Interview mit einer Partnervermittlerin aus Geldern "Viele Kunden wollen etwas ändern, aber kein Abenteuer"

Geldern · Manuela Schmidt-Poschmann aus Geldern feiert mit ihrer "Partnervermittlung Petra" dieses Jahr 25-jähriges Firmenjubiläum. Im Interview mit unserer Redaktion spricht sie darüber, was ein Kunde von sich preisgeben muss, wie sie Enttäuschungen vermeidet und wie sich die Arbeit durch Online-Partnerbörsen verändert hat.

 Manuela Schmidt-Poschmann

Manuela Schmidt-Poschmann

Foto: Seybert, Gerhard

Was muss ein Kunde von sich preisgeben, um von Ihnen vermittelt zu werden?

Schmidt-Poschmann Wir gehen sehr persönlich vor, gehen zu dem Kunden nach Hause und versuchen ihn im eigenen Umfeld kennenzulernen. Natürlich gibt es auch einen Fragebogen mit Daten zur Person, aber es zählt der Eindruck, den wir von dem Kunden gewinnen.

Suchen Sie dann jemanden mit den gleichen Interessen oder vermitteln sie auch Gegensätze?

Schmidt-Poschmann Wenn ich merke, jemand ist besonders schüchtern, dann kann es auch sein, dass wir jemanden suchen, der etwas forscher ist. Wenn es aber jemand ist, der besonders einfühlsam und lieb ist, dann suchen wir nach jemandem der auch einfühlsam ist.

Welche Berufe Frauen sexy finden
Infos

Welche Berufe Frauen sexy finden

Infos
Foto: dpa, Patrick Pleul

Wie begegnen Sie einem Kunden, der falsche Vorstellungen von sich oder dem Wunschpartner hat?

Schmidt-Poschmann Wenn jemand falsche Vorstellungen hat, muss man sie ihm auch ausreden. Das kann der Fall sein, wenn ein Kunde unrealistische Vorstellungen vom Alter des Partners hat — ein 70-jähriger Mann also nur nach 20-jährigen Frauen sucht.

Gehen Sie auch mal mit zu einem ersten Treffen zwischen den Suchenden?

Schmidt-Poschmann Ich persönlich nicht. Aber meine Mutter, die auch in der Vermittlung tätig war, hat es mal gemacht. Das war bei einem älteren Herren, der das gewünscht hatte.

Hat sich durch die zahlreichen Internetpartnerbörsen ihre Arbeit verändert?

Schmidt-Poschmann Als die Plattformen aufkamen, haben wir schon den Konkurrenzdruck gespürt. Aber jetzt haben wir es in vielen Fällen sogar mit Kunden zu tun, die dort enttäuscht worden sind oder niemanden gefunden haben. Viele arbeiten nur auf der Basis von Computerprofilen und schicken den Suchenden dann Adressen und Kontakte zu. Dazu gibt es viele schwarze Schafe, die für eine Vermittlung bis zu 8000 Euro verlangen. Da kommt dann zu der missglückten Suche nach Liebe noch mehr Frustpotenzial auf. Schließlich hat man viel Geld verloren.

Wie verhindern Sie, dass es bei Ihrer Vermittlung Frust gibt?

Schmidt-Poschmann Wir haben lange Vertragslaufzeiten, arbeiten langfristig mit den Kunden zusammen und wollen damit Fehler im Vorfeld vermeiden. Wir können dann viel besser Tipps geben. So machen viele ältere Kunden den Fehler, den neuen Partner mit dem alten zu vergleichen. Davon können wir einem Kunden abraten, wenn wir mehr über ihn wissen. Aber natürlich gibt es auch Anrufe von Kunden, die nicht zufrieden sind. Eine Garantie gibt es nicht.

Sie vermitteln hauptsächlich Partner der Generation "50-Plus". Warum wendet sich genau diese Generation an Sie?

Schmidt-Poschmann Wir haben es oft mit Scheidungsfällen zu tun. Die Betroffenen lassen die Scheidung erst mal sacken und kommen dann erst zu uns. Und ganz konkret hat nicht jeder Lust die Wochenenden in Tanzlokalen zu verbringen und dort zu suchen. Wobei es ja auch nicht so viele Angebote für diese Generation gibt.

Viele Kunden beschreiben sich selbst als "selbstständig", "finanziell unabhängig" und "gestanden". Wie wichtig ist neben der Liebe die Sicherheit für diese Kunden?

Schmidt-Poschmann Das ist oft der wichtigste Faktor. Viele Kunden wollen etwas in ihrem Leben ändern, aber eben kein Abenteuer. Sie wollen eine feste Beziehung. Aber auch für uns geht es um Sicherheit. Wir rufen unsere Kunden zum Beispiel einige Zeit nach dem ersten Anruf zurück, um zu testen, ob sie wirklich unter der Nummer erreichbar sind. Wir wollen wissen, ob sie nicht über eine Vermittlung oder aus dem Büro heraus etwas vorspielen. Es gibt eben auch Anrufer, bei denen sich herausstellt, dass sie verheiratet sind und über Schleichwege ein Abenteuer oder eine Affäre suchen.

Die Fragen hat Aaron Clamann gestellt.

(ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort