Geldern Hochschule: Geldern verzichtet

Geldern · Die CDU hat sich im Ältestenrat mit der Ansicht durchgesetzt, die Herzogstadt profitiere am meisten, wenn sie die Klever Bewerbung als Fachhochschul-Standort unterstütze. Dafür erwartet sie allerdings eine Gegenleistung.

Besonders zufrieden scheinen Gelderns Christdemokraten mit ihrer Entscheidung gegen eine mögliche Fachhoschule nicht zu sein. Lange erklärten sie gestern im Gespräch mit der Rheinischen Post, wie gut die Bewerbung der Herzogstadt war und wie enttäuscht sie über die Argumente waren, die vermeintlich für Kleve sprachen — beinah, als wollten sie eine eigenständige Bewerbung Gelderns ans Land beantragen. Doch trotz der vielen Umstände, die die Fraktionsvorsitzende Marianne Ingenstau bedauerte, verkündete sie eine Entscheidung zugunsten Kleves: "Wir haben uns schweren Herzens entschlossen, die Bewerbung Gelderns nicht weiter zu verfolgen."

Diese Meinung der Mehrheitsfraktion beendet alle Bemühungen, Geldern zum Standort einer Fachhochschule zu machen. Nachdem Land und Kreis zu einem Wettbewerb aufgerufen hatten, der drei neue Hochschulen in NRW bringen soll, hatten sich im Kreis die Städte Kleve, Geldern, Emmerich und Goch beworben. Der vom Kreis bestellte Gutachter Professor Hanns Seidler erklärte schließlich, "Zentralität, urbane Attraktivität und die Nähe zu den Niederlanden" machten Kleve zum "am besten geeigneten Standort". SPD und Grüne in Geldern protestierten und forderten eine eigenständige Bewerbung Gelderns.

Die wird es nun nicht geben, da Bürgermeister Ulrich Janssen erklärte, er halte die Gelderner Bewerbung nach wie vor für hervorragend, wolle aber den möglichen Erfolg der Bewerbung des Kreises nicht gefährden. Aus seiner Enttäuschung machte der Bürgermeister ausdrücklich "keinen Hehl".

Die CDU begründet ihre Entscheidung mit der Sorge, dass "Reibungsverluste" entstünden, wenn es kreisinterne Konkurrenten gebe. Streit am Niederrhein sei kein werbendes Argument für den Standort. "Solidarität ist aber keine Einbahnstraße", ergänzte Fraktions-Pressesprecher Karl-Heinz Lorenz sofort. "Wir erwarten vom Kreis bei einer Entscheidung für Kleve, dass er sich bei der Frage einer Dependance entsprechend solidarisch zeigt." Schließlich gebe es für eine Fakultät des Studiengangs "Agrobusiness" auch wegen der Nähe zur Uni Venlo keinen besseren Standort als Geldern.

Die Gelderner SPD stellt sich gegen die Entscheidung. "Wir haben einen einstimmigen Ratsbeschluss, der das starke Interesse Gelderns an einem Standort dokumentiert. Es ist nicht von Nachteil, wenn in Düsseldorf zwei gute Bewerbungen aus dem Kreis Kleve auf den Tisch kommen", erklärte SPD-Chef Hermann-Josef Eicker. Die Gelderner Grünen schwenkten gestern auf den Kurs der CDU, die Liberalen hatten sich der Position schon im Vorfeld angenähert.

Formal besitzen die Gegner der gestrigen Entscheidung keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Die Bewerbung für als Fachhochschul-Standort muss bis spätestens Freitag in Düsseldorf eintreffen. Bis dahin ist es nicht möglich, ein Entscheidungsgremium in Geldern formgerecht einzuberufen.

(RP)
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