Issum/Geldern „Ich gehöre nicht unter den Baum“

Issum/Geldern · Warum Weihnachten der denkbar schlechteste Zeitpunkt ist, um Tiere zu verschenken, erklären die Issumer Buchautorin und mehrfache Hundebesitzerin Nadine Potthoff und Britta Franz vom Tierheim Geldern.

 Dieser Hund braucht nur Probesitzen im Geschenkkarton. Er hat bei der Buchautorin Nadine Potthoff aus Issum ein festes Zuhause bekommen.

Dieser Hund braucht nur Probesitzen im Geschenkkarton. Er hat bei der Buchautorin Nadine Potthoff aus Issum ein festes Zuhause bekommen.

Foto: Nadine Potthoff

Sie sind süß und knuffig, haben aber als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum so gar nichts verloren. Gemeint ist alles, was Fell und vier Beine hat. Obwohl, auch was Schuppen hat und schwimmt oder sonst Fürsorge bedarf, ist als Geschenk zu Weihnachten erst einmal eine schlechte Wahl.

Warum, das erklärt die Hundehalterin und Buchautorin Nadine Potthoff aus Issum. „Viele Geschenke wie Spielzeug oder Computerspiele sind unterm Weihnachtsbaum noch interessant und bereits Ostern im Kinderzimmer aus dem Gedächtnis verschwunden. Aber ein Hund bleibt bestenfalls für mehrere Jahre und ist vielleicht auch noch dann im Haus, wenn das Kind alt genug ist und aus dem Haus geht“, schreibt die Autorin. Sie warnt außerdem davor, den zeitlichen und finanziellen Aufwand bei der Anschaffung eines Tieres zu unterschätzen. Gerade Hunde sind ein vollwertiges Familienmitglied, das Aufmerksamkeit und auch Erziehung braucht. „Die Realität ist, der Hund wird größer, ist anfangs nicht stubenrein, zahnt, ist nicht erzogen, benötigt Zeit und kostet Geld. Über die Feiertage haben alle Zeit, und die ganze Familie ist zu Hause. Aber was ist im Januar, wenn die Schule und die Arbeit wieder losgehen?“, stellt Nadine Potthoff als Frage in den Raum.

 Die Issumerin empfiehlt, sich über folgende Faktoren vorab Gedanken zu machen, bevor man sich ein Tier ins Haus holt: Zeit, die Wohnsituation (Wo soll das Tier schlafen? Hat es genug Auslauf?) und Finanzen. Ausführlich beschreibt Potthoff das in ihrem Buch „Luna & ihre Freunde – Leben mit Hund“. Dort gibt es Tipps, von der Anschaffung über Urlaub mit dem Vierbeiner bis zu den Themen Gesundheit und Tod. „Ein Hund sollte eine Anschaffung nach reiflicher Überlegung und aus Überzeugung aller Familienmitglieder sein, die sich gleichzeitig ihrer neuen Aufgabe und Verantwortung bewusst sind“, sagt die Buchautorin. Dann ist die Anschaffung zwar keine Überraschung mehr, aber sinnvoll geplant. Denn was keiner möchte ist, dass am Ende der Weg ins Tierheim führt.

Für eine vernünftige Vorbereitung auf ein Leben mit Hund schlagen Nadine Potthoff und Britta Franz vom Tierheim Geldern das Gassi gehen mit Tierheim-Hunden vor. Dabei bekommen die Spaziergänger ein Gefühl für Hunde und Zeitaufwand. „Ob die Chemie stimmt“, nennt es auch Britta Franz. Was vom Tierheim Geldern auch immer angeboten wird, ist ein Probewohnen. „Wir wollen nicht, dass unsere Tiere zurückkommen“, nennt Britta Franz den Grund für das Angebot. Denn ein Zurück ins Heim bedeute auch für das Tier unnötigen Stress.

Gefragt seien aktuell vor allem kleine Hunde und Katzen. Allerdings wohnen momentan zur Übergangszeit vor allem große Hunde im Gelderner Tierheim. Auch kurz vor Weihnachten vermittelt das Tierheim seine Bewohner, allerdings werden die Umstände berücksichtigt. Als kurzsichtiges Geschenk werden sie auf jeden Fall nicht vermittelt. Und wenn es auch nach dem Probewohnen nicht klappen will: „Wir nehmen unsere Tiere immer zurück“, sagt Britta Franz.

Das traurige Schicksal, dass Tiere zu Weihnachten verschenkt und im Urlaub, wenn sich keiner um das Tier kümmern kann, ausgesetzt werden, sei allerdings eher in Großstädten zu finden als auf dem Land. Das ist auch gut so. Denn Tiere sind nun einmal kein Spielzeug.

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