Kunst Wasserturm — Ort der Inspiration

Geldern · Die Künstler Daniela Baumann, Jelke Reems und Christian Krieter verbrachten viel Zeit beim Turmstipendium. Herausgekommen ist eine abwechslungsreiche Ausstellung, die bis zum 9. September besucht werden kann.

 Während der Ausstellungseröffnung suchten viele Besucher das Gespräch mit den Künstlern. Hier erläutert Christian Krieter (hinten) seine Bilder.

Während der Ausstellungseröffnung suchten viele Besucher das Gespräch mit den Künstlern. Hier erläutert Christian Krieter (hinten) seine Bilder.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Annehmen, was einem der Ort und die Situation bietet. Das ist ein Abenteuer, auf das sich nun schon seit 19 Jahren immer wieder Künstler einlassen. Der Ort der Inspiration, des Abenteuers und der kreativen Schaffenszeit befindet sich mitten in Geldern.

Der alte Wasserturm an Gelderns Bahnhof ist ein kleines, verstecktes Paradies. Auch, wenn Peter Busch nicht möchte, dass man das zu laut sagt. Er eröffnete am Sonntag die Ausstellung zum 19. Turmstipendium. Dort haben vier Wochen lang drei Künstler zusammen gelebt, gearbeitet und sich gegenseitig neu kennengelernt.

So dankte zum Beispiel Daniela Baumann, eine aus dem Trio, in der Eröffnungsrede für „die Möglichkeit, diesen Ort der Inspiration kennenlernen zu dürfen“. Auch der Stipendiat Christian Krieter war voller Dank über die „extrem unkomplizierten vier Wochen“. Aus den Niederlanden angereist war als dritte Künstlerin Jelke Reems. Sie empfindet den Wasserturm als einen speziellen Ort, der sehr wichtig für diese Stadt ist.

Was die Künstler in dieser Zeit erschaffen haben, ist nicht nur eine einzigartige Erfahrung die sich in ihren Werken wiederspiegelt. Es sind auch Freundschaften entstanden. Das Zusammenspiel der drei Künstler, das Angebot von Peter und Anni Busch, den „Mikrokosmos Wasserturm“ auch immer wieder um Elemente wie Musik und Ausflüge zu erweitern, schaffen ein besonderes Klima. Die äußere Klimazone mit dem extrem warmen Sommer hat da noch mal ganz andere Spitzen aufgezeigt. So mussten die Künstler zum Beispiel diesmal im Turm übernachten, da in den „Schlafwaggons“ Temperaturen bis zu 70 Grad Celsius herrschten.

In der ersten Etage lebte und arbeitete Jelke Reems. Sie hatte zum Stipendium nur eine weiße Schnur und schwarze Farbe mitgebracht. Daraus entstanden ist ein Eichpunkt des Raumes. Die weiße Schnur, an der zwei rostige Nägel hängen. An den runden Wänden hängen Bilder, die wiederum wie eigene Räume wirken. Reduziert und doch anziehend, da man beim Betrachten auch das Auge suchen lassen muss. Die verwendeten Materialien wie Holz, Beton, Nägel und Papier stammen aus dem Wasserturm und dem reichen Fundus drumherum. Reems arbeitet gerne ohne Anleitung, nur das Du+Du, das „Mit-sich-selbst-Sein“ bestimmt ihr Wirken.

Auch Christian Krieter ist in seinen Werken ganz auf sich zurückgeworfen. In der zweiten Etage sind seine Bilder (Acryl auf Leinwand) zu sehen. Als Betrachter wird man förmlich in die Bilder hineingesogen. In eine Welt von dunklen Gestalten mit Farbausbrüchen in kleinen Farbtupfern, von klaren Kanten und verschwommenen Traumsequenzen. Krieter zeigt seine eigene Welt, persönlich und ohne Bedenken.

Dass dem Betrachter ein Blick in sein Leben gestattet wird, empfindet er nicht als unangenehm. Er nutzt seine Fähigkeiten in seinen Bildern, und die Ergebnisse sprechen für sich. Während der Schaffenszeit empfand er es als besonders angenehm, dass das Zusammenleben mit den anderen so gut funktioniert hat. „Es gab zum Beispiel keine Dogma-Diskussionen darüber, was nun Kunst ist und was nicht. Man muss halt selber wissen, dass man Kunst macht.“

In der dritten Etage tauchte der Besucher dann wieder in eine ganz andere Kunst-Welt ein. Daniela Baumann bedient das, was die Räume bieten, ohne dabei ihren Weg verlassen zu müssen. Sie hat das Thema Naturgewalten, wie zum Beispiel das Wasser, welches mal durch den Turm floss, künstlerisch verarbeitet. Aber auch Bücher, eine große Leidenschaft der Künstlerin, sind in ihrer ganz eigenen Art dargestellt. Eine gebundenen Ausgabe mit Sinnsprüchen findet man in der dritten Etage. Angebunden an einem Stuhl, erfährt man die Sinnlichkeit der Sprache, die auch einer gnadenlosen Beiläufigkeit eine schöne Verpackung schenkt.

Wer sich nun auch auf den Weg in ein Abenteuer machen möchte, kann das kleine Paradies am Bahnhof aufsuchen. Die Ausstellung läuft noch bis Sonntag, 9. September, und ist jeden Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

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