Inge Matzke hat Geburtstag Walbecks Vortänzerin wird 85

Walbeck · Aus dem Cassettenrecorder klingen Schlager wie ein „Bossa Nova“, ein Rock’n’Roll oder das Lied „Der kleine Floh“. Inge Matzke gibt heiter, aber bestimmt, den Rhythmus an in ihrem Seniorentanzkreis. Heute hat sie Geburtstag.

 Inge Matzke bringt mit dem Tanzen Schwung in ihr Leben und in das der anderen Gruppenmitglieder.   RP-Foto: Evers

Inge Matzke bringt mit dem Tanzen Schwung in ihr Leben und in das der anderen Gruppenmitglieder. RP-Foto: Evers

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Seniorentreffen gleich Kaffee trinken, Kuchen essen und plauschen über Gott und die Welt? Diese Formel trifft auf Inge Matzke aus Walbeck so gar nicht zu. „Dieses Klischee hatte seinerzeit meine betagte Mutter schon bemängelt“, sagt die Seniorin, die eine Tanzgruppe dort im Pfarrheim ehrenamtlich leitet. Inge Matzke wird heute, am 19. Dezember, nach dem persönlichen Lebenskalender 85 Jahre alt, wirkt aber unglaublich agil.

Ihr fröhliches Wesen wirkt ansteckend auf die Mitmenschen. Genau dieses Ziel möchte Inge Matzke erreichen: „Den Menschen eine Freude bereiten, und sie kommen aus dem Alltag heraus.“ Darum geht sie ebenfalls wöchentlich zum Singen mit den Bewohnern in die Seniorenresidenz am Hofgarten. Meist Volkslieder, weil die meisten da textsicher sind.

Zurück zum Tanzkreis: Aus dem Cassettenrecorder klingen altbekannte Schlager wie ein „Bossa Nova“, ein Rock’n’Roll oder das Lied „Der kleine Floh“. Inge Matzke gibt heiter, aber bestimmt, den Rhythmus an in ihrem Seniorentanzkreis. Besser gesagt die Bewegungsabläufe: „Block, Kreis, Gasse, Square oder Paartanz. Wer die Grundschritte kann, kommt überall weiter. Wir bearbeiten jedes Mal sieben bis zehn Tänze in anderthalb Stunden.“ Wer beim Begriff „Seniorentanz“ müde aufhorcht, wird alsbald in der Frauenrunde ab etwa 60 Jahren sofort eines Besseren belehrt. „Andere stricken und basteln. Wir tanzen“, schwingt sofort die Begeisterung aus der Gruppe mit. „Tanzen ist das Allerbeste fürs Gehirn“, bestätigt eine 79-jährige Schülerin. „Ich habe schon viel für meine Gesundheit im Leben gemacht. Das hier ist Bewegung von Kopf bis zu den Füßen.“ Die Walbeckerin ergänzt belustigt: „Seit ich tanze, bin ich viel aktiver. Ich komme jetzt beim Putzen besser in die Ecken.“

Erst seit sechs Jahren wohnt Inge Matzke in direkter Nachbarschaft zu ihrer Tochter in Walbeck. Duisburg-Rheinhausen war lange der Mittelpunkt des Familienlebens. Wo ihre beiden Töchter aufwuchsen. Inge Matzke war Hausfrau und Mutter, pflegte die nahen Angehörigen und ihren früh verstorbenen Ehemann. Später sang sie im Frauenchor. Eine Mentorin ermutigte sie zur Ausbildung im Seniorentanz über den Bundesverband. Es folgten ab 1995 Grundkurse und zwei weitere Lehrgänge, so dass sie locker immer noch rund 300 Tänze aus ihrem Repertoire abrufen kann.

Der Zufall führte sie in die Nähe des Kurorts Bad Kissingen. Inge Matzke brach ihre Zelte im Ruhrgebiet ab und leitete für neun Jahre im Nachbarort Bad Bocklet Tanzfreizeiten. Eine bunte Bildergalerie von Darstellern in historischen Kostümen in ihrem heimischen Esszimmer erinnert an diese abwechslungsreiche Zeit. „Wir haben uns passend mit historischen Kostümen ausgestattet, den jährlichen Umzug zum berühmten Rákóczi-Fest begleitet und zum Schluss in Bad Kissingen historische Tänze dargeboten“, erinnert sich die Jubilarin.

Nach Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt, leitete sie ab 2007 weitere Tanzkurse über die VHS in Rheinhausen. „Im Mai 2019 habe ich mich davon verabschiedet. Das Fahren wurde mir zu viel“, bestätigt die Jubilarin, die am Wochenende mit den beiden Töchtern und zwei Enkelkindern feiern will.

Im Walbecker Seniorentanzkreis wird es wohl wegen der Weihnachtspause noch bis ins neue Jahr dauern, bis die Gruppe ihre Leiterin hochleben lassen wird. „Da gibt es ein festes Ritual“, beschreibt Inge Matzke den beliebten Geburtstagstanz. Es sei ein Reigen zu Ehren der Jubilarin. Wie war das nochmal? Wiegen, wiegen, vor, gehen, wiegen, Wechselschritt, vor, zurück.

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