Stephanus Krenn aus Geldern Von Beruf Privatdetektiv

Geldern · Seit 25 Jahren arbeitet Stephanus Krenn als selbstständiger Detektiv, er observiert betrügende Ehemänner, schleust sich als falscher Mitarbeiter in Betriebe ein und sucht nach Vermissten. Seine Kunden sind meist Menschen mit einem Verdacht und ohne Beweise.

  Observieren, Verfolgen, Beweise sammeln gehört zum Detektiv-Beruf dazu.

Observieren, Verfolgen, Beweise sammeln gehört zum Detektiv-Beruf dazu.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Von einem auf den anderen Tag war Lotti verschwunden, die Lieblingsziege der älteren Dame. Sie wusste sofort: Das Tier wurde entführt. Und tatsächlich, so erzählt Stephanus Krenn, hat er die Ziege wiedergefunden – in Bielefeld. Wie Krenn herausfand, hatten Verwandte der älteren und sehr wohlhabenden Dame die Lieblingsziege entführt, um die Frau zu verwirren, an ihrem eigenen Verstand zweifeln zu lassen. Und schließlich, so vermutet es Stephanus Krenn, sie zu entmündigen und sich Zugang zu ihrem Vermögen zu verschaffen.

Die entführte Ziege Lotti war, so sagt Krenn, wohl einer seiner kuriosesten Fälle, die er als Privatdetektiv gelöst hat. Der Walbecker ist seit 25 Jahren selbstständig, observiert untreue Eheleute, ermittelt anonym in Betrieben, sucht vermisste Menschen und manchmal auch Ziegen. Seine Arbeit habe dabei nur wenig mit dem zu tun, was man in TV-Sendungen über Privatdetektive sieht.

1995 hat Krenn die Detektei gegründet. Zuvor hatte er in einem Wachunternehmen gearbeitet, war dann als Soldat bei der Nato tätig und ist zehn Jahre lang als Berufsfahrer durch Europa getourt. Bis ihm Mitte der 90er Jahre die Idee kam, Detektei und Sicherheitsgewerbe zu verbinden. Damals noch eine unbekannte Kombination, wie Krenn sagt. Mit seiner Frau Katrin Krenn führt er seitdem das Gewerbe von Walbeck aus.

Ein Teil ihres Geschäfts ist die Bewachung. Kommunen, Bauunternehmen, Betriebe beauftragen die Krenns, damit sie Lagerhallen oder Baustellen bewachen, vor Diebstahl oder Vandalismus schützen. Die andere große Aufgabe ist, Straftäter zu stellen. Hier ist die Detektei zuständig. „Jedes Gesetz biegen, aber nicht brechen“, ist Krenns Leitsatz.

Einen festen Standort hat Stephanus Krenn nicht. „Keiner will bei dem Besuch eines Detektivbüros gesehen werden“, sagt er. Darum fährt er zu seinen Kunden. Zu Betrieben und Verwaltungen, in die Wohnungen und Häuser von Privatpersonen, zu Treffen in Cafés und Hotellobbys. Seine Kunden, das sind meist Menschen mit einem Verdacht. Ein möglicher Diebstahl im Altenheim, ein spionierender Mitarbeiter im Unternehmen, ein untreuer Partner. „Grundsätzlich glaube ich jedem.“

In einem Fall war das vielleicht sogar die Rettung für den Kunden. Er hatte immer wieder einen seltsamen Gasgeruch in seiner Wohnung wahrgenommen, glaubte an einen Angriff, die Polizei fand aber nichts. Also beauftragte der Mann den Privatdetektiv, der die Wohnung mit Kameras überwachte – und herausfand, dass ein Nachbar tatsächlich mit einem Schlauch Gas in die Wohnung leitete. Der Nachbar hatte es nämlich offenbar auf die Wohnung des Mannes abgesehen und wollte ihn zum Ausziehen bewegen.

„Die Polizei hat oftmals nicht die Möglichkeit, so viel Zeit in einen Fall zu stecken“, sagt Krenn. „Die machen keine Observation für einen Diebstahl.“ In einigen Fällen, meint Krenn, sei es sogar besser, einen Detektiv einzuschalten als die Polizei. Bei internen Ermittlungen in Unternehmen, in Hotels, Altenheimen oder Krankenhäusern zum Beispiel. „Wenn es dort den Verdacht eines Diebstahls gibt, führt die Polizei immer eine Befragung durch“, sagt Krenn. „Das kann schnell zu Unfrieden führen.“ Wenn er als Detektiv seine Arbeit richtig gut gemacht habe, wisse hinterher keiner, dass er überhaupt da war.

Darum gilt immer: nicht auffallen. Egal ob bei Observationen oder beim Einschleusen in einen Betrieb. „Ich versuche, mich meiner Umgebung anzupassen. Es muss so aussehen, als gehöre man an diesen Ort, als hätte man einen guten Grund, da zu sein.“ Darum ist Stephanus Krenn stets vorbereitet, hat immer eine Tasche mit verschiedenen Outfits im Kofferraum liegen, damit er von der Jeans in den Anzug wechseln kann.

Es gebe aber auch Orte, an denen würde er immer auffallen. Um einen Fall in einem Altenheim würde er sich selbst kümmern. „Dann schminke ich mich noch älter und setze mich in einen Rollstuhl.“ Muss er jedoch in einer Disco ermitteln, kann er das nicht selbst übernehmen. Dafür hat Krenn Partner mit unterschiedlichen Profilen und Fähigkeiten, die er einsetzen kann.

Oft hat Krenn den Auftrag, einen Menschen auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Beim Hinterherfahren weiß der Ermittler zwar, wo und wann es losgeht, aber nicht wo und wann die Reise endet. Und so kam es schon häufiger vor, dass Stephanus Krenn eine Person bis zum Flughafen in Düsseldorf verfolgt hat und mit ihm in den Flieger nach Barcelona gestiegen ist.

In 25 Jahren als Detektiv hat Krenn aber auch gelernt: Selbst wenn die Verfolgung vor einem Bordell endet, ist der Fall nicht eindeutig. So habe er mal einen Bäcker beobachtet, der wöchentlich in einem Bordell Halt machte. Wie sich später herausstellte aber nur, um die Mitarbeiter und Kunden mit Brötchen zu versorgen.

Auch die klassische Stand-Observierung gebe es. Dann sitzt Stephanus Krenn mitunter mehrere Stunden mit Fernglas und Kamera im Auto und beobachtet. Das sei aber nicht immer unauffällig und ungefährlich. Denn vor allem in Wohngegenden würden die Anwohner schnell misstrauisch und riefen die Polizei. Und dann läuft der Detektiv Gefahr, selbst aufzufliegen. Einmal sei er selbst entdeckt worden. Die Zielperson hatte gute Kontakte zur Polizei und ließ das Kennzeichen von Krenns Auto überprüfen, das ihm aufgefallen war.

Viele seiner Aufträge hätten heute etwas mit Stalking zu tun. Wo er früher noch mühsam Kameras hinter Bücherrücken verstecken musste, komme mittlerweile jeder an winzige Aufnahmegeräte ran. „Die Leute verstecken Kameras an jeder Ecke, im Solarium, im Schwimmbad, in Privatwohnungen.“ Manchmal seien es Menschen, die einen erotischen Blick erhaschen wollen, manchmal ein Ex-Partner, der nicht loslassen kann.

Wenn es um Untreue geht, hat Stephanus Krenn ein Credo: „Wir arbeiten nachhaltig“, sagt er. „Wir geben nicht einfach die Beweise ab und sind weg, sondern versuchen immer, die Ehen zusammen zu halten oder zumindest für eine friedliche Trennung zu sorgen.“

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