Issum Issumer sucht Zellspender gegen Krebs

Issum · Beim SPD-Fraktionsvorsitzenden Jochen Lischewski ist der Blutkrebs nach fünf Jahren wieder da. Hilfe kann er nur von einem Spender aus Texas bekommen. Der Issumer ruft dazu auf, dass sich mehr Leute typisieren lassen.

 Die Eishockeystars der Düsseldorfer DEG haben es gemacht. Mit einem Wattestäbchen haben sie sich die Mundhöhle abstreichen lassen zur Typisierung. So einfach geht es, Stammzellenspender zu werden, um etwa dem Issumer SPD-Politiker Jochen Lischewski (rechts mit seiner Frau Iris) zu helfen.

Die Eishockeystars der Düsseldorfer DEG haben es gemacht. Mit einem Wattestäbchen haben sie sich die Mundhöhle abstreichen lassen zur Typisierung. So einfach geht es, Stammzellenspender zu werden, um etwa dem Issumer SPD-Politiker Jochen Lischewski (rechts mit seiner Frau Iris) zu helfen.

Foto: Bretz/Seybert

Das Fahrrad steht in der Ecke. Damit zu fahren, daran ist für Jochen Lischewski nicht zu denken. Sport, das erfordert Sauerstoff, der im Blut transportiert wird. Und das funktioniert gerade alles nicht mehr richtig. Seine politische Arbeit als SPD-Fraktionsvorsitzender in Issum hat er auf ein Minimum heruntergefahren.

Lischewski ist an Blutkrebs erkrankt. "Es ist keine gesunde Produktion der Blutzellen da", erklärt der Issumer, der 2012 das erste Mal an AML (Akute Myeloische Leukämie), einer der bösartigsten Formen des Blutkrebses, erkrankte. "Die, die auch Guido Westerwelle hatte", sagt Lischewski. Viele Chemotherapien hatte er damals überstanden.

Issum: Issumer sucht Zellspender gegen Krebs
Foto: Seybert Gerhard

"Ich hatte nur eine Chance zu überleben, wenn passende Stammzellen gefunden würden", erklärt der Issumer. Zuerst wird bei den Geschwistern geschaut. "Mein Bruder ist leider schon an Krebs gestorben, bei meiner Schwester gab es nicht die nötige Übereinstimmung. Negativ", beschreibt er die Suche, die sich zu einem Wettlauf mit der Zeit entwickelte. Über die DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) und auch in der europäischen Stammzellenbank fand sich kein passender Spender, der 100-prozentig zu ihm passte. Erst bei der weltweiten Suche gab es endlich eine Übereinstimmung. Die Rettung kam aus Texas.

"Der genetische Zwilling", erklärt seine Frau Iris. "Jeder Spender mehr, der sich typisieren lässt, lässt die Chancen für mich und alle anderen steigen", sagt Lischewski. "Mitleid möchte ich nicht haben, das hilft nichts." Lieber möchte er, dass sich mehr Menschen typisieren lassen. "Mund auf - Stäbchen rein - Spender sein", zitiert er den Spruch der DKMS. Über das Internet lasse sich leicht so ein Set bestellen. Es geht um die Typisierung von Stammzellen, die dafür sorgen, dass gesundes Blut produziert wird.

Sollte man der passende Spender für einen anderen Menschen sein, bekommt man Medikamente, die die Stammzellenproduktion anregen. Die Stammzellen werden aus dem Blut herausgefiltert und dem an Blutkrebs erkrankten Menschen weitergegeben. "Das ist ein Krankenhausaufenthalt von ein bis zwei Tagen für den gesunden Menschen. Dafür schenkt man dem erkrankten Menschen aber ganz viele Lebensjahre", sagt Lischewski.

Bei ihm ist die Behandlung wegen des erneuten Ausbruchs der Erkrankung komplizierter. Dass seine erneute Erkrankung entdeckt wurde, war purer Zufall. Mit seiner Frau hatte er eine Schiffsreise in die Karibik unternommen, eine verspätete Hochzeitsreise. "Zu Iris habe ich damals gesagt, wenn ich das überlebe, halte ich um deine Hand an", sagt Lischewski. In der zweiten Woche der Reise sei ihm nicht mehr ganz wohl gewesen. Zurück in Issum, drängte ihn der Hausarzt zu einer Blutabnahme. Abends blinkte der Anrufbeantworter, Lischewski war noch bei einer politischen Veranstaltung gewesen. Das Labor rief an, kurze Zeit später der diensthabende Arzt. Danach führte der Weg in die Onkologie.

Die Rettung können für Lischewski T-Zellen sein, Lymphozyten. "Sie lösen eine Reaktion im Körper aus, das Böse zu bekämpfen und zu besiegen", beschreibt es der Issumer. Allerdings müssen die vom Erstspender, dem Mann aus Texas, sein, weil nur die sein Körper als nicht-feindlich erkennen würde. Anfang Dezember erfolgte der Aufruf in den USA. "Vor fünf Jahren hatte ich großes Glück, dass ich innerhalb von vier Wochen einen Spender gefunden hatte", sagt der Erkrankte. Diesmal hörten er und seine Frau lange nichts. Was ihn aufrecht hält, ist, dass er die Chemotherapien bisher ambulant bekam, abends immer wieder nach Hause zurückkehren konnte. Nach draußen geht er mit Mundschutz. Normale Keime können bei ihm schwerwiegende und langwierige Erkrankungen auslösen.

"Man merkt erst, wie wertvoll das Leben ist und wie belanglos viele Dinge sind", sagt Lischewski. Er wird nicht müde zu werben, sich typisieren zu lassen, um anderen zu helfen. Vergessen, dass ihm geholfen wurde, hat er nie. Im vergangenen Jahr ist er bei der Big Challenge im Kampf gegen Krebs mitgefahren. In diesem Jahr kann er das nicht. Zuerst muss er selbst den Kampf gegen den Krebs kämpfen.

(RP)
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