Wache in Geldern Mädchen schrieb vor 12 Jahren eine Bewerbung an die Polizei — das ist daraus geworden

Geldern · 2011 hatte ein Mädchen bei der Gelderner Wache einen Zettel hinterlassen. Damit bewarb sich die damals Siebenjährige gewissermaßen für den Polizeidienst. Es gelang tatsächlich, die junge Frau zu finden, die die Notiz geschrieben hatte.

 Lea im Alter von sieben Jahren ganz stolz auf einem Polizeimotorrad. Einen Führerschein für diese Maschine hat sie noch nicht.

Lea im Alter von sieben Jahren ganz stolz auf einem Polizeimotorrad. Einen Führerschein für diese Maschine hat sie noch nicht.

Foto: Polizei

Wie gut, dass die Großmutter immer so aufmerksam die Zeitung liest. Dort wurde sie stutzig, als sie den „Fahndungsaufruf“ der Polizei sah. Die Beamten suchten Lea, die vor zwölf Jahren bei einem Besuch in der Polizeiwache Geldern einen Zettel mit einer klaren Botschaft hinterlassen hatte: „Ich möchte speter wenn ich groß binn Polizistin werden.“ Das ist doch meine Enkelin, dachte sich die Großmutter und rief direkt an: „Lea, weißt du eigentlich, dass du polizeilich gesucht wirst?“, fragte sie. Lea war da noch gar nicht so richtig wach und wurde gewissermaßen durch den Anruf der Oma aus dem Schlaf gerissen. „Das war im ersten Moment ein echter Schock“, berichtet sie. Doch als ihre Großmutter ihr erzählte, dass es um ihren Zettel von 2011 geht, musste sie schmunzeln. „Den Zettel hatte ich komplett vergessen. Als meine Großmutter mir davon erzählte, fiel mir alles wieder ein“, berichtet die 19-Jährige.

Ihre Oma hat alles säuberlich aufgehoben. Auch ein Tagebuch, in das immer besondere Ereignisse eingetragen wurden. Hier finden sich auch handschriftliche Zeilen von Lea vom 16. Mai 2011. Einen Tag zuvor hatte sie mit ihrer Familie die Polizeiwache Geldern besucht. „Dar war ein Polizeimann, den ich den Zettel gegeben habe“, ist dort zu lesen. Auch ihr kleines „Bewerbungsschreiben“ findet sich dort.

Lea (r.) traf sich mit Polizeisprecherin Manuela Schmickler. „Es war ein sehr, sehr nettes Gespräch. Der Wunsch, Polizistin zu werden, ist noch da“, sagt Lea.

Lea (r.) traf sich mit Polizeisprecherin Manuela Schmickler. „Es war ein sehr, sehr nettes Gespräch. Der Wunsch, Polizistin zu werden, ist noch da“, sagt Lea.

Foto: Polizei

An den Tag bei der Polizei kann sich Lea noch gut erinnern. „Mit einem Freund hatte ich in der Grundschule zusammen einen Detektivclub“, erinnert sie sich. Wie die „Pfefferkörner“ oder „Die drei ???“ stellten die beiden Ermittlungen an und lösten Fälle. Vor allem ging es darum, Dinge wiederzufinden. „Wir haben jeden Fall gelöst“, sagt Lea lachend. Daher war es für sie auch selbstverständlich, damals die Gelegenheit zu nutzen und sich die Polizei aus der Nähe anzusehen. Besonders das Polizeimotorrad hatte es der Siebenjährigen damals angetan. Sie fand tatsächlich noch ein Foto, auf dem zu sehen ist, wie sie freudestrahlend auf der schweren Maschine sitzt.

Und wenn man von der Polizei „gesucht“ wird, dann gehört es sich ja auch, sich bei der Behörde zu melden. Also nahm Lea Kontakt zur Polizei und der Sprecherin der Kreispolizei Manuela Schmickler auf. Die war nämlich damals mit in die Organisation des Tages der offenen Tür in Geldern einbezogen gewesen und hatte den netten Zettel aufbewahrt. Ende des Jahres war er ihr wieder in die Hände gefallen. Das brachte die Idee von der Suche nach Lea ins Rollen. Denn die Polizeisprecherin hatte im Kopf kurz durchgerechnet: Lea müsste heute so alt sein, dass es bei ihr mit dem Beruf ernst wird. Denn anhand des Schriftbildes war zu sehen, dass das Mädchen in der ersten oder zweiten Klasse gewesen sein muss, als sie den Brief schrieb. Knapp zwölf Jahre später wird sie zwischen 18 und 20 Jahre alt sein.

Lea fand sogar noch den entsprechenden Tagebucheintrag von 2011.

Lea fand sogar noch den entsprechenden Tagebucheintrag von 2011.

Foto: Lea

Die Rechnung ging auf. Lea ist 19 Jahre, und die junge Frau traf sich mit Manuela Schmickler in Kleve bei der Polizei. „Es war ein sehr nettes Gespräch und bei der Polizei waren alles nette Leute.“ In dem Treffen wurde schnell deutlich: Der Wunsch von Lea, Polizistin zu werden, ist tatsächlich immer noch da.

Der Zeitpunkt ist eigentlich ideal. Die junge Frau hat gerade die Schule beendet und schmiedet Zukunftspläne. „Als ich jetzt den Zettel von damals gesehen habe, habe ich gemerkt, dass mich die Arbeit bei der Polizei immer noch reizt“, berichtet sie. Vorstellen könnte sie sich auch einen Beruf mit Tieren, denn sie hält Meerschweinchen und Kaninchen mit Handicaps, um die sie sich kümmert. Auch einen Job in der Heilerziehung könnte sie sich vorstellen.

Alles Berufe also, bei denen man anderen hilft. Da passt auch die Polizei ins Bild. Ein Gespräch mit dem Personalwerber der Polizei soll bald stattfinden. In dieser Hinsicht hat sich die Ermittlungsarbeit der Polizei also auf jeden Fall schon mal ausgezahlt.

Noch muss die Behörde aber abwarten, ob es am Ende dann tatsächlich zu einer Bewerbung kommt. Fest steht: Auch wenn der Zettel vor zwölf Jahren so niedlich war, er wird als Bewerbungsschreiben im Jahr 2023 dann doch nicht reichen. Lea wird ihre Bewerbung ganz formell einreichen müssen. „Genau das hatte ich auch gefragt, aber es hieß, mein Zettel von damals gilt nicht“, meint Lea scherzhaft.

Eines wird die junge Frau auf jeden Fall noch machen müssen, wenn sie tatsächlich zur Polizei geht: den Führerschein fürs Motorrad.

Das Interesse am Dienst bei der Polizei hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. 2021 war mit 11.812 Bewerbungen in NRW ein Höhepunkt erreicht worden. Im vergangenen Jahr waren es etwas weniger. Mit 10.556 Bewerbungen ist das Interesse aber immer noch hoch. Vor allem wenn man bedenkt, dass nur 2680 Bewerber eingestellt wurden.

 Diesen Zettel schrieb Lea im Mai 2011 auf der Polizeiwache Geldern.

Diesen Zettel schrieb Lea im Mai 2011 auf der Polizeiwache Geldern.

Foto: Polizei

Der Frauenanteil bei den Bewerbungen betrug 34,86 Prozent im Jahr 2021 und bewegte sich damit auf dem Niveau des vorherigen Jahrgangs (34,98 Prozent). Zahlen, die zeigen: Es gibt inzwischen längst ganz viele Mädchen wie Lea, die den Berufswunsch Polizistin haben.

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