Geldern Gewerkschaften: Jeder zweite Azubi fühlt sich stark belastet

Geldern · Die Nachwuchsorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbundes, DGB-Jugend, berichtet von zunehmenden psychischen Belastungen für Auszubildende. Das habe eine schriftliche Befragung von mehr als 5400 jungen Frauen und Männern aus NRW ergeben. "Jeder zweite Auszubildende fühlt sich in mindestens einem Bereich in hohem oder sehr hohem Maße belastet", fasst Fabian Kuntke vom DGB zusammen.

Zentrale Faktoren seien Leistungs- und Zeitdruck, gefolgt von langen Fahrtzeiten und der Verteilung der Arbeitszeiten, zum Beispiel in Schichten. "Jeder achte Auszubildende klagt zudem über Probleme mit Kollegen und Vorgesetzten", so Kuntke.

Je stärker die empfundenen Belastungen seien, desto höher sei der Anteil der Azubis, die unter körperlichen und psychischen Beschwerden leiden. Sie fühlen sich häufiger erschöpft und krankheitsanfällig. Mehr als ein Drittel der Betroffenen denke immer oder oft über einen Abbruch der Ausbildung nach.

So war im Herbst auch der Eindruck der DGB-Jugend bei Besuchen in Berufsschulen am Niederrhein. Dabei habe man sich mit rund 1000 Azubis ausgetauscht. "Was uns dabei vermehrt auffiel, war, dass viele Jugendliche neben unbezahlten Überstunden und der Ausübung von ausbildungsfremden Tätigkeiten vermehrt von hohen psychischen Belastungen im Rahmen ihrer Ausbildung berichteten", so Fabian Kuntke.

Die DGB-Jugend sieht einen Zusammenhang zwischen solchen Belastungen und einer insgesamt schlechteren Ausbildungsqualität. "Die Ausbildungsberufe, bei denen die Qualität der Ausbildung als besonders hoch beschrieben wird, sind gleichzeitig die Berufe, bei denen sich die Auszubildenden am wenigsten psychisch belastet fühlen." Das gelte zum Beispiel für Industriemechaniker und Mechatroniker. Umgekehrt fühlten sich angehende Friseure, zahnmedizinischer Fachangestellte und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk besonders schlecht betreut und behandelt und zugleich stärker belastet.

"Wir brauchen endlich eine substanzielle Verbesserung der Ausbildungsqualität in den Berufen, die seit Jahren die letzten Plätze in unserem Report belegen", fordert Fabian Kuntke für die DGB-Jugend. Darüber hinaus müsse das Berufsbildungsgesetz modernisiert werden. "Wir brauchen eine bessere Regelung der Ausbildungszeiten und eine volle Anrechnung der Berufsschulzeiten, um den Jugendlichen mehr Gelegenheit zur Erholung zu geben."

(RP)
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