Geldern Grüne Göring-Eckardt besucht Diakonie

Geldern · Der Kirchenkreis Kleve freute sich, dass eine namhafte Vertreterin des evangelischen Glaubens die Diakonie in Goch besuchte. Eingeladen hatten die Kreis-Grünen eine ihrer führenden Bundespolitikerinnen. Thema "Betreuung" brisant.

 Katrin Göring-Eckardt (l.) mit Kreis-Fraktionschefin Birgitt Höhn und Grünen-Bundestagskandidat Bruno Jöbkes.

Katrin Göring-Eckardt (l.) mit Kreis-Fraktionschefin Birgitt Höhn und Grünen-Bundestagskandidat Bruno Jöbkes.

Foto: Gottfried Evers

Schon wieder ein Promi bei den Kreis Klever Grünen zu Gast: Nach Anton Hofreiter, dem Fraktionschef der Grünen im Bundestag, und Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens kam gestern Katrin Göring-Eckardt zu Besuch, neben Hofreiter, Cem Özdemir und Robert Habeck eine Kandidatin fürs grüne Spitzenteam zur Bundestagswahl 2017. Bruno Jöbkes, der Wachtendonker, der bislang Sprecher des Grünen-Kreisverbands ist, möchte bekanntlich ebenfalls in den Bundestag und ist offensichtlich erfolgreich darin, sich namhafte Unterstützer in die Heimat zu holen.

Die 50-jährige Bundespolitikerin aus Thüringen ist sehr engagiert in der evangelischen Kirche, war sogar schon Präses der EKD-Synode. Für sie also kein fremdes Terrain, die Diakonie beim evangelischen Kirchenkreis aufzusuchen. Superintendent Hans-Joachim Wefers, für die Protestanten im Kreis Kleve samt Xanten und Sonsbeck zuständig, und Diakonie-Geschäftsführer Joachim Wolff hatten allerdings auch Gesprächsbedarf bei einigen aktuellen Themen. Das neue Bundesteilhabegesetz, das es Behinderten zum Beispiel im Arbeitsleben einfacher machen soll, war eines davon, die finanzielle Ausstattung der Betreuungsvereine das andere. Auch die Unterstützung der Flüchtlinge überall am Niederrhein durch Ehrenamtler war ein Thema. Mehrere Fachleute aus den Reihen der Diakonie brachten sich ein.

Hermann Brendieck, Kreisgeschäftsführer der Grünen, ist selbst ehrenamtlicher Betreuer. Er weiß also aus erster Hand, was Betreuer leisten. Göring-Eckardt nahm interessiert zur Kenntnis, dass von Goch aus 500 ehrenamtliche Betreuer begleitet werden; die Hälfte von ihnen Angehörige. Viereinhalb Festangestellte schulen und betreuen sie (neben ihren eigenen Schutzbefohlenen), haben aber das Problem, dass die Betreuervergütung in Höhe von 44 Euro längst nicht mehr ausreicht. Die Diakonie macht in diesem Bereich pro Jahr ein Minus von rund 900.000 Euro, das aus Kirchensteuermitteln ausgeglichen werden muss. Albert Büsen, einer der Hauptamtler, empört sich: "Betreuung ist eine staatliche Pflichtaufgabe, aber für die Finanzierung wird nicht gesorgt." Es würden ständig weitere Betreuer gesucht, denn der Personenkreis, der seine Geschäfte nicht mehr selbstständig regeln kann, wächst immer weiter. "Dass wir quasi betteln müssen, um unserer Kosten erstattet zu bekommen, ist nicht akzeptabel", findet Büsen.

Zu Beginn ihres Besuchs in Goch hatte Göring-Eckardt die Tagespflege der Diakonie besichtigt. Sie weiß, dass es in Deutschland - und eben auch am Niederrhein - längst nicht genügend vergleichbare Einrichtungen gibt. Das Angebot fördert und betreut insbesondere dementiell veränderte Menschen und entlastet deren Angehörige. Ambulante Pflege allgemein sowie Palliativpflege, ambulante Suchtentwöhnung, ambulant betreutes Wohnen und die Vermietung von Seniorenwohnungen gehören zum Angebot der Diakonie. Das Sozialkaufhaus "Palette" in Kleve und die "Arche" in Goch haben mit der Diakonie als Gesellschafter zu tun. In Goch ist zudem die Verwaltung des Wohlfahrtsverbandes angesiedelt.

Als Fachfrau für die Betreuung von Flüchtlingen nahm Stefanie Hingmann aus Xanten an der Runde teil. Sie berichtete von drei hauptamtlichen Kräften für 380 Flüchtlinge - eine deutlich bessere Quote, als sie die meisten Kleinstädte bieten können. Eine junge Frau, die ihren Bundesfreiwilligendienst in der Asylbetreuung leistet, antwortete auf die Frage der Grünen-Politikerin, was sie mal besonders schockiert habe: "Die unangekündigte Abschiebung einer Familie mit mehreren Kindern nach Makedonien." Wenn man die Leute selbst kenne, sei eine solche Erfahrung sehr schmerzhaft.

(RP)
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