Was macht eigentlich...? Eine Aktion der Rheinischen Post und der Stadtwerke Geldern Dem Pferdesport bleibt „Paddy“ treu

Geldern · Mit dem Baby-Markt hatte Hans-Rütger Boekstegen 1984 eine geniale Geschäftsidee. Eigentlich wäre er gern Arzt geworden.

 Seit 54 Jahren ist Hans-Rütger „Paddy“ Boekstegen ein begeisterter Reiter.

Seit 54 Jahren ist Hans-Rütger „Paddy“ Boekstegen ein begeisterter Reiter.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Erkundigt man sich in Geldern nach Hans-Rütger Boekstegen, schaut man vermutlich in viele fragende Gesichter. Wer bitte? Ganz anders sieht das allerdings aus, wenn man nach „Paddy“ Boekstegen fragt. Sein Leben lang begleitet ihn dieser Spitzname. Woher kommt der eigentlich? Hans-Rütger Boekstegen sagt: „In der Schule war ich nicht gerade der sportlichste. Wenn ich nach dem Ball trat, war da ein Loch im Boden und er Ball bleib ruhig liegen. Nachdem wir im Englischunterricht ein Gedicht gelesen hatte, in dem Paddy vorkam, fiel der Name nachmittags beim Sport erstmals für mich.“

Bleiben wir also auch dabei: „Paddy“ Boekstegen, heute 74 Jahre alt, wurde in Groß-Müden geboren. Schon 1946 ging es für die junge Familie nach Geldern, zunächst an den Westwall, ab 1952 dann zur Issumer Straße, wo seine Eltern das Wäsche- und Bekleidungsgeschäft betrieben. Nach der Volksschule ging es zum Gymnasium, 1964 wurde Abi gemacht – „ohne Schleife“, wie er betont. Mit der Berufswahl wurde es dann schwieriger: „Paddy“ Boekstegen wollte Medizin studieren, sein Vater hatte vor allem finanzielle Bedenken. Also ging er zu C&A, einem Unternehmen, das wegen seiner Ausbildung einen sehr guten Ruf hatte. „Die Läden waren damals nur in Großstädten. Man kam viel herum und hatte auch gute Zukunftschancen“, so „Paddy“ Boekstegen. Der junge Mann war finanziell unabhängig und genoss das Leben in den Häusern mit Haushaltshilfen, in denen das Unternehmen die Nachwuchskräfte einquartierte. Doch der Tod des Vaters 1965 verhinderte die Kaufhauskarriere.

Seine Mutter führt das 1961 neu gebaute Geschäft „Textil- und Bettenhaus Boekstegen“ in Geldern allein. Also ging es 1967 zurück nach Geldern, wo „Paddy“ Boekstegen ab 1974 die Gesamtverantwortung für das Geschäft hatte. Nicht unbedingt zu seiner Begeisterung: „Ich bin eigentlich kein Händler. Verkaufen und abrechnen war nicht meine Welt.“ Und es zeigte sich, dass das Konzept, vom Herrenhemd über Bettwäsche bis zu Berufskleidung und Damenmode alles anzubieten, nicht zukunftsfähig war. „Paddy“ Boekstegen entschied sich für die Spezialisierung auf Kindermode. Als dann noch die Dresdner Bank als Mieter einen Teil der Räume übernahm, sah es wirtschaftlich zunächst besser aus.

„Paddy“ Boekstegen hatte jedoch noch eine ganz andere Idee. 1984 eröffnete er den ersten Baby-Markt in einer Halle bei Ikea in Kaarst. Das Konzept: Einfache Ladeneinrichtung, aber ein umfassendes Angebot zum guten Preis. Und das kam bei den Kunden an. Zunächst wuchs der erste Markt stetig, bis aus 400 Quadratmetern 1400 Quadratmeter Verkaufsfläche wurden. Und dann kamen viele Filialen dazu: Zuerst in Köln, es folgten Bremen, Essen, Herne, Mülheim, Hamm, Oldenburg und Krefeld. Das Geschäft florierte, bis er sich 2011 nach einigen unerfreulichen Erfahrungen wegen einer möglichen Nachfolge davon trennte. Immerhin: An der Issumer Straße hat „Paddy“ Boekstegen, der mit seiner Frau Karin in Veert lebt, noch sein Büro.

Und was macht er heute? „Ich habe viele Hobbys, ich komme nur nicht dazu“, sagte er lachend. Sein neuer „Job“: Er hilft seiner Tochter, die eine Zahnarztpraxis speziell für Kinder im Nierspark führt, bei den kaufmännischen Aufgaben. Tatsächlich haben beide Töchter nämlich seinen Traum von einer medizinischen Laufbahn umgesetzt. Die zweite Tochter ist Tierärztin in Bayern. Vier Enkel in Geldern und drei in Süddeutschland fordern auch ihre Zeit. Da bleibt für den Mitbegründer des Golfclubs Schloss Haag nicht mehr viel Zeit für eine Runde über den nahen Platz. Nicht nehmen lässt er sich aber das Reiten: Auf der Boeckelt kann man ihn immer wieder mal hoch zu Ross treffen. Seit 54 Jahren gilt seine Liebe dem Pferdesport, auch wenn der Altherrenreitclub sich nur noch zum Stammtisch trifft. Dazu kommen noch Reisen, Ausflüge mit dem früheren Kegelclub, der Kochclub und Radtouren, die dank des E-Bikes auch einmal länger sein dürfen.

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