Straelen Heißer "Jazz im Wintergarten"

Straelen · Der Wunsch hat beste Aussichten, erfüllt zu werden. "Wir sehen uns in zwei Jahren wieder", rief Christoph Spendel, nachdem er sich hinter seinem E-Piano erhoben hatte. Und das Publikum im Wintergarten des Hotels "Straelener Hof" jubelte ihm zu. Mit seinen drei Mitspielern hatte der Musikprofessor aus Frankfurt ein heißes Konzert hingelegt.

 Vier Virtuosen bei der Arbeit (v.l.): Christoph Spendel, Jan Beiling, Jens Biehl und Ralf Cetto.

Vier Virtuosen bei der Arbeit (v.l.): Christoph Spendel, Jan Beiling, Jens Biehl und Ralf Cetto.

Foto: klatt

Kulturring-Vorsitzender Alex Voigt freute sich, dass die Jazz-Reihe des Vereins, unterstützt durch Kerzen Müller und Hans Hout, ihr Stammpublikum gefunden hat. "Als wir anfingen, hatten wir sechs Zuschauer." Nun, beim zweiten Gastspiel Spendels, hatten es sich rund 50 Musikfreunde an Tischen und Stehtischen bequem gemacht.

Das Quartett ließ bei seinem musikalischen Streifzug durch deutlich wärmere Gefilde als der Niederrhein Anfang März 2018 vom Start weg keinen Zweifel daran, dass hier Virtuosen am Werk waren. Im Auftaktstück "Cardenas" legten die Vier die Leitlinien für die kommenden rund zwei Stunden: Spendel und Saxofonist Jan Beiling intonierten unisono das Hauptthema und führten in die ausgedehnten Solo-Blöcke über, in denen jeder sich als Meister seines Instruments erwies: Spendel, Beiling, Bassist Ralf Cetto und Schlagzeuger Jens Biehl. Das riss die Zuhörer immer wieder zu Zwischenapplaus hin.

Nur selten nahm das Quartett den Fuß vom Gas. Zum Beispiel beim Swing-Standard "Harlem Nocturne" von Earle Hagen oder bei der von einem langen Piano-Solo eingeleiteten Ballade "An Evening in New York". Ansonsten gab Spendel mit seinen Kompositionen das Signal für Latin-Rhythmen und "volle Kraft voraus". Da konnte er sich bei seinen drei Begleitern völlig darauf verlassen, dass diese Vorgabe eingelöst wurde. Die Qualität der Solos pendelte zwischen atemberaubend und furios. Etwa, als Spendel auf das E-Piano einhämmerte, als Cetto die Bassgitarre in Slap-Technik bearbeitete, als Beiling schier grenzenlosen Luftvorrat in den Lungen zu haben schien, als Biehl auf Trommeln und Becken wie ein Derwisch umherwirbelte - und dabei sein lässiges Auftreten nicht für eine Sekunde ablegte.

Das restlos begeisterte Publikum ließ das Quartett erst nach einer Zugabe von der Bühne.

(kla)
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