Kommentar „Unsere Woche“ Kluge Kehrtwende für die Innenstadt

Geldern · Der Bürgermeister kritisiert die Pläne für Bahnhof und Innenstadt, die er selbst mit ausgearbeitet hat. Das zeigt nicht nur, wie unzufrieden Sven Kaiser mit dem neuen Platz ist. Es ist auch ein Zeichen dafür, wie sehr allen Beteiligten das Erscheinungsbild von Geldern am Herzen liegt.

 Der Gelderner Bahnhofsvorplatz wurde kürzlich umgestaltet.

Der Gelderner Bahnhofsvorplatz wurde kürzlich umgestaltet.

Foto: Verena Kensbock

Als der Beigeordnete Tim van Hees-Clanzett das Thema im Bauauschuss ansprach, merkte man ihm an, dass er sich erklären wollte. Die Kosten seien viel höher, als zunächst gedacht. Und das Ergebnis am Bahnhof sei auch nicht so, wie man sich das vorgestellt habe. Asphalt, Beton, wenig Grün – das war der einhellige Eindruck vom Bahnhofsvorplatz, der gerade erst umgestaltet wurde. Den teilt auch der Bürgermeister, der ganz klar sagte: „Mir gefällt es da überhaupt nicht.“

Das hätte man vorher wissen müssen, schreien nun die einen. Aus Fehlern wird man klug, sagen die anderen. Und diesen Fehler so früh wie möglich einzugestehen und offen zu diskutieren, ist auf jeden Fall klug. Schließlich geht es nicht nur um das, was bereits passiert ist, sondern auch um das, was noch alles geschehen soll. Nämlich die komplette Umgestaltung der Gelderner Innenstadt, die demselben Muster wie am Bahnhof folgen sollte.

Diese Pläne stellen Bürgermeister und Beigeordneter nun in Frage. Darum war auch direkt ein Stadtplaner in der Sitzung – von einem anderen Büro als dem, das die Pläne für den Bahnhofsvorplatz gemacht hatte. Der hatte sich den Bahnhof und die Innenstadt mit fremden Augen angeguckt und steltte seine Ideen vor. Seine Skizze: weniger Beton und Asphalt, dafür mehr rostrote Klinkersteine und Hochbeete mit viel Grün.

Man hätte erwartet, dass der ein oder andere aus der Opposition das Eingestehen des Fehlers nutzt. Aber ganz im Gegenteil: Alle Wortführer in dem Ausschuss bedankten sich für die Ideenskizze und befürworteten das frühzeitige Umdenken. Das zeigt, dass wohl keiner so richtig zufrieden ist mit dem Ergebnis. Und es zeigt auch, dass allen das Erscheinungsbild von Geldern am Herzen liegt.

Hinterher ist es leicht zu sagen, dass die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung hätten wissen müssen, wie der Platz aussehen würde. Sie haben die Umgestaltung schließlich mit ausgearbeitet und beschlossen. Doch dass Vorstellung und Realität mitunter weit auseinander liegen, hat wohl jeder schon einmal bei der Renovierung der eigenen vier Wände erlebt.

Ja, vermutlich wird diese Kehrtwende den Umbau der Innenstadt verzögern. Und ja, das ganze Projekt könnte am Ende mehr kosten als zunächst veranschlagt. Dennoch ist das Zurückrudern der richtige Schritt. Denn schließlich sollen am Ende alle Gelderner zufrieden durch ihre Stadt gehen können. Und auch am Bahnhof, das hat die Ideenskizze angedeutet, könnte sich noch viel ändern.

Genießen Sie Ihr Wochenende!

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