Fairer Handel in Geldern Geldern bleibt Fairtrade-Stadt

Geldern · Der Verein Transfair hat den Titel für weitere zwei Jahre bestätigt. 2021 möchte die Steuerungsgruppe um Hubertus Heix die Bildungsarbeit in Kindergärten und Schulen weiter vertiefen.

 Bürgermeister Sven Kaiser (3.v.l.) überreicht Hubertus Heix die Urkunde zur Re-Zertifizierung.

Bürgermeister Sven Kaiser (3.v.l.) überreicht Hubertus Heix die Urkunde zur Re-Zertifizierung.

Foto: Stadt Geldern

Nun ist es offiziell: Geldern steht weiterhin in einer Reihe mit Städten wie London, Rom und San Francisco. Auch für die nächsten zwei Jahre darf sie sich Fairtrade-Stadt nennen. 2019 wurde der Titel zum ersten Mal an die LandLebenStadt vergeben. Doch damit ist es nicht getan. Alle zwei Jahre muss sich die Stadt einer erneuten Prüfung unterziehen, um den Status zu behalten. Am Dienstagabend fand die Übergabe der Urkunde von Transfair, dem Verein zur Förderung des fairen Handels in der Einen Welt, zur Re-Zertifizierung statt. Bürgermeister Sven Kaiser übergab sie an den Vorsitzender der Steuerungsgruppe Hubertus Heix und lobt das Engagement als „tolles Zeichen“ für die Stadt.

Als Geldern den Titel am 5. Oktober 2019 zum ersten Mal verliehen bekam, war sie die 642. Stadt in Deutschland und die 143. in Nordrhein-Westfalen, die sich auf die Fahne geschrieben hatte, die Welt ein bisschen gerechter machen zu wollen. Mittlerweile gibt es 711 Fairtrade-Städte, zwei davon liegen im Kreis Kleve – Geldern und Kleve. „Mit dem Titel geht die Stadt Geldern auch eine soziale Verantwortung ein“, sagte Heix. In der Urkunde heißt es: „Durch ihr Engagement für den fairen Handel vor Ort nimmt die Stadt Geldern eine Vorreiterrolle ein. Dies setzt ein konkretes Zeichen für eine gerechtere Welt, indem Geldern dazu beiträgt, dass durch faire Handelsbeziehungen den benachteiligten Produzentengruppen im Süden zu einem verbesserten Einkommen verholfen wird.“

Im Laufe der Zeit sei es der Steuerungsgruppe gelungen, mehr als 60 Partner und Unterstützer aus dem Einzelhandel, der Gastronomie, Schulen und Kirchen zu gewinnen, die sich für den fairen Handel engagieren. Auch die SPD hat sich der Gruppe angeschlossen. „Die Hürden sind nicht allzu hoch“, sagte Sprecher Manfred Austrup. „Sie verpflichten sich lediglich, mindestens zwei fair gehandelte Produkte dauerhaft aufzunehmen.“ Zurzeit sei die Akquise etwas in Stocken geraten, doch man hoffe, auch weiterhin neue Partner gewinnen zu können. Heix appellierte an die anwesenden Politiker, es den Sozialdemokraten gleich zu tun und sich dem Label anzuschließen.

Bei der Gelegenheit erinnerte er den Rat auch noch einmal an seinen Beschluss vom 13. November 2018, in dem es nicht nur heißt, die Stadt werde sich an der internationalen Kampagne „Fairtrade Town“ beteiligen. Die Rede war auch davon, dass man in den Sitzungen und Ausschüssen bei der Auswahl der Getränke darauf achte, dass mindestens zwei fair gehandelte Produkte angeboten werden. „Wenn ich mir die heutige Auswahl so anschaue“, sagte Heix, „dann besteht Nachholbedarf.“ Von den angebotenen Getränken trug nicht eines ein „Fairtrade“-Siegel. Das fiel auch Bürgermeister Sven Kaiser auf, der sogleich Besserung gelobte.

Für die Zukunft will die Steuerungsgrupe noch mehr in die Bildungsarbeit investieren. Karl-Heinz Pasing, ehemaliger Fachbereichsleiter der VHS-Gelderland, machte auf das Projekt „FaireKITA“ aufmerksam, das von Faire Metropole Ruhr entwickelt wurde und nach dem sich auch Kitas in Geldern zertifizieren lassen können. Eine Infoveranstaltung findet am Donnerstag, 28. April, von 17 bis 19 Uhr in der VHS statt. Am selben Ort wird es am Donnerstag, 12. Mai, von 10 bis 16 Uhr ein Praxisseminar mit der NRW-Projektreferentin Claudia Pempelforth geben. In der Tagesveranstaltung werden die Basisanforderungen auf dem Weg zur Zertifizierung als „FaireKITA“ vorgestellt und praxisnahe Module für die Arbeit mit den Kindern vermittelt. Ziel ist es, bereits den Kleinsten ein Bild davon zu vermitteln, wie Kinder in anderen Ländern leben und woher unsere täglichen Lebensmittel wie Bananen, Zucker, Tee und Kakao kommen.

Weitere Gemeinschaftsveranstaltungen von VHS und Fairtrade-Stadt Geldern stellen das Problem der weltweiten Kinderarbeit in den Mittelpunkt. Eine Ausstellung mit dem Titel „Der Skandal hat viele Gesichter“ wird vom 1. bis 24. Februar 2022 im Gelderner Weltladen und vom 3. bis 30. März 2022 in der Volkshochschule in Geldern gezeigt. Zur Eröffnung der Ausstellung in der VHS spricht am Donnerstag, 3. März, 19 Uhr, Eithikprofessor Alexander Lohner von der Universität Kassel zum Thema.

Ein weiteres Thema, um das sich die Steuerungsgruppe kümmern möchte, sind die Faitrade-Schulen. Erst Anfang Oktober hatten wir darüber berichtet, dass das Berufskolleg Geldern als „Fairtrade-School“ ausgezeichnet wurde. Um den Titel zu behalten, muss die Schule nun weitere Aktionen durchführen. Hubertus Heix würde sich wünschen, dass sich noch mehr Schulen in Geldern engagieren. „Aufgrund der Corona-Situation sehen wir zurzeit davon ab, in die Schulen zu gehen. Aber es besteht die Möglichkeit, die Schulen zu uns in den Weltladen einzuladen und sie über die Voraussetzungen aufzuklären.“ Um den Titel zu erhalten, müssen die Schulen unter anderem ein Team bilden, das Treffen und Aktionen zum fairen Handel organisiert. Die Schule muss selbst viele fair gehandelte Produkte anbieten. Und das Thema fairer Handel muss in den Lehrplan aufgenommen werden – wenn möglich fächerübergreifend.

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