Anträge im Issumer Stadtrat Mehr „öko“ für das Altbierdorf

Issum · In diesem Jahr wird über viele Anträge entschieden, die den Ort „grüner“ machen sollen. Eine Idee ist ein Gemeindewald.

 Wie könnte Issum grüner werden? Eine Idee der Redaktion: Die Fotomontage zeigt die Brauerei mit Bäumen und Kletterpflanzen.

Wie könnte Issum grüner werden? Eine Idee der Redaktion: Die Fotomontage zeigt die Brauerei mit Bäumen und Kletterpflanzen.

Foto: Fotos: Mokwa, istock, Zehrfeld | Montage: Ferl

Bisher stand die Gemeinde Issum vor allem für eines: „die Heimat alter Braukunst“. Wahrzeichen ist die Diebels-Brauerei. In diesem Jahr werden sich Politik und Verwaltung vor allem aber mit ökologischen Themen beschäftigen. Alle drei Parteien im Rat, CDU, SPD und FDP haben dazu Anträge gestellt.

Die „grüne Wende“ kommt allerdings für Theo Lehmkuhl, Fraktionsvorsitzenden der SPD, nicht überraschend. „Lange vor Fridays for Future war das schon im Bewusstsein“, sagt er. „Wir haben einige sehr junge Mitpolitiker, zum Beispiel Lea Bongers, die Juso-Vorsitzende im Kreis ist. Durch die jugendlichen Mitglieder hat man auf einmal einen ganz anderen Blickwinkel und wird sensibilisiert.“

Ein Antrag der Issumer SPD ist das Anlegen eines Gemeindewaldes. 10.000 Euro Planungskosten sind dafür vorgeschlagen. „Es ist natürlich eine schwierige Sache“, gibt Lehmkuhl zu. Das Problem werde sein, große zusammenhängende Flächen zu erwerben, um einen solchen Wald anzulegen. Notwendig sieht die SPD die Maßnahme, weil Issum laut Beziekrsregierung ein „waldarmes Gebiet“ ist. „Ich bin kein Biologe, aber jeder gepflanzte Baum, hilft uns eine Menge weiter“, lautet das Credo von Lehmkuhl und seiner Partei. Wenn die Grünen im Rat einziehen sollten, sieht er auch eine Chance, dass endlich der Antrag auf eine Baumschutzsatzung durchgeht. Zwei Mal sei das bisher an den fehlenden Stimmen der FDP und CDU gescheitert.

Die beiden Parteien schwimmen „auf der grünen Welle“ mit. Nachhaltiges Handeln gebiete einem schon der gesunde Menschenverstand, sagt FDP-Fraktionsvorsitzende Brigitte Viefers. Ihr Wunsch: mehr an die Natur denken, mehr Hecken, weniger Steinwüsten. Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Gerd Stenmans, setzt weiterhin auf Blühstreifen, möglichst an öffentlichkeitswirksamen Stellen. Dann hätten nicht nur die Insekten etwas davon, sondern auch die vielen Radtouristen.

Ob Issum seinen Status vom Altbierdorf ins „Ökodorf“ ändern wird, die Diskussion habe es noch nicht gegeben, sagt Bürgermeister Clemens Brüx angesichts der vielen Anträge für ein „grüneres Issum“. Er könne nicht genau sagen, was die Definition „Ökodorf“ alles beinhaltet, „aber irgendwo die Richtung wollen wir schon einschlagen“. Es gelte, die Umwelt zu schützen. „Wir haben nur diese Welt.“ Und auch schon vor den Anträgen hat Issum angefangen, mehr Grün in die Gemeinde zu bringen. Mehr als 70 Bäume sind zuletzt gepflanzt worden. „Wir hatten zwei extreme Sommer. Viele Bäume haben nicht überlebt“, erklärt Brüx. Selbstverständlich setze man nun auf „klimaresistentere Bäume“.

Markus Weyers vom Bauhof nennt die Linde als Beispiel. Die habe zwar früher ihr Laub verloren, aber ansonsten keinen Schaden genommen. Im Rathauspark wird Ende März eine 200 Quadratmeter große Wildblumenwiese eingesät, am Graben von Haus Issum und am Clemens-Pasch-Platz wurden Blumenzwiebeln gesetzt, die Insekten im Frühjahr Nahrung bieten sollen. Im Rathauspark wird noch ein Insektenhotel entstehen.

Außerdem wurde 2019 komplett auf den Einsatz von Glyphosat verzichtet. Österreich verbietet seit 2019 als erstes Land in der Europäischen Union den Einsatz von Glyphosat, in Deutschland ist der Einsatz weiterhin erlaubt. Der Verzicht in Issum auf den Glyphosat-Einsatz kam bei der Bevölkerung allerdings nicht überall gut an. Das Problem: Was nicht vergiftet wird, muss per Hand geschuffelt werden.

In der Wachstumsphase kommen die Mitarbeiter des Bauhofs kaum mit der Arbeit hinterher. Vor allem auf den Friedhofswegen hätten es die Issumer aber gerne sauber, sprich unkrautfrei, nennt Weyers das Problem zwischen dem Anspruch, umweltfreundlich zu sein, und gleichzeitig Alternativen zu finden.

Im Gespräch ist Bürgermeister Brüx mit verschiedenen Kommunen, zum Beispiel Kerken, über die Einstellung eines Klimaschutzmanagers. „Jede Kommune und jeder Bürger hat die Pflicht, die Umwelt zu schützen“, sagt er. „Wir werden den Klimawandel allein in Issum nicht aufhalten, aber viele kleine Schritte gehen.“

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