„Grooming“ im Netz Kind in Geldern über Computerspiel belästigt - Warnung an Eltern

Geldern · In Geldern hat es einen Fall von „Grooming“ gegeben. Ein Erwachsener hat sich über ein Online-Spiel einem Gesamtschüler angenähert. Die Polizei will nun an den Schulen mehr aufklären. Eltern wurden angeschrieben.

 „Fortnite“ gehört zu den bei Kindern beliebten Onlinespielen. Erwachsene nutzen das Spiel, um mit den Kindern in Kontakt zu treten .

„Fortnite“ gehört zu den bei Kindern beliebten Onlinespielen. Erwachsene nutzen das Spiel, um mit den Kindern in Kontakt zu treten .

Foto: AP/Martha Irvine

Wie oft es zur gefährlichen Kontaktaufnahme kommt, weiß die Polizei nicht. „Die Dunkelziffer ist sehr hoch“, vermutet Stefan Hellwig. Aber das Problem ist so groß, dass der für Kriminalprävention zuständige Kommissar der Kreispolizeibehörde Kleve zurzeit täglich an Schulen unterwegs ist, um zu warnen und aufzuklären.

Es geht um das sogenannte Grooming. Über Online-Spiele wie „Fortnite“ kann es vorkommen, dass Erwachsene unter falscher Identität Kontakt zu Kindern aufnehmen. „Diese Personen geben sich als gleichaltrig aus und bauen Vertrauen auf“, sagt Hellwig. „Doch irgendwann kippt das Gespräch dann.“ Meist geht es darum, dass die Erwachsenen versuchen, Nacktfotos von den Kindern zu bekommen. In einigen Fällen wollen die Groomer sogar Treffen vereinbaren. Das käme, sagt Hellwig, im Kreis Kleve aber kaum vor.

In einem konkreten Fall ist bei der Polizei am 24. März Anzeige erstattet worden. Betroffen war ein minderjähriger Schüler. Genauere Angaben macht die Polizei nicht, um das Opfer zu schützen. Doch der Fall hat die Kriminalprävention der Polizei des Kreises Kleve zusätzlich tätig werden lassen. Sie hat einen Brief an Eltern verschickt. Darin ist die Rede von einer „akuten Bedrohung“ für die Kinder, die auch in Geldern und den Ortschaften in letzter Zeit häufiger vorkommt.

Hellwig ist bereits seit einigen Jahren an den Schulen im Kreis Kleve unterwegs. Vor allem mit Sechst- und Siebtklässlern spricht er über die Gefahren, die im Internet, bei Online-Spielen und WhatsApp auf sie lauern. In jedem Fall sollten die Betroffenen Anzeige bei der Polizei stellen. Ist das Opfer noch nicht strafmündig, also jünger als 14 Jahre, handelt es sich um sexuellen Missbrauch. Bei älteren Jugendlichen wird meist wegen Nötigung oder Erpressung gefahndet.

Die Wahrscheinlichkeit, die Täter zu finden, ist relativ hoch, sagt Hellwig. Vor allem bei einem Kontakt über WhatsApp. „Dann haben wir eine Telefonnummer, zu der ein Name gehört“, sagt der Kommissar. „Das Problem ist: Die Kinder öffnen sich ihren Eltern nicht“, sagt Hellwig. „Sie haben Angst, dass die Eltern ihnen das Handy wegnehmen.“ Andererseits sieht er die Eltern in der Pflicht. Sie sollten darauf achten, was ihre Kinder spielen. Von „Fortnite“ weiß er, dass es dafür regelrechte Fan-Ecken gibt und es quasi in jeder Klasse gespielt wird.

Wenn er in den Schulen fragt, wie viele Kinder schon von vermutlich Erwachsenen angeschrieben wurden, sind es „sehr viele“, wie Hellwig sagt. Wichtig sei den Jugendlichen zu vermitteln, dass es sich bei den Annäherungen mitunter um Straftaten handelt. „Bei WhatsApp gelten die gleichen Regeln wie im echten Leben.“

Grundsätzlich sieht der Kriminalbeamte alle Online-Spiele im Mehrspieler-Modus als Einfallstor für unerwünschte Kontaktaufnahmen. Wobei Treffen an sich nicht verboten seien, jedoch von denjenigen, die Kontakt suchen, eben aus bösen Absichten vereinbart werden.

Bei den Kindern und Jugendlichen stellt er oft sorglosen Umgang fest, sei es bei den Online-Spielen, bei WhatsApp oder Instagram. „Dabei lassen sich Einstellungen so verändern, dass man für Fremde nicht erreichbar ist.“ Eine Vorsichtsmaßnahme, die offenbar längst nicht immer getroffen wird. Nächstes Jahr will Hellwig wieder mit der Präventionsarbeit an den Schulen in Geldern einsteigen.

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