Nach Absage von EPS-Umzug Landgard sucht Dialog in Lüllingen

LÜLLINGEN · Bei einem öffentlichen Infoabend stellten Lüllinger Bürger Forderungen an Landgard und EPS. Erste Konzepte zur Lösung der Verkehrssituation werden nun erarbeitet. Anlieger beklagten fehlenden Lärm- und Umweltschutz.

 EPS-Geschäftsführer Norbert Engler stand beim öffentlichen Infoabend von Landgard in Lüllingen Rede und Antwort.

EPS-Geschäftsführer Norbert Engler stand beim öffentlichen Infoabend von Landgard in Lüllingen Rede und Antwort.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Aus allen Nähten platzte der Landgasthof Luyven am Donnerstagabend. Auf Einladung der Landgard hin wurde ein Dialog mit den Bürgern Lüllingens gesucht. 449 Personen hatten bereits im Vorfeld eine Petition unterschrieben, mit der das Bauvorhaben durch das Euregionale Pflanzenservicecenter (EPS) verhindert werden sollte. Hier hatten offenbar auch Bürger unterschrieben, die lediglich gegen die zu erwartende schlechte Verkehrssituation waren – nicht jedoch gegen das gesamte Bauprojekt per se.

Viel Chaos und Durcheinander sowie Emotionen prägen den Konflikt zwischen den Anwohnern und den Unternehmen Landgard und EPS. Generell schien der Bedarf nach einem vernünftigen Austausch und einer funktionierenden Kommunikation groß zu sein. Genau das beklagten nämlich viele Anwesende eingangs auf der Veranstaltung. Die zu Beginn fehlende Kommunikation und nicht erbrachte Aufklärung hätten den Unmut und Frust einiger Bürger befeuert.

Armin Rehberg ist seit 2013 im Vorstand von Landgard. Er bezog Stellung zum Vorhaben seines Unternehmens, die Unternehmensstruktur im Gelderner Stadtteil verbessern zu wollen. „Lüllingen ist für Landgard ein verdammt wichtiger Standort“, lässt Rehberg wissen. Auch wenn EPS und Landgard zunächst einmal Wettbewerber seien, würden beide Unternehmen voneinander profitieren, wenn sie in Lüllingen den Standort gemeinsam umstrukturieren und eine Kooperation aufbauen. Zu Zeiten eines harten Strukturwandels und eines globalen Marktes sei dies aus unternehmerischer Sicht die einzige Lösung mit Zukunftsperspektiven für das Pflanzengeschäft.

Lüllingen müsse für diese sich anbahnenden Herausforderungen gewappnet werden. Die Produktionsstätten des Unternehmens seien nicht mehr zeitgemäß, so Rehberg. Gegenwärtig könne Landgard dort noch gute Umsätze erzielen – auf lange Sicht müsse man sich jedoch fragen, ob man in Lüllingen investiert oder den Standort wechselt.

Dass es bei einem Bauvorhaben wie jenem von EPS nicht nur Gewinner gibt, das weiß auch Rehberg: „Es gibt immer direkte Anlieger, die in ihrer Lebensqualität durch Bauvorhaben wie Parkanlagen oder andere Maßnahme beeinträchtigt werden“, erklärt er mit nüchternem Blick.

Die Anwohner bezogen klar Stellung, welche Dinge ihnen am Herzen liegen. Sollten die Bauherren aus Sicht der Bürger gute Konzepte für die drei großen Säulen – Verkehrssituation, Lärmschutz und Einhaltung von Umweltauflagen – vorweisen, dann würde die Mehrheit der Lüllinger Bürger dem Bau sogar positiv gegenüberstehen.

Für Gelderns Bürgermeister Sven Kaiser sticht eine Säule besonders hervor. Grundvoraussetzung zum Weitermachen sei eine intakte Verkehrsinfrastruktur. Sofern dieses Thema nicht geregelt sei, würde das Projekt an dieser Stelle stagnieren, heißt es. „Es ist überhaupt noch nichts genehmigt und auch kein Plan da, der genehmigt werden kann“, informiert Kaiser. Gegenwärtig gebe es noch keine konkreten Lösungsansätze für die zu erwartende Verkehrsproblematik.

Wenige Stimmen sind der Meinung, dass sich die Verkehrslage gar nicht drastisch verändern würde. Dieser Meinung ist beispielsweise Franz-Josef Schiffer, Geschäftsführer einer Kevelaerer Spedition. Im Verhältnis zu Landgard und Gasa würde EPS nur einen geringen Teil ausmachen. Die problematische Verkehrslage sei damit nicht nur Englers Unternehmung in die Schuhe zu schieben, so Schiffer.

Für die beiden anderen Säulen (Umwelt- und Lärmschutz) sei Landgard gegenwärtig kein gutes Beispiel. Der Meinung ist jedenfalls Anwohner Arne van Lipzig. Auch berichtet eine anwesende Anliegerin von Unrat und Hinterlassenschaften einiger Fernfahrer, die in Büschen auf dem Gelände von Landgard ihr Geschäft verrichteten. Lkw-Fahrer würden darüber hinaus auch regelmäßig mitten in der Nacht hupen. Auch gebe es Männer, die nachts auf dem Firmengelände herumbrüllen würden, erzählt sie. Rehberg nahm diese Kritik an und gab Signale, hier etwas zu unternehmen.

Ein weiterer kritischer Punkt sei im Regionalplan von 2008 zu erkennen. Für das Areal, auf dem sich EPS ansiedeln will, sei eine Pufferzone (naturnahes Gebiet) von vier Hektar vorgesehen, merkt Diplom-Ingenieur Volker Schillings energisch an. Das wäre genau die Hälfte des Gesamtgebiets, das EPS bebauen lassen will.

„Wenn eine vier Hektar große Fläche so genutzt werden muss, dann machen wir das“, versichert Engler. Inwieweit das Territorium dann noch wirklich für sein Unternehmen lukrativ ist, dazu äußert sich der EPS-Geschäftsführer nicht. Ausgearbeitete Konzepte und Lösungsansätze gibt es derzeit noch nicht.

Wie es in dieser Sache genau weiter gehen soll, steht also noch in den Sternen.

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