Hitze am Niederrhein Geldern knackt den Sommer-Rekord

Geldern · Detlef Kranke beobachtet das Wetter seit fast 50 Jahren. Einen Sommer wie diesen hat der Walbecker aber noch nicht erlebt. Den letzten ergiebigen Regenguss hat er am 8. Juni registriert. Es fehlt die Feuchtigkeit von der See.

 Detlef Kranke führt historische Wetteraufzeichnungen. Hier steht er an der Niederschlagsmessstelle.

Detlef Kranke führt historische Wetteraufzeichnungen. Hier steht er an der Niederschlagsmessstelle.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Die Bohnensträucher wachsen Detlef Kranke ein wenig zu nah an dem Messgerät für den Niederschlag. Seine Frau hat den Garten hinter dem Haus in Walbeck mit Gemüse und Blumen bepflanzt, für die Enkelkinder steht ein großes Planschbecken auf der kleinen Wiese. Die Erde ist ausgedörrt, der Behälter des Regenmessers seit Wochen leer. Kranke schiebt die trockenen Sträucher vorsichtig von seiner Wetterstation. Seit 48 Jahren beobachtet der Hobby-Meteorologe Wind, Regen und Temperatur. Und dieser Sommer ist für ihn einzigartig.

„Ich schätze, dass es noch bis mindestens Mitte August so weitergeht“, sagt Detlef Kranke und schaut mit zusammengekniffenen Augen in den Himmel. Der Windmesser ragt knapp acht Meter in die Höhe und dreht sich vor dem wolkenlosen Himmel. Zwei Stationen erfassen die Regenmenge, in einem weiß lackierten Häuschen misst ein Thermometer die Temperatur. Der 78-Jährige notiert dreimal täglich die Werte. Morgens, mittags, abends, immer zu derselben Uhrzeit.

Der letzte ergiebige Regenguss ist am 8. Juni gefallen, seitdem ist es durchgehend trocken. Das schlägt Kranke in seinen Auswertungen nach. Auf stapelweise Papier hält er die Zahlen fest, rechnet in Tabellen die Mittelwerte für Wochen, Monate und Jahre aus. In diesem Juli hat es demnach an drei Tagen geregnet, insgesamt nur 6,4 Liter. Das ist der trockenste Juli, den Kranke in seinen Unterlagen finden kann. Der Mittelwert für diesen sonst nassen Sommermonat liegt bei 70,5 Litern.

Die kleine Wetterstation zwischen Kohlrabi, Zucchini und Sonnenblumen zeigt auch, dass der bisher heißeste Tag der 26. Juli war mit beinahe 38 Grad Celsius. Der gestrige Dienstag hat ebenfalls an dieser Temperatur gekratzt. Der Durchschnitt für den vergangenen Monat liegt bei etwa 22,5 Grad – und damit fünf Grad über dem Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte. Einen wärmeren Juli habe es nur 2006 gegeben, sagt Kranke. Damals habe es aber mit 48 Litern Niederschlag viel geregnet.

Der Rekordsommer zeigt sich auch an der Anzahl der Sommertage. Das sind die Tage, an denen die Temperatur auf mindestens 25 Grad klettert. Insgesamt gab es in diesem Jahr bis Dienstag 65 Sommertage – das ist ebenfalls der Höchststand aus dem Jahr 1976. Der Super-Sommer 2003 kam „nur“ auf 63 Sommertage. „Wenn das Wetter noch am Mittwoch über 25 Grad bleibt, haben wir den Rekord geknackt“, sagt Kranke.

Der Hobby-Meteorologe hat beobachtet, dass das Wetter nicht wie sonst häufig aus Holland kommt, sondern von Südosten nach Nordwesten zieht. Deshalb fehle die Feuchtigkeit von der See. Auffällig sei auch, dass es trotz der Hitze kaum Gewitter gegeben habe. „Der Luftdruck geht einfach nicht runter“, sagt Kranke und schaut auf seine elektronische Anzeige, von der er die Werte abliest. „Ein stetes Hoch.“ Wenn es mal geregnet oder gewittert hat, war das sehr örtlich.

Wenn Detlef Kranke durch seine Unterlagen blättert, fällt ihm auf, dass die Sommertage und auch die heißen Tage über 30 Grad von Jahr zu Jahr zunehmen. Am Donnerstag soll es regnen, sogar gewittern. „Aber ganz ehrlich: Das Wetter wirklich vorhersagen kann niemand“, sagt Kranke. Bis dahin bleiben sein Garten und der Behälter des Regenmessers trocken.

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