Geldern Jahresempfang der Grünen im Kurhaus

Geldern · Das Jahr 2015 war von Krisen, Gewalt und Flucht geprägt. Was man am Niederrhein tun kann, um internationale Verteilungskämpfe abzumildern, war ein Aspekt der Reden, die vor viel Publikum gehalten wurden.

 Fröhlich beim Jahresempfang im Kurhaus: Umweltminister Robert Habeck aus Schleswig-Holstein (li.), neben ihm Hermann Brendieck, Birgitt Höhn, Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing (parteilos) und Bruno Jöbkes,

Fröhlich beim Jahresempfang im Kurhaus: Umweltminister Robert Habeck aus Schleswig-Holstein (li.), neben ihm Hermann Brendieck, Birgitt Höhn, Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing (parteilos) und Bruno Jöbkes,

Foto: Evers

Gerne hilft der Direktor des Museums Kurhaus in Kleve, Prof. Harald Kunde, den Kreis-Grünen, an dieser Tradition festzuhalten: Einmal mehr veranstaltete der Kreisverband im Kurhaus seinen Neujahrsempfang. Birgitt Höhn und Bruno Jöbkes als Vorstands-Sprecher konnten in einen gut gefüllten Saal blicken. Neben Vertretern der Ortsverbände waren auch zahlreiche Kommunalpolitiker anderer Parteien sowie Vertreter von Verbänden und Institutionen anwesend. Selbst die Kreisjägerschaft, nicht immer einer Meinung mit den Grünen, zeigte durch den Besuch der Veranstaltung ihren guten Willen zum Austausch. Barbara Hendricks, SPD-Bundestagsabgeordnete des Kreises und als Bundesumweltministerin seit dem gelungenen Klimagipfel in Paris auch bei der Öko-Partei sehr anerkannt, war ebenso Gast wie Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing und Alt-Bürgermeister Theo Brauer.

"Ein neues Jahr ist immer auch eine Reise ins Unbekannte", stimmte Höhn ins Thema ein. Krisen, Terror und Gewalt jeder Art hätten das Jahr 2015 begleitet, und es sei zu befürchten, dass vieles davon sich in diesem Jahr fortsetzen werde. "Wir sollten trotzdem den Glauben an das Gute und an ein besseres Leben für alle nicht verlieren", sagte die Vorsitzende. Dazu sollte später übrigens auch der Hauptredner des Empfangs, Robert Habeck, stellvertretender Ministerpräsident und Umweltminister in Schleswig-Holstein, sich recht ähnlich äußern. Bevor es jedoch an den Gastvortrag ging, standen einige Grußworte und eine kleine Ehrung an: Der Gocher Hermann Brendieck, insbesondere im Wahlkampf unverzichtbarer Akteur, wurde für seinen jahrzehntelangen Einsatz ausgezeichnet. Er bekam ein modernes Gemälde eines Wachtendonker Künstlers.

Bruno Jöbkes bezog sich in seiner kurzen Rede auf die jüngsten Ereignisse in Köln und auf die nicht minder "widerwärtigen" Kommentare dazu im Netz. "Lasst den Hass weg und setzt stattdessen auf Herz und Hirn", empfahl er allen, die es sich zu leicht machen mit der fraglos schwierigen Flüchtlingsproblematik. Eigentlich war sein Thema aber der Klimawandel, der eine Herausforderung für alle Menschen auf der ganzen Welt darstelle. Mit Blick auf die hiesigen Kommunen stellte Jöbkes fest, dass leider oft zu wenig Rücksicht auf den Naturschutz genommen werde, man denke nur an den fortschreitenden Flächenverbrauch, an die noch immer zu wenig gekauften fair gehandelten Produkte, an die nicht immer gegebene Akzeptanz von Windkraftanlagen und anderen regenerativen Energien.

Der Gast aus Schleswig-Holsteinhatte sich vorab über den Kreis Kleve informiert, wie er versicherte. Er habe dabei herausgefunden, dass die Niederrheiner "sehr, sehr eigenständig" seien, oder, wie er von der Bürgermeisterin erfahren habe, "nicht zimperlich". Dass es sich um eine stark agrarisch geprägte Region handelt, habe er schon auf der Fahrt von Köln nach Kleve bemerkt. Und damit kam er auf die aktuelle Agrardebatte mit dem Preisverfall von Milch und Fleisch. "Wenn Landwirte feststellen, dass jeder zusätzliche Handgriff die Preise weiter verschlechtert, dann kann doch wohl dieses System nicht richtig sein!" Statt auf Massenproduktion sollte die Landwirtschaft auf Arten- und Naturschutz setzen, denn die Bauern gestalteten schließlich unsere gemeinsame Kulturlandschaft.

Grüne sind längst keine Fortschrittverhinderer mehr, sondern, wenn man Habeck zuhört, diejenigen, die sich der Zukunft stellen. Nicht zuletzt sei der Verteilungskampf um Wasser, Nahrung und Energie mitursächlich für Kriege und Flüchtlingsbewegungen. "Die Politik muss die Menschen ermutigen, am Horizont nach Chancen zu suchen, statt den Kopf nur in den Sand zu stecken."

(RP)
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