Kultur im Altbierdorf Heiß – aufrüttelnd – zerbrechlich

Issum · In der neuen Ausstellung im Issumer His-Törchen treffen drei ganz unterschiedliche Charaktere aufeinander. Der Besucher kann in dem kleinen Museum des Altbierdorfs unter dem Titel „Dreisam“ sehr verschiedene Kunstformen und -techniken kennenlernen.

 "Dreisam" lautet die Ausstellung von Benn Pit van Lück, Karin Pötzsch und Anna Elisabeth Soppe.

"Dreisam" lautet die Ausstellung von Benn Pit van Lück, Karin Pötzsch und Anna Elisabeth Soppe.

Foto: Bianca Mokwa

Wer bisher das Bügeleisen für einen unliebsamen Haushaltsgegenstand hielt, der sollte auf jeden Fall die neue Ausstellung im Issumer His-Törchen besuchen und sich überraschen lassen. Dank des Bügeleisens entstehen unter den Händen von Anna Elisabeth Soppe Kunstwerke. Mit der Hitze des Eisens wird farbiges Wachs geschmolzen, das mit dem Bügeleisen auf Karten, Holz oder andere Flächen aufgetragen wird. „Encaustic“ heißt diese Kunst, und die Veerterin ist immer wieder erstaunt, dass es noch Menschen gibt, die von dieser Technik noch nie etwas gehört haben.

Schon die antiken Künstler Ägyptens und Griechenlands schufen so ihre Kunstwerke, und dank des Internets weiß die Künstlerin, dass die Encaustic weltweit verbreitet ist. Während sie in ihren Workshops die Menschen langsam an die „heiße Kunsttechnik“ heranführt, „malt“ sie komplette Landschaften und niederrheinische Impressionen. Nur mit dem Bügeleisen und dem Wachs entsteht so das Bildnis eines niederrheinischen Heiligenhäuschens inmitten einer idyllischen Landschaft. „Die Brillanz, die Effekte, die damit entstehen“, schwärmt die Künstlerin von der Technik und steckt mit ihrer Begeisterung an.

 Anna Elisabeth Soppe zeigt ihre Encaustic-Kunst in der aktuellen Ausstellung im Issumer His-Törchen. Bei dieser Technik spielt das Bügeleisen eine wichtige Rolle.

Anna Elisabeth Soppe zeigt ihre Encaustic-Kunst in der aktuellen Ausstellung im Issumer His-Törchen. Bei dieser Technik spielt das Bügeleisen eine wichtige Rolle.

Foto: Bianca Mokwa

Ausgelöst hat die bei ihr Benn Pit van Lück. Er schenkte ihr vor einigen Jahren ein Starterset, und seitdem ist Anna Elisabeth Soppe vom „Encaustic-Fieber“ infiziert. Benn Pit van Lück ist gebürtig aus Issum, lebt in Veert und ist als Maler, Bildhauer und Dichter vor allem für seine Werke, die auf Ausgrenzung und Missbrauch aufmerksam machen, bekannt. „Wir müssen uns kümmern gegen das Wegsehen“, sagt er. „Ich bin selber Missbrauchsopfer und fühle mich dazu verpflichtet.“ Bei der Ausstellung im Issumer His-Törchen will er dem Betrachter aber zeigen, dass er „auch anders kann“. „Gefühlvoller“ ist ein Begriff, den er verwendet, wenn er auf seine ausgestellten Gedichte hinweist. „Wenn Sie die lesen, da ist Herz drin“, sagt der Künstler. Aber ganz ohne Botschaft zum Nachdenken will er die Besucher der Ausstellung dann doch nicht entlassen. Da ist seine Skulptur „Flucht“ zum Beispiel und der „Schweigende Greis“. Die Materialien, mit denen er arbeitet, sind unterschiedlich. Beeindruckend ist sein Selbstporträt in Holz.

 Die Werke von Benn Pit van Lück haben bewegende Botschaften.

Die Werke von Benn Pit van Lück haben bewegende Botschaften.

Foto: Bianca Mokwa

Ihrem Material immer treu geblieben ist die Dritte im Bunde der Ausstellung, Karin Pötzsch. Seit 35 Jahren ist Porzellan der Stoff, aus dem sie schöne Dinge schafft. Die Fingerfertigkeiten zum filigranen Bemalen hat sie erlernt. Verschönert wird damit alles, vom kleinen Fingerhut bis zum großen Teller. Die Motive ergeben sich, wenn sie die Gegenstand sieht, verrät die 79-Jährige, die in Herongen zu Hause ist. So haben auf einer speziell geformten Platte Fische Platz gefunden, die sie mit viel Liebe zum Detail gemalt hat. Viele Arbeitsgänge sind nötig, um die verschiedenen Schattierungen hinzubekommen und die Farben durch Brennen haltbar zu machen. Dann sind die Gegenstände sogar spülmaschinengeeignet, sagt die Künstlerin und lächelt. Sie schafft Kunstwerke, die auch im Alltag Verwendung finden können.

 Karin Pötzsch bemalt Porzellan und fertigt filigrane Porzellanpuppen an. Manches ist für die Spülmaschine geeignet.

Karin Pötzsch bemalt Porzellan und fertigt filigrane Porzellanpuppen an. Manches ist für die Spülmaschine geeignet.

Foto: Bianca Mokwa

In den Vitrinen des His-Törchens finden sich nicht nur Teller und Bilder von ihr, sondern auch handgemachte Puppen, natürlich aus Porzellan. So unterschiedlich diese drei Künstler sind, so spannend ist es für die Besucher, die Ausstellung „Dreisam“ zu besuchen.

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