Issum Japanische Ei-Kunst auf dem Ostermarkt

Issum · Besonders der Brutkasten mit schlüpfenden Küken gehörte zu den Höhepunkten des Ostermarktes im Issumer Rathaus. Es gab aber auch ausgetüftelte Maltechniken zu Bewundern. Da war die Vorfreude auf den Frühling vorprogrammiert.

 Strahlende Osterglocken und bunte Alpenveilchen zauberten vielen Besuchern ein Lächeln ins Gesicht.

Strahlende Osterglocken und bunte Alpenveilchen zauberten vielen Besuchern ein Lächeln ins Gesicht.

Foto: Gerhard Seybert

Ein Füllhorn an kreativen Mitbringseln, feiner Kunst in Handarbeit und gemütlichem Einstimmen auf die österliche Zeit war der Ostermarkt im Issumer Rathauspark. Zahlreiche Stände und Aussteller luden zum Bummeln und Staunen ein.

Dennoch waren dieses Mal etliche Aussteller melancholisch gestimmt. Dies lag nicht daran, dass der Markt schlecht besucht gewesen wäre, ganz im Gegenteil, sondern daran "dass kaum einer mehr das macht, was wir hier ausstellen", verriet Edeltraud Wilczek aus Geldern. Sie hatte vor etwa 65 Jahren damit angefangen Ostereier in "Kratztechnik" zu verschönern. Dazu wird das gesamte Ei eingefärbt und mit einem sehr feinen Kratzer werden nachher hochdetaillierte Muster auf die Kalkschale gekratzt. "Und das ist nicht wie beim Malen, wo man einen Fehler dann vielleicht noch retuschieren kann, wenn hier auch nur ein Strich daneben geht, dann muss man neu anfangen", weiß die Künstlerin.

Sechs bis sieben Stunden höchste Konzentration sind das Minimum, "bei einem normalen Hühner-Ei". Zwar nicht ganz so zeitintensiv, aber auch wenig bekannt in unseren Regionen ist die japanische Papier- und Lackiertechnik, die Christa Hansen-Ries aus Xanten unter "Washi-Art" verkauft. Seit 21 Jahren fertige sie solche Eier, erklärte sie, denn im Oktober 1991 sei sie mit ihrer Familie nach Japan gezogen und habe dort zwölf Jahre gelebt.

Dänische Kreuzstickereien beliebt

Die Technik bestehe daraus, "mehrlagige Papiere auf die Eier zu kleben". Dass da keinerlei Wellen, Hubbel oder andere Unschönheiten entstehen dürfen, liegt natürlich auf der Hand. Auch die Motive unterscheiden sich kulturbedingt. Kraniche und Katzen mit Schriftzeichen, die ein langes Leben und viel Glück wünschen, sind die Lieblingsmotive der japanophilen Künstlerin. Ebenfalls eine große Nachfrage, "weil es nicht viele Leute gibt, die es noch machen", hat Gisela Stolzenburg aus Wesel. Mit ihren dänischen Kreuzstickereien habe sie vor zwanzig Jahren angefangen und stickt auch gerne vor Ort. Denn nicht nur habe sie auch in Issum viele Stammkunden, "sondern besonders die jüngeren Besucher sind immer ganz interessiert. Wohl auch, weil sie oftmals gar keine Handarbeit mehr vor sich entstehen sehen."

"Ich hab einen Heidenrespekt vor all der hier ausgestellten Handarbeit", fand auch Gisela Terlinden aus Bislich, die seit mehr als 20 Jahren Grußkarten selber gestaltet. "Ich brauche für eine Bildkarte nur etwa fünf bis zehn, für eine Prägekarte etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten Zeit." Sie fotografiert selbst die Motive für ihre Karten, die Stoffelemente kommen als Bänder aus einer Weberei. Ob sie die Ruhe hätte für das stundenlange Bekratzen eines Eis weiß sie nicht. "Es käme wohl auf einen Versuch an!"

Aber auch die kleinsten Besucher zeigten derweil Mut zum Warten, denn der Rassegeflügelzuchtverein Issum und Umgebung war wieder einmal mit Hasen, Kaninchen und Hühnern vor Ort. Ein Höhepunkt war aber auch wie in jedem Jahr der Brutkasten. "Mama, Mama, warte, da schlüpft gerade ein Vogel" meinte da ein begeisterter Junge, der erst seinen Blick abwenden konnte, als das Küken sich seinen Weg aus der Eierschale gebahnt hatte.

(cnk)
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