1700 Kilometer bei Tempo 25 Mann aus Geldern fährt mit dem Traktor nach Mallorca

Geldern · Norbert Kremers plant eine lange, langsame Reise: Am 1. Mai fährt er in Geldern mit seinem Trecker „Willi“ los, vier Wochen später will er auf Mallorca ankommen. Damit erfüllt sich der 66-Jährige einen lange gehegten Traum.

 Norbert Kremers mit seinem Trecker „Willi“.

Norbert Kremers mit seinem Trecker „Willi“.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wenn Norbert Kremers von Entschleunigung spricht, dann meint er das wörtlich. Also nicht Schweigen im Kloster oder Yoga am Strand, sondern 25 Stundenkilometer auf der Landstraße. Der 66-Jährige will rund 1700 Kilometer in diesem Tempo mit seinem Trecker zurücklegen. Das Ziel: Mallorca.

„Ich habe mir häufig die Fernsehsendung mit Trecker-Willi angeschaut“, erzählt Kremers. Der als Trecker-Willi bekannte Rentner Winfried Langner aus dem Kreis Holzminden hat mit seinem Schlepper große Fahrten unternommen und wurde dabei von einem Fernseh-Team begleitet. „Da war mir klar: Wenn ich mal Rentner bin, dann mach’ ich das auch.“ Seit einem Jahr ist der frühere Bauunternehmer im Ruhestand, nun nimmt er den lange gehegten Traum tatsächlich in Angriff.

Seit etwa einem Monat stehen Trecker „Willi“, der nach dem Fernseh-Vorbild benannt ist, und ein kleiner Wohnwagen in der Einfahrt der Kremers’. Der rote Schlepper, ein IHC International 433, Baujahr 1984, war die meiste Zeit in Koblenz unterwegs, wurde dort im Weinbau eingesetzt. Nun soll die alte Zugmaschine über Landstraßen durch Frankreich und Spanien tuckern.

Bei der Routenplanung hat Sohn Christian geholfen. „Sonst würde ich gar nicht losfahren“, sagt Kremers. „Das Internet ist nicht so mein Ding.“ Falls das Navigationsgerät einmal ausfallen sollte, hat der 66-Jährige einen Ordner voll ausgedruckter Karten und Fahrstrecken dabei. Die erste Etappe von Geldern nach Köln ist 105 Kilometer lang und endet auf einem Campingplatz. Vier bis fünf Stunden will er jeden Tag im Trecker sitzen. So soll es über Koblenz, Straßburg, Lyon, Nimes und Perpignan über die Grenze nach Spanien gehen. Dort will er an der Küste entlang bis nach Barcelona fahren, um mit der Fähre nach Mallorca überzusetzen.

Spätestens am 29. Mai will er dann in der Hauptstadt Palma ankommen – pünktlich zum Geburtstag eines Freundes, den er auf der spanischen Mittelmeerinsel feiert. Abhalten von diesem Zeitplan könnte Norbert Kremers vor allem schlechtes Wetter. Denn für starkem Regen ist die nach hinten offene Kabine nicht ausgelegt. „Dann regnet es rein“, sagt der 66-Jährige.

Eng könnte es auch werden, wenn Trecker Willi eine Panne hat oder repariert werden muss. Doch Norbert Kremers ist vorbereitet: „Lichtmaschine, Werkzeug, Anlasser, Batterie, habe ich alles dabei“, sagt er. „Nur leer fahren darf ich den Trecker nicht, sonst muss der Tank entlüftet werden – ist ja schließlich ein Diesel.“

Dass ihm langweilig werden oder er sich einsam fühlen könnte, fürchtet Norbert Kremers nicht. Seine Frau wollte ihn auf der Strecke besuchen kommen. „Über Autobahnen ist das ja mitunter nur ein Tag Fahrt“, sagt er. Und auch sonst sei er sehr gesellig und hoffe, auf den Campingplätzen viele Leute kennenzulernen. Zur Not, sagt Kremers, habe er einen kleinen Kofferfernseher dabei.

Aber die meiste Zeit will er ohnehin in seinem Trecker Willi verbringen, mit dem wackeligen Sitz und seinen zwei Gängen: langsam und schnell, also maximal Tempo 30.

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