Hilfsaktion in Sevelen Ein letzter Freundschaftsdienst

Sevelen · Viel zu früh mussten sich Freunde von Sabrina Zeidler verabschieden. Sie starb einen Tag nach ihrem 39. Geburtstag. Sie hinterlässt ihren Mann und den sechsjährigen Sohn. Um der Familie zu helfen, gibt es eine Aktion am Sonntag.

 Beate Markus, Tatjana Kolczyk, Swantje Hartmann, Juergen Markus und Doro Hartmann (nicht auf dem Bild: Denny Bormand) mit Sparschwein und einem Foto von Sabrina Zeidler.

Beate Markus, Tatjana Kolczyk, Swantje Hartmann, Juergen Markus und Doro Hartmann (nicht auf dem Bild: Denny Bormand) mit Sparschwein und einem Foto von Sabrina Zeidler.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Antworten kommen nur stockend. Zu frisch sind die Erinnerungen an die Beerdigung, die lange Leidenszeit. Swantje Hartmann erzählt von ihrer Freundin Sabrina. „Sie war super-cool und lustig. Sie war mega-stark“, beschreibt Swantje Hartmann ihre Freundin in der Vergangenheitsform. Einen Tag nach ihrem 39. Geburtstag ist die Freundin gestorben. Ursache: Krebs. „Es fing an mit Brustkrebs, der war bösartig, hat gestreut.“ Die Lendenwirbel, die Rippen, die Leber, irgendwann saß der Krebs überall.

Immer an der Seite von Sabrina Zeidler waren ihr Mann Sascha und Sohn Levin. Für die beiden startet Swantje Hartmann gemeinsam mit vielen anderen eine Hilfsaktion. Der Beitrag wurde über Facebook hundertfach geteilt. „Es gibt Kakao für die Kleinen, Waffeln, Crêpes“, sagt die Sevelenerin. Daneben steht ein Sparschwein. Die Spenden sind für die Beerdigungskosten. 8000 Euro, die sind nicht mal eben so zu stemmen für die junge Familie. Irgendwann sind die Ersparnisse weg. „Natürlich haben wir uns als junges Paar das anders vorgestellt“, sagt Sascha Zeidler. Er und Sabrina, „ihr wart doch schon ewig zusammen“, sagt Swantje Hartmann leise. „Wir wären jetzt 19 Jahre zusammen“, sagt Sascha Zeidler in den Raum rein. Es wirkt alles noch so unwirklich. „Es ist hart ohne sie. Wir haben alles zusammen gemacht.“ 2017 haben er und Sabrina geheiratet. Da hatte der Krebs schon sein zerstörerisches Werk begonnen. „Jetzt erst recht“, sagt Zeidler zu der Heirat.

„Sie war nie wehleidig“, sagt er über seine verstorbene Frau. Die Freundin nennt Sabrina Zeidler „eine Heldin“, eine, die nie ihren Humor verloren hat, auch in der Zeit der Krankheit über sich selbst lachen konnte und für andere da war. „Sabrina war eine Person, die das Herz am richtigen Fleck hatte“, fasst sie es in dem Facebook-Aufruf zusammen. Kennengelernt hatten sich die beiden als Nachbarinnen. Aus der Erinnerung purzeln einige Geschichten heraus. Während Swantje Hartmann erzählt, ist das so ein Moment, in dem man lachen und gleichzeitig weinen möchte. Ach ja, „Sabrina war der größte Schalke-Fan“, sagt die Freundin noch. Über „Schalke hilft“ konnte Sabrina Zeidler 2016 ins Stadion, in den VIP-Bereich mit ihrem Mann. 2014 fing das an mit dem Krebs. Ihr Mann Sascha glaubte ab Weihnachten 2018 nicht mehr, dass es noch Hoffnung gibt. „Ab Weihnachten war Palliativ hier“, sagt Sascha Zeidler. „Aber Weihnachten hat sie doch geschafft“, sagt sein Sohn mit fester Stimme. Am 5. Januar ist Sabrina Zeidler gestorben.

Zeit zum Trauern habe er noch nicht gehabt, sagt der Ehemann und Vater. Viereinhalb Jahre habe er nur funktioniert. Die Beerdigung ist noch nicht lange her. „Jetzt fange ich erst an“, sagt der 45-Jährige zum Thema Trauer. „Jetzt werde ich ruhig.“ Um zwei Uhr nachts sei seine Nacht allerdings zu Ende. Zu viel ist passiert. Er ist krankgeschrieben. Die viereinhalb Jahre Krebserkrankung seiner Frau, immer da sein, die vielen Fahrten zur Klinik, der Tod der Ehefrau, das alles steckt ihm in den Knochen und tief in der Seele. „In der Situation merkst, du, wer Freund ist und wer nicht“, sagt er. Nicht nur Gold, sonder Platin wert ist ihm der Freund, der rund um die Uhr für die kleine Familie da war, auf Levin aufpasste, wenn es nötig war. „Er musste in den Kindergarten, das musste alles organisiert werden, dann die Fahrten nach Düsseldorf zur Klinik“, sagt Sascha Zeidler über den Spagat zwischen Alltag und Ausnahmesituation. Er ist dankbar für seinen Chef, der angerufen hat. Er möchte mit ihm ein Gespräch führen, wenn er wieder arbeiten kann, wie er Arbeit und das Dasein für seinen Sohn unter einen Hut bekommt. „Das macht nicht jede Firma mit“, sagt er dankbar.

Swantje Hartmann wünscht sich sehr, dass vielleicht noch etwas von den Spendengeldern übrig bleibt. „Damit die beiden in Urlaub fahren können.“ „Wir zwei“, sagt Sascha Zeidler und schaut seinen Sohn an. „Ja“, sagt Levin. Er schaut seinen Vater an, hoffnungsvoll.

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