Geschichte Das alte Geldern im Miniaturformat

Geldern · Das rund 50.000 Euro teure Modell steht nun am Marktplatz und lockte schon viele Neugierige an. Historiker Heinz Bosch ging während der Präsentation des Reliefs am Samstag auf die Geschichte der Stadt ein.

 Auf großes Interesse stieß die Präsentation des Stadtreliefs am kleinen Markt in Geldern. Bürgermeister Sven Kaiser (M.) enthüllte mit Heinz Bosch (r.) das Kunstwerk.

Auf großes Interesse stieß die Präsentation des Stadtreliefs am kleinen Markt in Geldern. Bürgermeister Sven Kaiser (M.) enthüllte mit Heinz Bosch (r.) das Kunstwerk.

Foto: Prümen, Norbert (nop)

Seit Samstagvormittag kann man auf dem Gelderner Marktplatz einen Blick zurück in die Zeit werfen und sehen, wie der örtliche Marktplatz vor dem 2. Weltkrieg ausgesehen hat. Bei der großen Eröffnung begrüßte Ortsbürgermeister Johannes Leurs die versammelte Menge und zahlreiche Helfer, Schmiede und Künstler, die bei der Erstellung des Bronzereliefs geholfen haben. Bürgermeister Sven Kaiser erklärte danach, dass das vom Verein „Pro Markt“ geführte Projekt „nur durch eine Vielzahl von Spenden entstehen konnte, die all das hier ermöglicht haben“.

Steinmetz van Hees, Jürgen Hüsken von der Kunstgießerei Butzon und Bercker, die Modellbauer Agatha Schubert-Hauck und Michael Franke sowie Künstler Peter Busch und Historiker Heinz Bosch hatten Anteil daran, dass das massive Relief nun in all seiner Pracht am Markt steht.

Gut 50.000 Euro hat es gekostet. 30.000 Euro davon konnten durch Spenden eingenommen werden, 5000 Euro kamen vom Verein „Pro Markt“ und 15.500 Euro von der Bezirksregierung aus Mitteln des Integrierten Handlungskonzeptes. An dieser Stelle half Projektkoordinator Torsten Schneider von der Stadt Geldern mit.

Bei schönstem Sonnenschein hatten sich etliche Neugierige um die verhüllte Geschichtsbewahrung aufgestellt. „Der Standort ist sehr schön, weil man das Relief von allen Seiten betrachten kann“, so Sven Kaiser, der danach das Mikrofon an Zeitzeuge und Historiker Heinz Bosch übergab. Dieser führte die gespannten Zuschauer auf eine Reise durch die Geschichte: „In der 800-jährigen Geschichte der Stadt ist Geldern zweimal zerstört worden. Einmal 1703, und das Relief zeigt nun ein Stück Geldern, das nach dieser Zeit entstand. Was wir hier sehen, wurde im 2. Weltkrieg am 14. und 24. Februar 1945 zerstört. Damals gab es noch einen großen und einen kleinen Markt, auf der Fläche von Letztgenanntem stehen wir hier mit dem Relief.“

Bei der Erstellung des Reliefs gab es eine Grundplatte und verschiedene Häuser als Gruppen, damit man sie später einsetzen konnte. Viele filigrane Details erwecken den alten Stadtkern zum Leben und laden dazu ein, dass man sich einmal Zeit nimmt, die faszinierende kleine Welt, die hier präsentiert wird, zu erforschen. Es gibt einige Informationen auf der Grundplatte selbst, die daneben auch noch einmal in Blindenschrift vorhanden sind.

Heinz Bosch beantwortete am Ende seiner Rede auch noch eine große Frage: Warum wurde die Stadt nach 1945 nicht wieder so aufgebaut wie auf dem Relief? „Geldern war schon immer ein Verkehrszentrum, und man vereinigte die beiden Märkte, damit alles geordneter ablief.“ Vor der großen Enthüllung meinte er abschließend: „Ich hoffe, dass dieses Relief den Geldernern ein Stück weit Geschichte vermitteln wird. Jedes Haus ist nach Fotos erstellt worden, es ist ein Stück wertvolle Erinnerung.“

Gleich vor Ort merkte man, dass einige Menschen richtig nostalgisch wurden, so zum Beispiel Christa Leukers: „Ich bin 1932 geboren worden, und das war das Haus meiner Kindheit, ich kann sogar mein Schlafzimmerfenster sehen“, sagte sie und zeigte auf ein Gebäude in der Mitte des Modells. „Schon komisch, heute fahre ich gefühlt immer mit dem Fahrrad durch meine Küche. Es ist schön, dass es das Relief gibt und dass so die Erinnerungen erhalten bleiben.“

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