Küche und Kabarett mit Heino Tiskens Den Schalk im Nacken
Walbeck · Verkümmert der Gemeinschaftssinn, wenn man ihn nicht genug benutzt? Liedermacher Heino Tiskens präsentierte sein neues Programm und humorvoll clevere Ideen.
„Ich hatte die Sorge, dass sich die Bezeichnung ‚Kleinkunst‘ auch auf die Menge der Besucher beziehen könnte, glücklicherweise ist das aber nicht der Fall“, meinte Heino Tiskens mit seinem patentiert verschmitzten Lächeln am Samstagabend. Als Teil der „Küche + Kabarett“-Veranstaltungsreihe des Haus Deckers lieferte er nämlich die Premiere seines neuen Programms „GeBodyBildet“ ab. Der hauptberufliche Physiotherapeut ist nämlich der Meinung, „dass man nicht nur den Körper trainieren, sondern auch das Gehirn positiv stimulieren muss“.
Tiskens kombinierte Kaberett-Wortkunst und Musik. Mal saß er am Klavier, dann sang er mit der Gitarre im Arm über die Wölfe, die langsam wieder in der Region heimisch werden. Immer wieder zog er die Politik, genauso wie das aktuelle soziale Miteinander durch den Kakao. Auch das Gesundheitssystem wurde nicht verschont, als er reimte: „Und fehlt dir doch noch das passende Geschenk, dann kauf doch bei Obi für Opi ein Gelenk!“
Heino Tiskens’ Leitmotiv bei all den verschiedenen Themen war ihm der Gemeinschaftssinn. „Denn er ist ein Sinn wie alle anderen und deshalb kann er leider auch verkümmern, wenn man ihn nicht genug benutzt. Natürlich kann es schmerzhaft sein, mit allen Sinnen in der Welt zu leben, es ist aber auch lohnenswert und immer etwas Wunderbares.“
Der 46-jährige Liedermacher trat am Samstagabend im Cäciliensaal auf und „genau hier startete das Ganze mit der Musik vor elf Jahren“, verriet Tiskens. „Ich sollte damals einen witzigen Beitrag zum Kirchenchorfest beisteuern und das hat mir so gut gefallen, dass ich dann weitermachte.“ In seinem neuen Programm gehe es nicht darum „Leute zu bashen, wie es oft im Kabarett der Fall ist. Es geht eher um die Gemeinschaft, da bin ich traditioneller. Aber wenn doch mal jemand gebasht wird, dann sind es diejenigen, die ihre Meinung als absolut darstellen und nicht anderes gelten lassen.“
Die zahlreichen Besucher bei Deckers waren von Heino Tiskens’ Auftritt sehr angetan: „Das Ganze ist sehr geistreich und ansprechend“, lobte Besucher Hans-Peter Stickelbrock. Zuschauerin Uta Kunz betonte, „dass seine Beiträge mit all den Wortspielen spritzig und witzig sind. Man merkt: Der hat den Schalk im Nacken.“
Nach der Pause ging es etwas besinnlicher zu. Denn passend zur festlichen Zeit ersetzte Tiskens die zweite Hälfte seines Programms mit einem Weihnachts-Special. Mit ruhigeren, teilweise regelrecht introspektiven Texten bildete dieser Teil einen interessanten Kontrast zu den restlichen Vorträgen. „Kitsch verbirgt, dass das Licht in uns längst erloschen ist“, sang Tiskens genauso, wie: „Da fällt mir ein, ich kann nicht alleine sein.“ Mit diesen überraschend düsteren Stellen lieferte er die berührendsten Gänsehautmomente des Abends ab.
Am Ende begab er sich dann erneut hinter das Klavier, mit dem er zuvor den Abend begonnen hatte und hielt kurz inne. Dann setzte er sein typisch-verschmitztes Lächeln wieder auf und rundete mit einigen humorvollen Denkanstößen das gelungene Programm gekonnt ab.