Geldern Gewässerschutz - Verein lobt Niederlande

Geldern · Im Nachbarland müssen Landwirte effizienter mit Gülle umgehen. Vorbild fürs Gelderland?

Hohe Nitratkonzentrationen waren an der deutsch-niederländischen Grenze schon vor zehn Jahren ein Problem. Doch während bei dieser Grundwasserbelastung in den Niederlanden seit 2006 schärfere Dünge-Regeln gelten, ließ man in Deutschland die Landwirte mit dem Problem allein. Das bemängelt der Verein VSR-Gewässerschutz aus Geldern. "Unsere Messungen zeigen, dass vor allem am Niederrhein das Grundwasser stark mit Nitraten belastet ist", erklärt VSR-Vorsitzende Susanne Bareiß-Gülzow. Im oberflächennahen Grundwasser wurde der EU-Grenzwert von 50 Milligramm/Liter mancherorts in über der Hälfte der Messungen überschritten.

Die Umweltschützer wünschen, dass die Politiker sich die in den Niederlanden geltenden Regeln bei der Düngung ansehen. In den Niederlanden müssten die Landwirte mit ihrer Gülle effizienter umgehen. Verlustärmere Ausbringungstechniken und Einschränkungen in der Möglichkeit, hohe Stickstoffverluste durch Einsatz von mehr Mineraldünger auszugleichen, haben laut VSR dazu geführt, dass Gülle nicht zum Abfall verkommt, sondern einen Wert darstellt. In Deutschland seien Ausbringungstechniken erlaubt, die im Nachbarland längst verboten sind. Hierzulande darf die Gülle über die Felder gespritzt werden. Diese kostengünstige Methode garantiere aber kaum eine effiziente Stickstoffversorgung der Pflanzen. Die Gülle wird an manchen Stellen zu dick, an anderen zu dünn aufgetragen. Der VSR begrüßt, dass immer mehr landwirtschaftliche Betriebe und Lohnunternehmen mit Schleppschläuchen, Schlitz- oder Injektionsverfahren die Verluste in die Luft und ins Grundwasser verringern. Sie gehen über den gesetzlichen Rahmen hinaus.

Die Stickstoffhöchstmenge auf den Feldern hängt in Deutschland nicht wie in den Niederlanden von Bodentyp, Bewuchs oder Pflanzensorte ab. Die einzige Begrenzung ist der von der Nitratrichtlinie vorgegebene Wert von 170 Kilogramm/Hektar Stickstoff aus tierischen Düngern, also Gülle. Hingegen gelten laut VSR Regeln, die unlogisch sind. So ist eine Stickstoffaufbringung von 180 Kilogramm/Hektar mit Gülle illegal, da der Grenzwert überschritten wurde. Dagegen ist ein Aufbringen von 170 Kilogramm/Hektar Stickstoff aus Gülle und weiteren 200 Kilogramm/Hektar Stickstoff aus Mineraldünger, das heißt 370 Kilogramm/Hektar Stickstoff, legal, da der Grenzwert eingehalten wurde, obwohl wesentlich mehr Stickstoffe aufgebracht wurden.

(RP)
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