Geldern Ingenhaags geben Veerter Café auf

Geldern · Keine Einigung mit dem Vermieter über die Laufzeit des Pachtvertrags. Mitte März ist Schluss für den beliebten Treffpunkt im Ortskern. Bedauern bei der Bevölkerung. Ein neuer Betreiber ist bereits gefunden.

 Das war im Frühjahr 2015: Christoph und Jessica Ingenhaag feiern die Eröffnung ihres Cafés. Nach knapp drei Jahren soll alles aus sein.

Das war im Frühjahr 2015: Christoph und Jessica Ingenhaag feiern die Eröffnung ihres Cafés. Nach knapp drei Jahren soll alles aus sein.

Foto: seybert

Strahlende Gesichter gab es bei Gästen und Betreibern. Das war im April 2015, als Christoph und Jessica Ingenhaag ihr Café im Herzen von Veert eröffneten. Jetzt steht das Lokal an der Josefstraße 1 vor dem Aus. "Unser Pachtvertrag endet am 15. März", bestätigte Jessica Ingenhaag auf Anfrage.

Das drückt die Stimmung. Und zwar vor allem bei den vielen Veertern, die bei dem Ehepaar gerne die selbst gemachten Torten und Eisspezialitäten genossen. "Endlich mal ein Hit für Veert", hieß es über das belebende Element im Ortskern. Und es gab noch mehr Lob: ein schöner Treffpunkt nach der Kirche, für Familienfeiern, eine kleine Auszeit zwischen Spielplatz und Zuhause, ein gemütlicher Treffpunkt gerade für ältere Bürger. Im Sommer waren die Kinder nach der Schule oft dort anzutreffen. Auch manche Radfahrer machten auf ihrer Tour dort Station. Oft musste man auf einen Sitzplatz warten.

Betrübt sind auch die Ingenhaags. "Wir haben uns mit dem Café einen Traum verwirklicht", sagt die 39-jährige Betreiberin. Man habe viel Geld in die Hand genommen, umgebaut, Schulden gemacht. Der Zuspruch der Veerter und anderer Gäste sorgte dafür, dass "wir in den grünen Bereich kommen". Ein Weitermachen indes scheitert an den unterschiedlichen Vorstellungen über die Laufzeit des neuen Pachtvertrags. Wie Verpächter Clemens Scholten schreibt, mietete Christoph Ingenhaag das Café im Februar 2015 für die Dauer von zwei Jahren mit einer Verlängerung auf bis zu acht Jahre. "Bereits im Juli 2016 erhielt ich die schriftliche Kündigung des Vertrages zum Ende der Zwei-Jahres-Frist." Der Vertrag sei dann noch einmal um ein Jahr bis März 2018 bei einer Reduzierung der Miete um 30 Prozent verlängert worden. Eine weitere Verlängerung sei nicht zustande gekommen, weil Ingenhaag eine Mietdauer von mindestens drei Jahren nicht akzeptiert habe.

"Wir können keine langfristigen Mietverträge eingehen", beschreibt Jessica Ingenhaag ihre Situation. Ihr Mann und sie seien alleine, dazu kommen zwei kleine Kinder. "Bei 80 Stunden in der Woche muss was hängen bleiben." Das Ehepaar führe das Café zwar mit Herzblut, "aber wir wollen uns nicht kasteien".

Die Aushilfskräfte seien prima, doch "wir brauchen ein ,Mädchen für alles'", sagt die Café-Betreiberin. Ein Versuch mit einer Servicekraft habe 2016 nicht funktioniert. Und ein Konditor sei so gut wie nicht zu finden. Scholten sei bei der Höhe der Pacht im laufenden Vertrag sehr entgegengekommen. Doch die jetzt von ihm gewollte Vertragslaufzeit und Pachthöhe seien nicht zu schaffen. Ingenhaags wollten nur für ein Jahr verlängern.

Schade findet es Jessica Ingenhaag, dass sie das Café aufgeben müssen. Beide Eheleute werden in ihre alten Berufe zurückkehren, er als Konditor, sie als Buchhalterin.

Scholten ist als Vermieter des Cafés daran gelegen, den Treffpunkt im Ort dauerhaft zu erhalten. "Dazu braucht es einen Mieter, der gewillt ist, den Betrieb langfristig aufrecht zu erhalten." Und den habe er auch gefunden, Einen Namen will er nicht nennen. "Es geht weiter", versichert er.

Bedauerlich findet auch Veerts Ortsbürgermeister Heinz Manten das Ende für das Café Ingenhaag. "Das war über die Jahre ein beliebtes Ziel. Aber das ist halt Marktwirtschaft." Er habe mit dem Nachfolger gesprochen, Manten gab Anton Janssen als Namen an. "Der will weiter für den Brotverkauf und die Caféteria sorgen."

(RP)
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