Geldern H & M auf den kleinen Markt?

Geldern · Der Verein "Pro Markt" kündigt Widerstand gegen einen Neubau auf dem Marktplatz an. Für Architekt Berthold Dams ist aber denkbar, die mehr als 20 Jahre alte Planungen neu zu überdenken.

 So sah das 1945 zerstörte Gelderner Rathaus aus Richtung Hartstraße aus. Dahinter ist die südlich angrenzende Wohnbebauung zu erkennen.

So sah das 1945 zerstörte Gelderner Rathaus aus Richtung Hartstraße aus. Dahinter ist die südlich angrenzende Wohnbebauung zu erkennen.

Foto: Stadt

Eins steht für Berthold Dams fest: "Ein Markt braucht Wände." Das Problem beim Gelderner Markt ist aus Sicht des Architekten: Er hat nur zwei, die dritte, die Pfarrkirche St. Maria Magdalena, ist weit weg, seit am 14. Februar 1945 das Rathaus durch Bomben zerstört wurde. Die jetzt diskutierte Fläche für den H & M-Neubau nehme, so Dams, ungefähr den Grundriss des alten Rathauses samt anschließender Wohnbebauung wieder auf. "Mutig", findet der Experte. Der Planung jedoch gibt er keine Chance.

 Für Architekt Berthold Dams könnte eine Bebauung vor der St.-Maria-Magdalena-Kirche so aussehen. So ähnlich hatte er die Baukörper in seiner Diplomarbeit von 1990 angeordnet.

Für Architekt Berthold Dams könnte eine Bebauung vor der St.-Maria-Magdalena-Kirche so aussehen. So ähnlich hatte er die Baukörper in seiner Diplomarbeit von 1990 angeordnet.

Foto: Gerhard Seybert

Denn Gegner gibt es reichlich. Nicht nur unter den Leserbriefschreibern. "Wir stehen Gewehr bei Fuß", sagt Heinz Bosch. Er ist Vorsitzender des Vereins "Pro Markt", der während des Kampfes gegen die sogenannte Nordwandbebauung in den 90er Jahren (siehe Zweittext) noch den Namen "Anti-Nordwand" führte. Die Umbenennung erfolgte, nachdem die Bebauung ad acta gelegt wurde. Gerade während der jüngsten Hauptversammlung habe es die Schlagzeilen über die Pläne für H & M gegeben, die auch sofort besprochen worden seien.

Bosch hält sie für einen verfrühten Aprilscherz. "Eine Niederlassung von H & M in Geldern mitten auf dem Marktplatz wird zweifellos nicht die mehrheitliche Zustimmung der Gelderner Bürger finden", ist er sich sicher. Für irreführend hält er den Hinweis des Bürgermeisters auf die frühere Bebauung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg seien die Grundstücke der Bewohner auf dem kleinen und großen Markt mit dem Hinweis enteignet worden, dass diese beim Wiederaufbau ausschließlich für einen öffentlichen Platz verwendet würden. Der Rat solle nicht zu oft wortbrüchig werden, warnte der "Pro Markt"-Vorsitzende vor Beschlüssen über die Köpfe der Bürger hinweg.

Bosch lässt keinen Zweifel daran, dass der "kleine, aber gut durchorganisierte" Verein zu Protestaktionen wie vor 20 Jahren bereit und fähig sei. Er plädiert dafür, lieber die Leerstände, zum Beispiel Woolworth und das danebenstehende Cladders-Haus, zu beseitigen.

"Warum H & M nicht auf dem kleinen Markt ansiedeln?", fragt Dams. Dort sei doch eine I-A-Lage. Er verweist auf Entwürfe für eine Bebauung, in denen die Häuserzeile von der Hartstraße aus Richtung Bahnhof weitergeführt wird. Unter anderem in seiner Diplomarbeit von 1990. Sie sah drei Baukörper mit Durchgängen zur Kirche vor, den mittleren als Glasbau. Der zum Bahnhof hin letzte Trakt sei aber durch die archäologischen Funde auf dem kleinen Markt obsolet.

"Der Markt würde durch diese halbe Nordwand nicht angetastet", sagt Dams. Denkbar ist seiner Meinung nach auch ein Neubau direkt an den Bushaltestellen. "Dort, wo bei der Straßenparty immer die Hauptbühne steht."

(RP)
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