Geldern Gutachter empfiehlt Aufgabe der Berufsschule Goch

Geldern · Berufskollegs Kleve und Geldern könnten Schüler des Teilstandorts Goch übernehmen. Politik wird nun beraten.

"Schulentwicklungsplanung Berufskollegs" lautete der spannendste Tagesordnungspunkt der Sitzung des Kreis Klever Schulausschusses, und gemeint war damit vor allem die Frage, ob der Teilstandort Goch bei zurückgehenden Schülerzahlen in einigen Jahren noch benötigt wird. Die Gocher Berufsschullehrer und Schüler, die zahlreich zur Sitzung gekommen waren, hatten schon lange geargwöhnt, dass die Zukunft des Standorts Goch in frage steht. Eine Unterschriftenaktion, Solidaritätsbekundungen großer Unternehmen und eine Resolution des Gocher Stadtrats hatten die Sorgen bisher nicht zerstreuen können. Die gestrige Sitzung ebenso wenig.

Dr. Detlef Garbe ist Profi in Sachen Schulentwicklungsplanung. Mit seinem ausführlichen Gutachten werden sich die Fraktionen nun bis zum 2. November beschäftigen. Dann soll eine Beschlussempfehlung formuliert werden, wenn nötig, kann der Fachausschuss aber auch noch öfter tagen, erklärte Landrat Wolfgang Spreen. Nach Aussage von Garbe werden in den kommenden zehn Jahren rund 1500 junge Leute weniger die Berufskollegs im Kreis Kleve besuchen. Insbesondere bei den ausbildungsbegleitenden Teilzeit-Bildungsgängen gehen die Zahlen zurück, während die Neigung, am Berufskolleg Abitur zu machen, zunimmt. Garbe ermahnte die Unternehmer der Region, mehr Lehrstellen zur Verfügung zu stellen - das würde die Teilzeit-Bildungsgänge stärken. Den Teilstandort Goch, der insbesondere den Nachwuchs kaufmännischer Berufe ausbildet, besuchen derzeit 1280 Schüler, im Jahr 2019 sollen es nur noch 1138 sein. Sie alle können in jedem Fall ihre Bildungsgänge an der gewohnten Schule abschließen. Ab 2019/2020 sollten aber keine neuen Schüler mehr aufgenommen werden.

Wie rund 1300 Schüler in Kleve und Geldern unterzubringen wären, dazu hat Garbe zwei Szenarien entwickelt. Zum einen wäre eine "quantitative Optimierung" möglich, bei der die dualen Ausbildungsgänge nach Geldern verlagert würden, die dort ohnehin bereits unterrichtet werden. Weitere Bildungsgänge könnten von Kleve nach Geldern verlagert werden, um die vorhandenen Raumkapazitäten am großzügig geplanten neuen Gelderner Kolleg auszunutzen. Empfohlen wird durch den Gutachter, der dies mit den Schulleitern abgestimmt hat, aber Szenario 2, bei dem die Bildungsgänge in Kleve erhalten werden, deren Schüler zu 90 Prozent von Betrieben aus dem nördlichen Kreisgebiet stammen. So lange die Schülerzahlen dies zulassen, sollen die Bildungsgänge weiter an beiden Standorten angeboten werden. Ein "Szenario 3", den Erhalt von Goch, vermissten in kurzen Einschätzungen Vertreter von UKF, SPD und FDP sowie Stimmen aus dem Publikum (die gestern kein Rederecht hatten). Ulrike Ulrich (CDU) betonte, dass noch keine inhaltliche Bewertung abzugeben sei, dass aber schon die Verpflichtung des Schulträgers, auf Finanzen und Qualität der Kreis-Schulen zu achten, gesehen werden müsse.

(RP)
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