Modernes Internet Wankumer Gärtner fühlt sich abgehängt
Wankum · Die Telekom hat Jan Bouten den bisherigen Vertrag zum November gekündigt. Ein Wechsel zu einem anderen Anbieter ist für den Unternehmer im Außenbereich nicht möglich. Vom Stand der Technik sieht er sich weit entfernt.
Sein Büro ist derzeit ein Provisorium. Aber das nimmt Jan Bouten hin, weil er weiß, dass dieser Zustand nach dem Ausbau seines Betriebs bald beendet ist. Was dem Gärtner aus Wankum mehr Sorgen bereitet, ist die Frage, wie er demnächst mit seinen Kunden kommunizieren soll. Denn die Telekom hat mit Datum vom 23. Juli seinen Vertrag über Telefon und Internet zum 18. November gekündigt. Was danach kommt, weiß Bouten nicht. Geschweige, dass er darauf hofft, jemals auf eine Geschwindigkeit von 30 Mbit/s (30.000 Kbit/s) beim Herunterladen aus dem Netz zu kommen.
Diesen Stand der Technik verspricht der Netzausbau durch das Breitbandförderprogramm des Bundes und Fördermittel das Landes. Auch der Kreis Kleve soll flächendeckend mit diesem Glasfaser-Standard versorgt werden, versprach Landrat Wolfgang Spreen. Jetzt zeigt sich mehr und mehr, dass für viele Gebiete das Förderprogramm nicht gilt. Gerade in Außenbereichen wie auf der Langdorfer Straße in Wankum, an der sich der Gartenbaubetrieb von Bouten befindet. Der 39-Jährige ist darüber ebenso verärgert wie andere Einwohner in Langdorf und Aerbeck, die beim Glasfaseranschluss nicht berücksichtigt werden.
Fast 60 Euro im Monat zahlt Bouten „seit wir Internet haben“ für seinen Telekom-Vertrag, der ihm eine Download-Geschwindigkeit von 16 Mbit versprach. In Wirklichkeit kommt er auf vier bis sechs Mbit. Einen einzigen Anschluss hat er, aus dem er gerne drei machen würde. „Denn tagsüber muss ich mich entscheiden: entweder darüber arbeiten oder privat surfen und fernsehen.“
Ohne Internet kommt der Gärtner, der auf insgesamt rund acht Hektar Zierpflanzen anbaut, nicht aus. „In unserer Branche ist es mittlerweile Pflicht, dem Kunden jederzeit hochauflösende Bilder vom fertigen Produkt zur Verfügung zu stellen.“ Auftragseingänge und Bestätigungen erfolgen überwiegend online. Hinzu kommen Software-Updates für sämtliche Maschinen sowie die Fernwartung für PCs, Maschinen und sonstige Anlagen. Bouten: „Ohne eine schnelle und stabile Leitung sind solche Vorgänge nicht möglich.“
Der Unternehmer wäre schon mit einer Leistung von 20 Mbit zufrieden, „Hauptsache, die Leitung ist stabil“. Und er hat sich schon nach Lösungen erkundigt: Richtfunk, Satellit, LTE, Hybrid. „Alles nicht machbar, da bei unserer geografischen Lage diese Techniken nicht funktionieren.“
Also sieht sich der Wankumer „auf Gedeih und Verderb“ der Telekom ausgeliefert. Die hat in ihrem Kündigungsschreiben „das Telekommunikationsnetz der Zukunft“ in Aussicht gestellt. Was das in Wankum bedeutet, meint ein Bekannter von Bouten mit Nähe zum Telekommunikationsriesen zu wissen: maximal acht Mbit.
Sauer ist Bouten auf die Wachtendonker Gemeindeverwaltung, die sich in Sachen Glasfaser für nicht zuständig hält und auf den Kreis verweist. „Wofür haben die im Rathaus einen Glasfaserbeauftragten?“ Er meint, dass sich Bürgermeister und Verwaltung in dieser Sache mehr einsetzen müssten. Auch die Informationspolitik macht ihn, ebenso wie manche Nachbarn, wütend. „Wieso müssen wir uns die Finger wund telefonieren, um zu fragen, ob uns jemand ausbaut?“ Dafür sei die Gemeinde zuständig. Dass es anders und besser geht, hat Bouten aus dem nahen Grefrath mitbekommen. Dort seien die Bürger vor Beginn der Ausschreibung über die Bedingungen zur Förderung der Ausbaugebiete informiert worden und konnten sich einbringen. Dort sei auch die tatsächliche Leistung gemessen worden statt nach einer Landkarte vorzugehen. Ergebnis: In fast allen Fällen erfolgte ein Anschluss.
Doch herrscht in einem anderen Nachbargebiet eine ähnliche Misere wie in Wankums Peripherie. Aus Straelen-Altbroekhuysen berichtet Rainer Ulenberg von einer Geschwindigkeit von 1,5 MBit/s im Download und 0,7 Mbit/s im Upload. „Unser Telekom-Tarif beinhaltet bis zu 6 MBit/s beziehungsweise 2,4 MBit/s, wovon wir weit entfernt sind.“ Auch dieser Bereich sei offensichtlich nicht als Fördergebiet ausgewiesen. Er würde es begrüßen, wenn die zuständigen Behörden ihre Planungen überdächten.