Geldern Im Schützengraben Tagebuch geführt

Geldern · Der Walbecker Jakob Schopmans war als Soldat im Ersten Weltkrieg. Im Buch "Macht Euch keine Sorgen . . ." hat sein Enkel Eintragungen ins Tagebuch und Feldpostbriefe veröffentlicht. Weitere Auszüge.

Im vergangenem Teil unserer kleinen Serie zum Ersten Weltkrieg berichtete Jakob Schopmans von der Begeisterung, die über allem lag, bevor die Soldaten in die harte Realität des Kampfes abtauchten. Der Walbecker kämpfte als Soldat an der deutsch-französischen Front. In Briefen an seine Familie, lässt er seine Angehörigen hautnah am Kriegsgeschehen teilhaben.

Ruhe und Raserei liegen im Schützengraben eng beieinander, wie ein Feldpostbrief vom 4. Mai 1917 erkennen lässt: "Tagsüber geschlafen, gegessen und geraucht. Gegen 6 Uhr abends setzt ein rasendes Trommelfeuer ein, und Geschosse schwersten Kalibers schlagen links und rechts von uns ein. Es gibt die ersten Verwundeten. Unsere Kanoniere feuern, was das Zeug halten kann. Man versteht kein Wort mehr. In wenigen Augenblicken ist die Luft mit einem erstickenden Pulverrauch erfüllt. Man kann keine 50 Schritt weit mehr sehen." Schopmans hält die Verwirrung der Kämpfer fest. "Die roten und grünen Lichtsignale (Leuchtkugeln) kommen immer näher. Was bedeutet es nur? Wir verteilen uns auf den ganzen Abschnitt."

Noch dramatischer wird es durch die Meldung eines Stafettenläufers, der Feind sei durchgebrochen und habe Höhenzüge besetzt. Schopmans und seine Kameraden sind zu einem Gegenstoß gezwungen. "Durch zerschossene Gräben und über Granatlöcher geht der Weg. Links und rechts schlagen die feindlichen Geschosse ein. Der Schweiß trieft aus allen Poren. Wir sind zu Tode erschöpft. Aber weiter, immer weiter. Nach zwei Stunden machen wir in einem zerschossenen Graben Halt. Später sagt man uns, es sei die vorderste Linie. Wo aber sind die Truppen, die wir ablösen sollen? Niemand zu sehen!"

Was unmittelbar nach dem Vorstoß ungeklärt bleibt, führt der Anbruch des nächsten Tages den Soldaten vor Augen. "Da liegen die Toten haufenweise, teils im Graben, teils auf Deckung, Deutsche und Franzosen. Der Rest muss verschüttet oder gefangen sein. Links von mir ruft ein verwundeter Franzose aus einem Granatloch: 'Camerade, camerade!' Er wird herausgeholt, verbunden und zurücktransportiert. Links wird von der 2. Kompanie die Verbindung hergestellt. Einige Franzosen, die noch den Graben besetzt hatten, werden gefangen genommen."

Schopmans stillt seine Bedürfnisse: "Ich verspüre einen furchtbaren Durst, krieche auf Deckung und schneide einem toten Franzosen die Feldflasche ab. Ein Schluck Wein war darin. So kam der Morgen."

Einen Tag später schreibt Jakob Schopmans: "Ich lege mich lang in den Graben und schlafe. Die schwersten Geschosseinschläge vermögen mich nicht aufzuwecken. So müde bin ich. Nichts zu essen und zu trinken. Es kann bei Tage nichts herangeschafft werden. Gegen Abend buddele ich mir ein Loch. Hermann Franzmann, der ein Nachkommando hatte, stellt sich mir ein. Er hat Kaffee mitgebracht." Am 6. Mai: "Tagsüber lebhafte Artillerietätigkeit, die sich gegen Abend bis zur größten Heftigkeit steigert. Mehrere Verluste. Nur ein Sanitäter ist noch übrig geblieben."

Zwei Wochen später zieht der Walbecker eine traurige Bilanz und hält sie im Feldpostbrief vom 22. Mai 1917 fest: "In Stärke von 500 Mann war das Bataillon in den Kampf gezogen, und nun schleppte sich ein gebrochenes Häuflein von kaum 70 Leuten über die grünen Waldwiesen."

(bimo)
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