Greifvogel in Straelen Nachwuchs bei den Wanderfalken auf dem Wasserturm

Straelen · In Straelen ist das Nistangebot von einem Paar der einst vom Aussterben bedrohten Greifvögel angenommen worden. Eine Videokamera erlaubt Einblicke in die Kinderstube der drei Jungvögel in luftiger Höhe.

 Per Video lassen sich die Wanderfalken im Nest gut beobachten.

Per Video lassen sich die Wanderfalken im Nest gut beobachten.

Foto: Stadt Straelen

Für Vogelfreunde in Strae­len, und nicht nur für die, gibt es derzeit ein besonderes „Fernsehvergnügen“. Sie können ein Wanderfalkenpaar bei der Aufzucht seines Nachwuchses beobachten. Die Kinderstube befindet sich in luftiger Höhe auf Strae­lens Wasserturm.

Bereits Ende März gab es von dort gute Nachrichten. Ein Wanderfalkenpaar hatte das auf dem Wasserturm eingerichtete Nistangebot angenommen und begonnen, Eier auszubrüten. Die Hoffnung auf Nachwuchs wurde erfreulicherweise erfüllt, denn die installierte Webcam liefert Bilder von drei munteren Jungvögeln mit einem Elternteil im Nistkorb. Bürgermeister Hans-Josef Linßen freut sich mit den Anwohnern, die die Wanderfalken schon im vorigen Jahr beobachtet hatten, über den Erfolg der Nisthilfe: „Es ist toll zu sehen, dass das Wanderfalkenpaar das von uns geschaffene Nistplatzangebot so erfolgreich angenommen hat.“

Städtische Mitarbeiter hatten den Nistkorb im Februar samt Kies für die Nistunterlage mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Straelen auf das Dach des Turms befördert. Hohe Türme oder Bauwerke werden von den Wanderfalken verstärkt als Nistplätze angenommen und lösen die Felsbrutplätze ab. Da sie ihre Nester nicht selber bauen, sondern Nischen in hohen Felsen oder an Gebäuden nutzen, war das Anbringen dieser artspezifischen Nisthilfe mit Kiesunterlage laut Stadt genau das richtige Mittel, um das Wanderfalkenpaar bei der Suche nach einem geeigneten Nistplatz zu unterstützen. Im vergangenen Jahr fehlte diese Unterstützung noch, und der Brutversuch schlug fehl.

So sieht ein ausgewachsener Wanderfalke aus.

So sieht ein ausgewachsener Wanderfalke aus.

Foto: Norbert Wolf

Monika Hertel ist froh über die jungen Falken. Nicht nur als Straelenerin, sondern auch in ihrer Eigenschaft als Nabu-Kreisvorsitzende. Als der Nabu (damals noch Deutscher Bund für Vogelschutz, DBV) den Wanderfalken 1971 zum ersten „Vogel des Jahres“ ausrief, war es für diese Art buchstäblich fünf vor zwölf. Der langjährige Einsatz von Pestiziden, so Monika Hertel, habe die Wanderfalken-Population in Nordrhein-Westfalen zusammenbrechen lassen. Das Gift sammelte sich im Fett der Beutetiere. „Das führte dazu, dass die Eierschalen so brüchig wurden, dass sie während der Brut zerbrachen.“ Für einen weiteren Aderlass sorgten Nestplünderer, die die Eier in arabische Länder verkauften, wo Falken ein Status-Symbol sind.

Doch konsequente Schutzmaßnahmen waren erfolgreich. Der Bestand entwickelte sich positiv. 2008 wurde der Wanderfalke aus der Roten Liste NRW entlassen, ist aber weiterhin von Schutzmaßnahmen abhängig. Die Wiederbesiedlung in NRW begann laut Monika Hertel 1986 mit einem Brutversuch gezüchteter Falken am Kölner Dom und der ersten erfolgreichen Brut dort 1987. Ab dann begann die Installation von Bruthilfen für den Felsenbrüter an sehr hohen Gebäuden wie Schornsteinen und Kirchtürmen. Die Wanderfalken-Population in NRW ist mit 237 Revierpaaren 2019 und 441 ausgeflogenen Jungfalken weiterhin stabil. Davon sind 44 erfolgreich brütende Brutpaare im Regierungsbezirk Düsseldorf. Mehrere Brutpaare ließen sich bereits an Kirchtürmen im Raum Geldern nieder. „Aber ein Wasserturm mit Kameraüberwachung ist etwas Besonderes“, meint die Nabu-Expertin.

Wer die Wanderfalken und ihren Nachwuchs selbst beobachten möchte, ruft einfach den folgenden Link in jedem RTSP-fähigen Streamingprogramm auf: rtsp://Video:Straelen47@amjeglo04nbqxjtb.myfritz.net:555/ISAPI/Streaming/Channels/2. HTTP-Zugriff erhalten Interessenten über diesen Link. Die Login-Daten lauten: Benutzername: Video Passwort: Straelen47. Auf Videostream 1 ist die Wanderfalkenfamilie rund um die Uhr zu beobachten.

Auch Monika Hertel wirft immer mal wieder einen Blick in den Wasserturm. „Unten links von Kamera 2 auf Kamera 1 umschalten, sonst sieht man nichts“, empfiehlt sie.

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