Dichter in Geldern Lara Bodden gewinnt beim Poetry Slam

Geldern · Themen in der Tonhalle waren Geschlechter-Klischees und tragikomische Bus-Begegnungen, die Frage nach der eigenen Realität sowie die Personifizierung der Politik. Klaus Thoms feierte mit 77 Jahren seine Slammer-Premiere.

 Lara Bodden, 20 Jahre alt, ist Gelderns neue Stadtmeisterin im Poetry Slam.

Lara Bodden, 20 Jahre alt, ist Gelderns neue Stadtmeisterin im Poetry Slam.

Foto: Norbert Prümen (nop)

„Wir haben diesen Abend ins Leben gerufen, weil sich hier in der Stadt so gar nichts in Richtung Poetry Slam tat, und der Erfolg gab uns recht“, erklärte Inge Ruhs, die Vorsitzende des Kunstvereins Gelderland. Die zahlreichen Besucher der vollbesetzten Tonhalle der Kreismusikschule gaben ihr mit viel Applaus Recht. Heutzutage gibt es eine blühende Poetry-Szene in der Umgebung. Erneut moderierte der extra aus Münster angereiste Jens Kotalla den Abend. Er brachte die Anwesenden mit Tierstimmen-Imitationen und Gebärdenapplaus in Stimmung.

Als „Special Guest“ trat Michael Schumacher aus Xanten auf, der Gewinner des Vorjahres. Dies war eine gute Idee, damit die Zuschauer so schon einmal die Punktevergabe proben konnten und damit keiner der konkurrierenden Slammer als erster auf der Bühne stehen musste. Nach diesem Test begann das eigentliche Poesie-Turnier, das wie immer extrem abwechslungsreich war.

Lara Bodden (20), die bereits Mikro-Erfahrung hatte, stellte die Frage: „Was wäre, wenn ich ein Junge wäre?“ und thematisierte Geschlechterrollen sowie deren Klischees. Sie fragte: „Wer sagt, dass es falsch ist, wenn ich als Mädchen meine Meinung sage?“ Weiter ging es mit Lena Arrets (16), die zum ersten Mal bei einem Wettbewerb antrat. In ihrem Beitrag wollte sie wissen: „Was ist, wenn die Politik ein Mensch wäre? Was würde sie fühlen?“

Katharina Hayn (20) lieferte einen herzerfüllten Text ab, in dem sie ihre Beziehung zu ihrem epileptischen und körperlich sowie geistig schwerstbehinderten Bruder beschrieb. Sie verriet: „Du bist der Einzige, dessen Lachen mich zum Weinen bringt“ und betonte: „Von dir lerne ich mehr, als aus jedem einzelnen Buch“. Anne Hoverath (17) redete im Anschluss über ihre Vorbilder und stellte fest: „Bei der Frage, wer ich sein will, habe ich jeden Tag die freie Wahl.“

Nach einer kurzen Pause startete die zweite Gruppe. Es kam jeweils der Gewinner aus einer Gruppe ins Finale. Dann wurde bewertet, welcher zweite Platz die meisten Punkte hatte, um einen dritten Kandidaten zu bekommen. Dies wurde gemacht, „weil nach der Pause die Punkte prinzipiell immer höher gehen, da die Leute so gut gelaunt sind“, sagte Jens Kotalla.

Katharina „Kitkat“ Opitz (16) war noch etwas nervös vor ihrem großen Einsatz, wuchs dann aber auf der Bühne über sich hinaus und analysierte die verschiedenen Arten von Freundschaften, die es gibt. Sie fragte abschließend: „Aber sag mir, bin ich deine Freundin für heute?“

Eine große Überraschung gab es, als Klaus Thoms (77), der ehemalige Vorsitzende des Kunstvereins Gelderland, seinen humorvollen Beitrag ablieferte. Er war zum ersten Mal mit dabei, sehr zur Verwunderung seiner Frau, die von all dem nichts wusste. Mit vielen Scherzen und Sprachdialekten sorgte er für die heitersten Momente des Abends. Abschließend bewegte Damir Plesnik (45) mit seiner tragikomischen Geschichte vom „Frittierfischer und seiner Frau“ die Anwesenden.

Ins Finale zogen Lara Bodden, Katharina Hayn und Klaus Thoms ein, die, nach einem weiteren Auftritt von Michael Schumacher, noch einmal ihre Wortgewalt unter Beweis stellten. Eine herzzerreißende Geschichte von Bodden, mehr Gags von Thoms sowie Hayns Vortrag über die Illusion der Realität, sorgten schließlich für die finalen Platzierungen. Diese wurden allesamt mit den von der Goldschminke Link gesponsorten Preisen ausgezeichnet. Ein bronzenes Mikrofon und der dritte Platz gingen an Klaus Thoms, die silberne Variante bekam Katharina Hayn. Das vergoldete Mikrofon sowie der erste Platz wurden Lara Bodden verliehen.

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