Geldern Grundmauern des Nierspark-Passivhauses stehen

Geldern · Gebäude steht noch zum Verkauf. Baufirmen können theoretisches Wissen praktisch überprüfen.

 Grundsteinlegung für das Passivhaus im Nierspark.

Grundsteinlegung für das Passivhaus im Nierspark.

Foto: Seybert

Die polierten Schaufeln für den ersten Spatenstich hatte die Erste Beigeordnete Petra Berges zum Nierspark mitgebracht. Doch der tatsächliche Baufortschritt hatte die Terminplanung der Stadt längst überholt, schon stehen die Grundmauern des Passivhauses in dem Neubaugebiet. Also wurde bei der Vorstellung des Projektes, zu dem auch Architekt Adolf Sommer aus Erkelenz angereist war, die Schaufel gegen die Maurerkelle ausgetauscht.

Dem Laien fällt zunächst nichts Außergewöhnliches auf. Doch Sommer zeigt auf die Bodenplatte: "Die ist unten durchgehend isoliert, damit keine Wärme in den Boden abfließen kann." Das ist das wichtigste Prinzip des Passivhauses: Möglichst wenig Energie, die in die Räume fließt, soll nach außen abstrahlen. Die Nebenkosten für Strom, Warmwasser und Heizung belaufen sich auf maximal 30 Euro im Monat, hat Sommer errechnet.

Erreicht wird das zum Beispiel durch eine extra starke Dämmung der Wände, dreifach verglaste Fenster und ein ausgeklügeltes Belüftungssystem. "Da kann man sogar einen Pollenfilter einbauen, so leben Allergiker in einem Passivhaus ohne Beschwerden", wirbt Sommer. "Selbstverständlich", ergänzt er, "kann man auch weiterhin Türen und Fenster öffnen". Die Zeiten, in denen Bauherren penibel auf geschlossene Türen achten mussten, um das Mikroklima in dem Haus nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, sind demnach vorbei.

Das erste Passivhaus im Nierspark ist ein Muster – mit Strahlwirkung übers Neubaugebiet hinaus. 18 Handwerksbetriebe, meist aus Geldern, aber auch aus dem restlichen Kreisgebiet und Duisburg, haben Theorieunterricht zum Passivhausbau bekommen und schauen sich den Fortschritt regelmäßig in der Praxis an. Auch die Bevölkerung soll sich informieren können, auch, wenn das Haus dann im Oktober fertig ist. "Vielleicht können wir sogar eine Art Probewohnen anbieten", überlegt Petra Berges.

Besonders stolz aber ist die Stadt, dass das Projekt "Musterhaus" auf Video festgehalten und zu Schulungszwecken verwendet werden soll. Und Projektleiter Tim van Hees-Clanzett wurde bereits nach Düsseldorf eingeladen. Dort spricht er über die Gelderner Idee bei der Klimaschutzkonferenz der Handwerker.

Architekt Sommer hofft unterdessen, möglichst bald einen Käufer für das Haus zu finden. Rund 394 000 Euro sollen die 155 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche auf dem 700-Quadratmeter-Grundstück kosten. "Wer jetzt schon kauft, kann natürlich gerade beim Innenausbau noch Einfluss nehmen", wirbt Sommer.

(RP)
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