Grausamer Vorfall in Geldern Mehr als 100.000 Bienen getötet

Geldern · Unbekannte haben an der Wichardstraße in Geldern zwei Bienenvölker mit Lack, Flüssigseife und Chlorgranulat umgebracht. Nur wenige Tiere haben den Angriff überlebt. Sie werden aber wohl auch verenden.

Frieda Janz ist fassungslos. „Wer macht so etwas?“, fragt sie. Die 60-Jährige hat Tränen in den Augen und zeigt auf die Verwüstung in ihrem Schrebergarten direkt an den Bahngleisen in Geldern, unweit der Wichardstraße. Eine Sitzbank ist zerstört. Ein Farbeimer, eine Lacksprühdose und eine leere Plastikflasche für Flüssigseife liegen herum. Mit Lack, Flüssigseife und Chlorgranulat haben laut Polizei Unbekannte zwischen Sonntag, 15 Uhr, und Donnerstag, 19 Uhr, auf diesem Grundstück zwei Bienenvölker beinahe vollständig ausgerottet. Weit mehr als 100.000 Tiere sind tot.

In zwei Stöcken lebten die beiden Völker. „Pro Volk sind es bis zu 70.000 Bienen“, sagt Frieda Janz. Sie wurde am Donnerstag von einem Nachbarn ihres Gartens alarmiert. „Kommt schnell, eure Bienenstände sind zerstört.“ Am Abend kam sie aufs Grundstück, sah die Kisten auf dem Boden, das Chlor hatte eine helle Spur auf dem Gras hinterlassen. Die Täter haben es dort verteilt, wo die Bienen die Stöcke anfliegen. Etliche der Tiere summten am Freitag noch umher. „Doch die sterben auch bald“, ist sich Frieda Janz sicher. Das Chlor bringe nach und nach auch noch die letzten Überlebenden der beiden Bienenvölker um.

Ihr Mann Jakob Janz ist empört. „Da will man mit seinem Hobby mithelfen, die Welt zu verbessern, und dann passiert so etwas.“ Seit sieben Jahren sind sie Hobby-Imker, seit vier Jahren haben sie die beiden Bienenvölker auf dem abgelegenen Grundstück. „Nie ist etwas geschehen“, sagt Frieda Janz. Jetzt will sie diesen Standort aufgeben. Ihr bleiben noch Bienenstöcke in einem anderen Garten.

Mehr als 100.000 Bienen werden in Geldern mit Lack und Chlor vergiftet
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Mehr als 100.000 Bienen mit Lack und Chlor vergiftet

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Foto: Evers, Gottfried (eve)

Auch aus ökologischer Sicht allgemein ist das ein schwerer Verlust. „Honigbienen sind unverzichtbare Bestäuber für Obstbestände“, sagt Hermann-Josef Windeln aus Geldern, der sich innerhalb des Nabu-Kreisverbands unter anderem auf Wildbienen spezialisiert hat. Und damit seien Honigbienen auch für die menschliche Ernährung wichtig.

Erfreulicherweise habe die Zahl der Honigbienen insgesamt aber zugenommen. Das hänge auch damit zusammen, dass sich immer mehr Menschen für die Imkerei interessieren und viele Imkerkurse voll belegt sind. „Vor zehn Jahren hätte ich noch gewettet, dass es 2019 keine Imker mehr gäbe.“ Mancher lebt von der Imkerei. Für solche Imker sei der Verlust eines oder mehrerer Bienenvölker natürlich ein großer wirtschaftlicher Schaden. Zumal der Aufwand immer größer werde. „Die Landschaft gibt kaum noch Nahrung für die Bienen her“, kritisiert Windeln. Imker müssten reisen, um an Nahrungsquellen für ihre Tiere zu kommen.

 Bei der Bienentötung in Geldern fahndet die Polizei nach den Tätern. Die Kripo nimmt Hinweise unter Telefon 02831 1250 entgegen.

Laut Pressesprecher Michael Ermers liegt eine Sachbeschädigung vor. Inwieweit es sich um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz handelt, müsse noch geklärt werden. „Es sind keine Wirbeltiere betroffen, wir müssen den Sachverhalt in dieser Hinsicht erst noch genauer prüfen.“

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