Geldern Geschichtsverein als erfolgreicher Verleger

Geldern · Wie gut die Bücher des Historischen Vereins laufen, lässt sich vorher nur schwer vorhersagen. Ein Knaller im nun ablaufenden Jahr: Der Bildband von Ulrich Engelmann. Im Geldrischen Heimatkalender geht es 2013 um Issum.

Ein Blick ins Fotoarchiv von Ulrich Engelmann
10 Bilder

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Gerd Halmanns ist beeindruckt. Positiv beeindruckt. So eine Nachfrage habe er noch nie erlebt, berichtet der Vorsitzende des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend über den Erfolg von dessen jüngster Veröffentlichung. Der Bildband mit den Fotos von Ulrich Engelmann, der unter anderem drei Jahrzehnte für die Rheinische Post arbeitete, ging weg wie warme Semmeln. Immer wieder meldeten sich auch RP-Leser in der Redaktion, weil sie das Buch im örtlichen Handel nicht mehr bekamen. Von den 2200 Exemplaren waren 1500 als Jahresgabe an die Mitglieder des Historischen Vereins gegangen, 700 kamen in den freien Verkauf.

Beim Historischen Verein wartet man jetzt ab, wie sich die Nachfrage nach Weihnachten weiter entwickelt. "Ob es eine zweite Auflage gibt, ist noch offen", sagt Halmanns. Das Engelmann-Buch trägt in der 1898 gestarteten langen Reihe von Veröffentlichungen des Historischen Vereins die Nummer 109. Es gehört zu den Bestsellern. Doch "es gab Bücher, die hatten noch mehr Erfolg", betont Halmanns.

Er erinnert an das vor zehn Jahren erschienene, grenzüberschreitende Schulbuch über das Herzogtum Geldern. Diese Riesenauflage sei ausverkauft gewesen. Ein Renner war Ende der 1990er Jahre das kunstgeschichtlich orientierte Buch über die Marienbasilika Kevelaer. Da hätten, vermutet der Gelderner, wohl viele Pilger zugegriffen. Heinz Boschs "Erinnerungen an das alte Geldern" ging in die zweite Auflage.

Ob Gleiches mit Willi Mirbachs Zeitzeugenbericht von 1946 über seine Zeit als KZ-Wachmann im Mittelbau Dora geschieht, ist noch in der Schwebe. Dessen Sohn Frieder Mirbach aus Nieukerk hatte die Aufzeichnungen an Halmanns übergeben. Auch in der KZ-Gedenkstätte in Nordhausen (Harz) ist kein Exemplar mehr zu bekommen. Der Verlag an der Gedenkstätte überlegt laut Halmanns nun, ob nachgedruckt werden soll.

An die dunkle Zeit des Nationalsozialismus gemahnt auch "Die Baronin im Schutzmantel" von Fritz Meyers. Das Buch behandelt das Leben der Emilie von Loe und ihren Widerstand gegen die Nazis.

Die Veröffentlichungen des Historischen Vereins seien sehr unterschiedlich konzipiert, erklärt Halmanns. Mal sprechen sie eher wissenschaftlich Interessierte an, mal sind sie bildstark. Die Resonanz lasse sich nicht immer vorhersagen. Mit der Biographie über Johann Giesberts, den aus Straelen stammenden Reichspostminister während der Weimarer Republik, habe es 2011 einen Flop gegeben. "Danach sind wir eher vorsichtig geworden." Der Verein sei zwar groß, doch alles laufe ehrenamtlich. Unter anderem sei es zeitaufwendig, den Kontakt zum Buchhandel zu halten.

Das nächste Buchprojekt des Historischen Vereins läuft bereits. "Herzöge und Konflikt" beleuchtet das spätmittelalterliche Geldern. Diese Dissertation sei wieder schwere Kost, so der Vorsitzende. Der Geldrische Heimatkalender hingegen zielt mehr auf breite Leserschichten. Die nächste Ausgabe setzt den Schwerpunkt auf die Gemeinde Issum.

(RP/ac)
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