Arndt Thielen "Helene Fischer gibt es bei mir nicht"

Geldern · Der Pfarrer aus Geldern erklärt, was seiner Meinung nach in Kirche geht und was nicht, ob Kirche tatsächlich Dienstleister sein kann oder ob die Inhalte zu wichtig sind, um sie in profane Formen zu pressen. 51 Hochzeiten in diesem Jahr.

 Pfarrer Arndt Thielen in seinem Büro. Seine Meinung ist deutlich: "Der Kirchraum ist keine Discothek und kein Schulhof. Er ist der Wohnort Gottes, das ist der Tabernakel. Es ist ein heiliger Ort."

Pfarrer Arndt Thielen in seinem Büro. Seine Meinung ist deutlich: "Der Kirchraum ist keine Discothek und kein Schulhof. Er ist der Wohnort Gottes, das ist der Tabernakel. Es ist ein heiliger Ort."

Foto: gottfried Evers

Einer Ihrer Kollegen hat eine Art Hitliste der beliebtesten Kirchenlieder erstellen lassen: Was seine Gemeinde singen möchte und was nicht. Wäre das auch in Geldern denkbar?

Arndt Thielen Es gibt sicher einige neuere Lieder, die in Geldern eher verhalten gesungen werden, während die altbekannten geschmettert werden. Aber bei den neueren Liedern liegt das einfach nur daran, dass die Gemeinde sie noch lernen muss. Ich setze auf eine Mischung.

Wie ist das mit Liedwünschen zu Beerdigungen oder Hochzeiten?

Thielen Ich sag' mal so: Alles was in den Kirchenraum passt, ist denkbar. Helene Fischer wird es unter meiner Regie in Geldern nicht geben. Was hat das denn mit Kirche zu tun? Später bei der Feier kann das Brautpaar Helene Fischer noch rauf und runter hören.

Womit begründen Sie Ihre Ansicht?

Thielen Der Kirchraum ist keine Discothek und kein Schulhof. Er ist der Wohnort Gottes, das ist der Tabernakel. Es ist ein heiliger Ort. Da passt ganz viel. Wenn man sich die Mühe macht und auf Youtube schaut, gibt es auch tolle, moderne Sachen, selbst Pop-Versionen sind okay. Aber ganz ehrlich, wenn ich in die E-Dry gehe, höre ich auch die Musik, die da gespielt wird. Alles hat seinen Raum und seine Zeit.

Außer Helene Fischer, gibt es noch Musik, von der Sie sagen: Geht gar nicht in der Kirche?

Thielen Ja, aber da sucht man nach Kompromissen. Viele Hochzeitspaare wünschen sich "Hallelujah" von Leonard Cohen. In der Ursprungsversion geht es aber im Text um Trennung und Ehebruch. Mittlerweile gibt es eine deutsche Hochzeitsversion.

Wenn es um Kompromisse geht. Inwieweit ist Kirche Dienstleister bei Hochzeiten, Beerdigungen und dergleichen?

Thielen Da gibt es unter meinen Kollegen ganz unterschiedliche Meinungen. Einige würden sagen: "Auf keinen Fall sind wir Dienstleister. Wir haben eine Botschaft zu verkündigen." Aber das katholische Dasein ist ja so vielfältig. Meine Haltung ist: Wir sind auch Dienstleister, aber nicht nur. Ja, wir haben etwas zu verkaufen: einen alternativen Lebensentwurf, den wir Christsein nennen. Natürlich kann das auch mit modernen Mitteln sein. Da sind wir echt gut unterwegs mit unserem Kaplan Christian Olding, der die Dinge anders anpackt. So hat jeder von uns seine Fähigkeiten und sein Steckenpferd.

Kommt die christliche Botschaft denn nicht eventuell zu kurz, wenn man zu sehr darauf eingeht, was die Leute wollen?

Thielen Das kommt darauf an, was die Leute wollen. Das kann auch wunderbar passen. Es gibt aber auch Dinge, die gar nicht gehen, wie zum Beispiel Musik von CD auf Hochzeiten. Wir haben ausgebildete Organisten, die wir uns leisten. Es wird live gesungen, es kann von mir aus eine Musikgruppe sein oder ein Spielmannszug. Haben wir alles schon gehabt. Wunderbar!

Wo ist die Grenze? Was ist Ihnen wichtig?

Thielen Wir spielen kein Theater. Der Gottesdienst ist eine Feier. Es gibt keine Zuschauer, keine Bühne.

Wie ist es denn mit dem Wunsch-Priester zur Hochzeit, geht das?

Thielen Bei uns läuft das folgendermaßen: Es gibt eine Besprechung mit dem Brautpaar, die Formalien werden erledigt, und zum Schluss wird nach den Wünschen gefragt. Die werden notiert. Aber Wünsche bleiben Wünsche, auch wenn wir sie zu 75 Prozent erfüllen.

Woran liegt es, wenn sie nicht erfüllt werden?

Thielen Dass der gewünschte Priester gerade nicht da ist, weil er Urlaub hat oder Exerzitien. Wir haben dieses Jahr 51 Hochzeiten, davon über 90 Prozent samstags. Ausschließlich Samstag findet auch die Vorbereitung zu Erstkommunion und Firmung statt. Da ist also schon Personal eingesetzt. Deswegen haben wir schon vor einiger Zeit beschlossen, dass samstags keine Beerdigungen stattfinden, weil der Zeitplan es nicht hergibt.

Warum ist es Ihnen überhaupt wichtig, auf Wünsche einzugehen?

Thielen Es geht auch um die persönliche Beziehung, ob man auf der gleichen Wellenlänge ist. Wenn man in der Familie schon einmal die Oma beerdigt oder das Kind getauft hat, gibt es schon eine Beziehung zu der Familie.

Wie ist das mit ausländischen Seelsorgern?

Thielen Wir haben hin und wieder die Situation, dass Leute sich schwertun bei ausländischen Priestern, weil sie meinen, der sei von der Aussprache nicht so verständlich. Ich kann für St. Maria Magdalena sagen, das ist nicht der Fall. Unser Pater Secil aus Indien spricht exzellent.

DIE FRAGEN STELLTE BIANCA MOKWA.

(RP)
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