Brachfläche seit zwei Jahren Eine Gärtnerei als schwieriges Erbe

NIEDERRHEIN · Es war ein Projekt, das in der Region in der Branche auf viel Interesse gestoßen war. Ein Gärtner in Rees-Mehr hatte seine Gärtnerei der Caritas vermacht. Zwischenzeitlich hatte auch ein Gärtner aus Lüllingen die Anlage gepachtet.

 Die Gärtnerei Wendler in Mehr steht seit zwei Jahren leer. Das gesamte Grundstück ist über 66.400 Quadratmeter groß.

Die Gärtnerei Wendler in Mehr steht seit zwei Jahren leer. Das gesamte Grundstück ist über 66.400 Quadratmeter groß.

Foto: Latzel

Wenn der ehemalige Mitarbeiter der Gärtnerei Wendler an dem früheren Betrieb in Rees-Mehr vorbeikommt, tut ihm der Anblick in der Seele weh. „Es ist doch eine Schande, wenn man sieht wie das hier verwahrlost. Herr Wendler würde sich im Grabe umdrehen“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Auch Anwohner der großen Anlage an der Straße Op de Geest sind nicht gerade begeistert davon, dass auf dem Gelände inzwischen an manchen Stellen hohes Unkraut wuchert. Zierpflanzen sind hier schon lange nicht mehr gezogen worden.

Der Betrieb steht leer, seit die Gärtnerei Cox aus Lüllingen den Pachtvertrag Ende 2017 nicht mehr verlängert hatte. Betriebswirtschaftliche Gründe hatten seinerzeit den Ausschlag gegeben.

Der Standort in Mehr sei nicht einfach, weil er abseits der traditionellen Blumenmärkte liege. Ein Tagesgeschäft sei dort nicht möglich. Ein weiterer Grund war die große Entfernung von Lüllingen bis auf die andere Rheinseite nach Rees-Mehr.

Nachdem der Lüllinger Gärtner aus dem Pachtvertrag ausstieg, versuchte die Caritas einen Nachfolger zu finden. Gleichzeitig bot sie das Areal zum Kauf an.

Der frühere Besitzer Hans-Joachim Wendler war ein Phänomen: Auch mit 80 Jahren kümmerte er sich immer noch um seinen Betrieb. Viele haben gut in Erinnerung, wie oft er mit dem Fahrrad rund um das weitläufige Gelände unterwegs war. Da er keine Angehörigen hatte, entschied er sich für eine ungewöhnliche Firmennachfolge. Er vermachte das Anwesen und die Gebäude der Caritas. Die ist Träger der Einrichtung Schloss Bellinghoven, daher hatte der frühere Eigentümer seinen Betrieb dem Verband vermacht. Wendler kannte Schloss Bellinghoven, schätzte die Arbeit dort und wollte so die Einrichtung unterstützen. Für ihn war seine Gärtnerei eine Herzensangelegenheit. Deshalb war es ihm wichtig, dass der Betrieb in seinem Sinne weitergeführt wurde.

Zudem war es für Hans-Joachim Wendler von Bedeutung, dass die Einrichtung sich für Kinder und Jugendliche engagiert und auch Ausbildungsplätze anbietet. So kam der Kontakt zum Caritasverband zustande.

Eigentümer ist jetzt der Caritasverband Oberhausen, der Träger von Schloss Bellinghoven ist. Auch dort ist man nicht glücklich über den langen Leerstand.  Man bemühe sich aber, die Anlage so gut es geht in Ordnung zu halten. „Es ist nun aber einmal schwer, eine so große Fläche instand zu halten“, sagt Caritasdirektor Michael Kreuzfelder, der allerdings guter Hoffnung ist, dass sich demnächst etwas auf dem Gelände tut. „Es gibt einen konkreten Interessenten, wir sind aktuell dabei, die letzten vertraglichen Dinge zu regeln“, sagt Kreuzfelder. Er sei guter Hoffnung, dass der Kaufvertrag unterschrieben wird.

Der Interessent wolle die Gärtnerei weiterführen. Gleichzeitig habe er auch Pläne, einen Teil der Fläche zu nutzen, um alternative Energie zu erzeugen. Es wird dabei wohl um Solaranlagen gehen. Konkretes könne man noch nicht sagen. Schließlich sei der Vertrag noch nicht endgültig unterschrieben.

Die Caritas würde dann sicher endlich einmal aufatmen. Denn dann ginge die lange Suche nach einem Käufer für das große Gelände zu Ende.

(Sebastian Latzel)
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