Fälle häufen sich auch in Geldern Senior wird mit Schockanruf nach Oberhausen gelockt

Kreis Kleve · Derzeit bekommen vor allem Senioren wieder Anrufe von Betrügern, die von schlimmen Unfällen erzählen und Geld verlangen. Ein 83-Jähriger wurde sogar ins Ruhrgebiet gelockt.

Die Täter erzählen ihren Opfern von schlimmen Verkehrsunfällen und bauen dadurch emotionalen Druck auf (Symbolfoto).

Die Täter erzählen ihren Opfern von schlimmen Verkehrsunfällen und bauen dadurch emotionalen Druck auf (Symbolfoto).

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Immer wieder warnt die Polizei vor Schockanrufen, mit denen Betrüger Geld erpressen wollen. Doch immer wieder fallen gutgläubige Menschen darauf hinein. Im Moment häufen sich die Fälle wieder, in denen unbekannte Täter vermeintlich wahllos Leute anrufen und ihnen am Telefon erzählen, dass ein Angehöriger einen schlimmen Unfall verursacht habe und nun eine hohe Kaution hinterlegt werden müsse, damit der Verwandte nicht ins Gefängnis kommt. „Durch den Aufbau eines Drohszenarios und Zeitdruck wird dabei die Hilfsbereitschaft älterer Menschen gezielt ausgenutzt“, so Manuela Schmickler, Sprecherin der Kreispolizei.

So erging es letzte Woche auch einem 87-jährigen Mann aus Geldern. Angeblich hätte sein Sohn einen Verkehrsunfall mit Todesfolge in Berlin verursacht. Der Vater solle einen mittleren fünfstelligen Betrag in bar als Kaution bezahlen. Der Senior ging zur Volksbank in Geldern, um dort das Geld abzuholen. Der Bankangstellte dort war zum Glück aufmerksam und wurde direkt misstrauisch, als der Mann so viel Geld abheben wollte. Der Voba-Angestellte informierte die Polizei, dadurch konnte der Betrug verhindert werden. „Der Mitarbeiter der Volksbank hat sehr gut reagiert und alles richtig gemacht. Das zeigt, dass man bei den Banken für solche Fälle inzwischen sensibilisiert ist“, sagte die Polizeisprecherin.

Weniger Glück hatte allerdings ein 83-jähriger Mann aus Kleve. Der war in der vergangenen Woche von einem falschen Polizeibeamten angerufen und sogar bis nach Oberhausen gelockt worden. Der Unbekannte erklärte ihm am Telefon, seine Frau hätte einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und er solle eine Kaution (fünfstellig) hinterlegen. Der Täter vereinbarte einen Treffpunkt in Oberhausen mit dem Klever, wo das Geld übergeben wurde. Später fiel dann auf, dass es sich um einen Betrug gehandelt hatte. Das Geld ist weg, vom Täter fehlt jede Spur. In Oberhausen beobachtet die Polizei gerade eine besonders auffällige Häufung von solchen Fällen. Gleich vier Senioren wurden in den vergangenen Tagen um Geld betrogen.

Ob die Täter tatsächlich auch in Oberhausen sitzen, ist reine Spekulation. Denn dass Senioren aufgefordert werden, weite Strecken zu fahren, um das Geld zu übergeben, komme immer mal wieder vor, so die Polizeisprecherin. Im Juni hatte eine Frau aus dem Kreis Kleve ihre Tochter mit Geld zum Amtsgericht Bocholt geschickt, wo Unbekannte mit dem Geld verschwanden. Und noch im Dezember war eine 71-Jährige aus Rees nach Dinslaken gelockt worden. Auch sie übergab dort Geld an einen Unbekannten.

Dass die Masche immer noch funktioniert, erklärt die Polizei mit der besonderen Situation. „Es wird ein unheimlicher emotionaler Druck aufgebaut, nicht umsonst heißt es ja Schockanruf“, erläutert Manuela Schmickler. Die Täter führten ein geschicktes manipulatives Gespräch, die Verunsicherung werde gezielt und schamlos ausgenutzt.

Die aktuellen Fälle sind für die Polizei im Kreis Kleve der Anlass, noch einmal an Verwandte, Freunde und Nachbarn zu appellieren. Sie sollten mit älteren Menschen Kontakt aufnehmen und sie vor den Maschen der Betrüger warnen.

Die Polizei rät: Wie auch bei allen anderen Anrufen von Unbekannten, die Geldforderungen haben: Seien Sie misstrauisch! Die Polizei oder die Staatsanwaltschaft wird niemals Geld bei Ihnen zuhause abholen.

Ein Krankenhaus würde niemals Geld für eine Behandlung durch einen Angestellten oder Freund des Verwandten abholen lassen.

Legen Sie bewusst auf! Rufen Sie die Polizei unter 110 an! Nur dann haben Sie Gewissheit, ob der Anruf echt war.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort