sehen mit dem 30-köpfigen Rock-Pop-Orchester. Das erwies sich einmal mehr, bis auf wenige Ausnahmen, als Garant für ein erstklassiges Live-Musik-Erlebnis.

Christian Konrads, der Fragesteller am Mikrofon, erfüllte an diesem Abend eine Doppelfunktion als Moderator und einer aus der Sängerriege. Er gab einige Informationen aus der Geschichte der Band. So seien insgesamt 60 Musiker aktiv gewesen. Geprobt wurde in Schulen, Kneipen, Werkhallen und bei Probewochenenden. Inwieweit die von ihm gemachten Angaben über die vertilgten Hektoliter Bier und Hunderte von Pizzen stimmen – was soll’s? „Wir sind mit 30 Musikern, also spielen wir immer laut“, betonte Konrads.

Wobei der Schallpegel beim Jubiläumskonzert angenehm war. Die Balance zwischen den einzelnen Sektionen – Rockband-Besetzung, Bläser, Streicher, Chor und Solosänger – stimmte. In dem schönen klanglichen Gesamtbild bot „High Fidelity“ eine Art „Best of“ aus der Orchestergeschichte. Konrads eröffnete mit dem Joe-Cocker-Hit „You Can Leave Your Hat On“. Mit „Relight My Fire“ folgte ein Song, der von Beginn an zum „HiFi“-Repertoire gehörte.

In der ersten Konzerthälfte waren viele ruhige Nummern vertreten. „My Immortal“ von Evanescence kam geradezu zärtlich rüber. Bei „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen wurde das Publikum erstmals zum Mitsingen animiert, was wenig später bei Coldplays „Viva La Vida“ noch besser klappte. Eine wunderschöne Version von Pinks „Dear Mr. President“ mit rundem Chor und nur Akustik-Gitarre als Begleitung entließ die Zuhörer in die Pause und damit zur Zwischenmahlzeit an den Getränke- und Imbiss-Ständen.

Nach gut 20 Minuten war „High Fidelity“ wieder zurück und startete mit den Langzeit-Hits „Let Me Entertain You“ und „Lady Marmelade“ in die zweite Hälfte. Hier war von der Menge vor der Bühne Mitmachen gefordert. Konrads übte mit den Zuhörern die vier Elemente für Rock-Konsumenten: das Kopfnicken, die pumpende Faust mit „Pommesgabel“, die Luftgitarre und das totale Ausflippen mit einer Kombination aller Bewegungen. Das konnte dann direkt bei Jan Delays „’Türlich“ angewendet werden.

Das bombastischste Stück des Abends war der Simon-and-Garfunkel-Evergreen „Bridge Over Troubled Water“. Hier entfaltete das Orchester seine Klangvielfalt und Klangbreite vollständig. Wo früher bei Balladen die Feuerzeuge entzündet wurden, sind es heute die Handylichter. Bei „Symphonie“ von Silbermond war es so weit. Das gesanglich vertrackte „Under Pressure“ von Queen wurde gut gemeistert. „Total Eclipse Of The Heart“ (Bonnie Tyler) und „I Would Do Anything For Love“ (Meat Loaf) waren Beispiele dafür, wie gut „High Fidelity“ komplexe Songs interpretieren kann. 23 Uhr war längst vorbei, als der letzte Song des regulären Programms verklang. Und natürlich riefen die Fans nach Zugabe. Die wurde ihnen gleich doppelt gewährt. Alanis Morissettes „You Oughta Know“ kam in einer ruhigen Version daher. Und dann war bei Andreas Bouranis „Auf uns“ noch einmal Party angesagt.

Eine melancholische Note kam in den schönen Sommerabend, als Konrads drei Musiker von „High Fidelity“ verabschiedete: Wiebke Kremer wird künftig in der Streichergruppe fehlen. Urgestein Patric Driessen war als Sänger und Gitarrist zum letzten Mal dabei. Und Christian Kempkens räumt seinen Platz am Schlagzeug. Bei seinem Solo bewies er einmal mehr, dass er zu den Großen an Trommeln und Becken zählt.

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