Ausstellung im Rathaus Geldern Seelisch Kranke sind „Mitten im Leben“

Geldern · Menschen mit psychischen Problemen hatten den Mut, ihre Geschichte mit der Öffentlichkeit zu teilen.

 Bürgermeister Sven Kaiser (2.v.l.) eröffnete die kleine Ausstellung im Foyer der Stadtverwaltung.

Bürgermeister Sven Kaiser (2.v.l.) eröffnete die kleine Ausstellung im Foyer der Stadtverwaltung.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Menschen mit psychischen Erkrankungen werden immer noch oft an den Rand der Gesellschaft gedrängt. „Deshalb erscheint es mir wichtig, das Thema in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken“, erklärte Bürgermeister Sven Kaiser am Mittwochnachmittag bei der Eröffnung der Ausstellung „Mitten im Leben: Porträts seelisch kranker Mitbürger“.

Die Einführung in das Thema übernahmen Dr. Jo Becker, Geschäftsführer des gemeinnützigen Unternehmens „Spix“, sowie Josef Berg, Geschäftsführer des „Papillon“-Vereins für sozialtherapeutische Angebote. Beide freuten sich darüber, „dass sich der Umgang mit seelischen Krankheiten in den letzten Jahren immer weiter gebessert hat, auch durch Aktionen, wie diese Ausstellung“.

In seiner Rede erklärte Becker: „Chronische Erkrankungen können, wie der Name es schon sagt, ziemlich lange dauern. Wenn man also seelische Krankheiten hat, braucht man oft Jahre, um das wieder in den Griff zu kriegen. Auf diesem Weg sollte man dann eben von Fachkräften stetig Begleitung und Ermutigung erfahren.“ Abschließend sprach er die diejenigen an, ohne die es die Ausstellung gar nicht geben würde, nämlich „die Menschen, die den Mut hatten sich fotografieren zu lassen“.

Denn in der Präsentation werden zahlreiche Aufnahmen unterschiedlicher Personen gezeigt, unter denen ein kurzer Abriss ihrer Lebens- und Leidensgeschichte steht. Von schizoaffektiven Psychosen, über Zwangsstörungen, bis hin zu Depressionen haben die Betroffenen viele Hürden in ihrem Leben genommen.

Eine Frau, die im Text nicht namentlich erwähnt werden möchte, erzählte zum Abschluss der Eröffnung auch selbst von ihren jahrelangen Problemen und ihrem „Borderline“-Syndrom. Der „Papillon“-Verein war ihre Rettung, denn dort „werde ich ernstgenommen, auch wenn ich einen an der Klatsche habe, wie ich gerne scherzhaft sage“. Wer sich weiter in das Thema der Ausstellung einarbeiten will, der hat die Chance mit dem Buch „Experten für Eigensinn“, das die präsentierten Schicksale detailliert und aus der Perspektive der Klienten, der Angehörigen und der Fachkräfte schildert. „Wenn es einem nicht gut geht, sollte man immer schauen, dass man nicht alleine bleibt“, erklärte Janin Wegner, die in Geldern das sozialpsychiatrische Zentrum am Markt besucht, das auch das exzellente Catering für die Ausstellung übernahm.

Markus Sievers geht auch dorthin und weiß: „Man braucht jemanden, der einen versteht.“ Damit man sich als Außenstehender sensibilisiert, sollte man unbedingt einen Blick auf diese eindrucksvolle Ausstellung werfen.

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