Geldern Geschwister-Scholl-Schule wird 50

Geldern · Im Jahr 1967 ging die katholische Hauptschule in Veert an den Start. Eine Zeit des Aufbruchs, der Begeisterung, der Innovation und der Improvisation. Bald wird es die Einrichtung nicht mehr geben. Der erste Rektor blickt zurück.

 Werner Kirking, der erste Rektor.

Werner Kirking, der erste Rektor.

Foto: CDU

Es herrschte alles andere als Schlendrian im Jahr 1967 an der frisch gegründeten Hauptschule. In der Schul-Chronik steht ein Brief, den ein Schüler im Oktober jenes Jahres an einen kranken Mitschüler geschrieben hat. "An diesem Montagmorgen schwitzen wir jetzt schon seit einer Stunde, um dir unser qualvolles und mitleiderregendes Leben zu schildern", heißt es darin. "Nach wie vor werden wir zu härtester Fronarbeit angetrieben. Selbst nachts werden wir in unseren Alpträumen vom Lehrer durch sämtliche Wissensgebiete gehetzt."

Und das trotz der Provisorien, die so ein Anfang mit sich bringt. "Noch verläuft der Unterricht nicht nach Stundenplan, da der Werk- und der Physikraum nicht zu benutzen sind", schreibt der Schüler. "Die Mädchen dagegen beginnen in dieser Woche, ihren ersten Haferbrei zu mixen und in Nadelarbeit unsere Strümpfe durch Flicklappen zu verschönern."

 Großer Trubel, ebenfalls beim Schulfest 1977.

Großer Trubel, ebenfalls beim Schulfest 1977.

Foto: Schulchronik/Privat

Erster Rektor der Schule war Werner Kirking. Der war zuvor an der Hubertus-Schule in Kevelaer beschäftigt und erfuhr eines morgens aus der Rheinischen Post von der neuen Stelle. "1968 hatten wir vier Klassenräume in Veert, aber 24 Klassen zu managen", erinnert er sich. "Sie alle waren in den Ortschaften untergebracht, weil am Standort in Veert nicht genug Räume vorhanden waren." Ständige Neu- und Anbauten gab es in den Anfangszeiten, erzählt der heute 85-Jährige. "Wenn was nicht passt, melden Sie sich, hatte der Schulrat mir geraten."

Die Umbenennung der katholischen Hauptschule "An der Ley" nach den Nazi-Opfern, den Geschwistern Scholl, lag voll im Geiste der Pädagogen: "Lasst euch nicht alles gefallen. Sagt, was nicht in Ordnung ist", so Kirking. "Manchmal habe ich in den zehnten Klassen bewusst provoziert." Jeder Lehrer, die Schüler und die Eltern hätten damals an einem Strick gezogen: "Für unsere Schule." Das sei der Zusammenhalt gewesen in seinen Dienstjahren bis Oktober 1994.

In der Erinnerung schwingt mit, dass er eine "sehr gute Hauptschule auf dem Land" leitete, ein Kollegium, das Schüler nach ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten unterrichtete. Und die so beliebt war, dass in manchen Schuljahren Wartelisten für die Eingangsklassen eingeführt wurden. Wohlgemerkt: In einer Zeit, in der noch samstags unterrichtet wurde, rund 60 bis 70 Prozent der Viertklässler zur Hauptschule wechselten, die Schulglocke um 7.30 Uhr läutete und die Schulbücher jedes Jahr neu gekauft wurden. In Spitzenzeiten pendelten 700 Schüler in Schulbussen.

Beliebt waren Klassenfahrten, Wirtschaftskunde, Praktika in Betrieben: All das waren Pluspunkte für die Geschwister-Scholl-Schule. Kirking aktivierte eine "Schulbuch-Aktion": Bücher wurden zur Wiederverwendung an die folgenden Klassen weitergegeben. Heute normal, damals was Neues. Ersparnis: 15.000 Mark. Diese Initiative brachte Kirking ein Radiointerview ein.

Kritik rief die Partnerschaft mit einer Schule in England hervor - so was war damals nämlich noch völlig ungewöhnlich. Aber Kirking konnte glaubhaft vermitteln, dass der Schüleraustausch sich positiv auf die Lernmoral der Schüler auswirke.

"Ich bin stolz, dass unsere Schüler stets mit einer guten Zukunftsperspektive ins Lebens entlassen wurden", sagt der 85-Jährige. An einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz, "wir pflegten ausgesprochen gute Beziehungen zum Handwerk", oder an eine Fachoberschule.

(mk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort