Beratungsangebot Sucht – mehr als Alkoholismus

Geldern · Die Diakonie in Geldern berät nicht nur Betroffene über eine Sucht. Sie bietet auch ein umfangreiches Präventionsangebot für Kinder und Jugendliche an. Denn ein Suchtverhalten beginnt oft früher als gedacht.

 Wenn Medienkonsum bei Kindern zur Sucht wird, sind viele Eltern hilflos.

Wenn Medienkonsum bei Kindern zur Sucht wird, sind viele Eltern hilflos.

Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Wer von Sucht spricht, denkt heutzutage immer noch oft an übermäßigen Alkoholkonsum und illegale Drogen. Eine Sucht kann jedoch viele Gesichter haben. Sie reicht von Mediensucht übers Rauchen und bis zur Kaufsucht oder Essstörung. Die Grundsteine für ein Suchtverhalten werden schon in frühester Kindheit gelegt, da ist sich Petra van Bergen von der Suchtberatungsstelle in Geldern sicher. Sie arbeitet seit 1996 für die Diakonie und berät Kinder, Angehörige und Erzieher bereits in Kindergärten und Grundschulen.

Vor allem Eltern würden einen großen Teil dazu beitragen, wie sich das Konsumverhalten ihrer Kinder entwickelt. „Es ist wichtig, dass Kinder ein gesundes Verhältnis zu Belohnung bekommen“, sagt sie. Bei Heranwachsenden, die beispielsweise mit Medien- oder Süßigkeitenkonsum belohnt – oder durch ihren Entzug bestraft – werden würden, könnten erste Grundsteine für ein mögliches Suchtverhalten gelegt werden. „Es ist wichtig, dass Eltern klare Regeln einführen und sich auch selbst daran halten“, sagt van Bergen.

Smartphonefreie Zonen und eine maximale Zeit an Medienkonsum pro Tag von bis zu zwei Stunden seien beispielsweise ein Anfang. „Ein Kind muss die Reize aus den Medien erst einmal verarbeiten und die Energie am besten durch Bewegung abbauen“, so die Beraterin.

Mit steigendem Alter ändert sich das Beratungsangebot so weit, dass Jugendliche in den weiterführenden Schulen auf den Missbrauch von Alkohol und Medikamenten, illegalen Drogen sowie Glücks- und Computerspielen aufmerksam gemacht werden. Oft seien Partys der Beginn eines Suchtproblems, aber auch Leistungsdruck in der Schule könne Jugendliche zur Einnahme von chemischen Drogen verleiten, berichtet van Bergen.

„Wir leben in einer Gesellschaft, die maximale Anforderungen an uns stellt. Nicht alle schaffen es, diesem Druck standzuhalten, und nehmen deshalb Drogen“, sagt van Bergen. Vor allem chemische Drogen wie der Konsum von Amphetaminen sei in den vergangenen vier Jahren im Jahresdurchschnitt von 18 auf 35 Beratungsfälle angestiegen. Hingegen ist der Konsum von Cannabis im gleichen Zeitraum von 105 auf 85 Beratungen gesunken. Besonderen Bedarf gibt es jedoch inzwischen bei Personen, deren Angehörige ein Suchtproblem haben: Nahmen 2014 noch 101 Personen die Beratung wahr, waren es 2018 bereits 138.

Alle zwei Jahre veranstaltet die Diakonie bundesweit eine Aktionswoche zum Thema Alkoholismus, an der auch die Zweigstelle in Geldern, die im Haus Gelderstraße 39 beheimatet ist, in diesem Jahr wieder teilgenommen hat. „Wir haben allerdings keine große Aktion veranstaltet, sondern vor allem Gespräche angeboten“, sagt van Bergen. Diese sind auch über diese Woche hinaus für Menschen mit und ohne Suchtprobleme möglich.

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