Classic Automobile Repair (CAR) Niederrhein in Geldern Wo der Chef jünger als die Autos ist

Geldern · Nach dem tragischen Tod seines Vaters Bernward Fehlemann übernahm Amon Connor Pieper den auf Oldtimer spezialisierten Betrieb Classic Automobile Repair (CAR) Niederrhein in Geldern.

 Echte Spezialisten für Oldtimer in Geldern (v.l.): Michael Loheide, Jürgen Simon, Karl Paessens und Amon Connor Pieper.

Echte Spezialisten für Oldtimer in Geldern (v.l.): Michael Loheide, Jürgen Simon, Karl Paessens und Amon Connor Pieper.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Es ist wie ein Paradies für die Liebhaber von klassischen Autos: In der Halle Classic Automobile Repair (CAR) Niederrhein wird an Wagen älterer Jahrgänge geschraubt und geschweißt. Mittendrin ein Mann, der jünger ist als viele der Fahrzeuge in seinem Betrieb: Amon Connor Pieper ist der Chef des vielköpfigen Teams auf dem Betriebsgelände im Gelderner Gewerbegebiet.

Die Verantwortung für Classic Automobile Repair Niederrhein ist eine Aufgabe und Herausforderung, zu der Amon Connor Pieper auf tragische Weise gekommen ist. Sein Vater Bernward Fehlemann ist bei einem Unfall im Betrieb im März ums Leben gekommen. Pieper sah seine Zukunft eigentlich auch in der Automobilindustrie. Nach seiner Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker 2015 bei einem Oldtimer-Spezialisten folgte ein Studium an der Hochschule Rhein-Waal mit dem Abschluss „Mechanical Engineering B. Sc.“. Während des Studiums absolvierte er ein sechsmonatiges Praxis-Semester im Bereich „Antriebsstrang-Versuch“ bei Porsche Engineering Services in Bietigheim-Bissingen. Die abschließende Bachelor-Arbeit wurde im Bereich „Fahrwerkssysteme“ bei Porsche Engineering Services (Mönsheim) geschrieben.

Doch das Lebenswerk seines Vaters, von dem er weiß, dass es mit ganz viel Einsatz und Herzblut aufgebaut worden ist, wollte er nicht im Stich lassen. „Das durfte ich nicht aufgeben, das war das Vermächtnis meines Vaters.“ Und so ging es zurück in seine Heimatstadt Geldern und in die Selbständigkeit.

Bernward „Bernd“ Fehlemann machte seinen ersten Meisterbrief als Karosserie- und Fahrzeugbauer. Bei der Arbeit kam er mit englischen Oldtimer-Marken wie Jaguar, MG, Triumph oder  Rover, Austin in Berührung und entwickelte eine Leidenschaft, die die ihn  nicht mehr losließ. Die Idee, eine Werkstatt für Oldtimer zu gründen, wurde geboren. Logische Konsequenz war 1996 die Erlangung eines zweiten Meisterbriefes für Kfz-Mechanik, um die wichtigsten Bereiche für eine umfassende Restauration von Oldtimern abzudecken.

Nach der Jahrtausendwende wagte er  den Schritt in die Selbständigkeit und gründete seine eigene Oldtimer-Werkstatt, die sich in den ersten Jahren in einer angemieteten Halle in Issum befand. Schnell hatte seine Arbeit und deren Qualität sich bei den Oldtimer-Liebhabern herumgesprochen. Im Juni 2017 wurde deshalb die Classic Automobile Repair Niederrhein gegründet. Fehlemann war es wichtig, dass die neue Firma – genauso wie die alte Werkstatt in Issum — nicht nur ein reiner Instandsetzungsbetrieb sein sollte, sondern auch eine Begegnungsstelle für Freunde und Anhänger der Oldtimer-Szene.

„Es waren noch einige Aufträge abzuarbeiten und auch danach kamen viele Kunden zu uns“, resümiert der junge Unternehmer, der in diesem Monat 28 wird, über seinen Start. Das Team wurde neu aufgestellt: Mit Jürgen Simon, Karl Paessens und Michale Loheide stehen ihm erfahrene Spezialisten zur Seite, die alle gut für den Umgang mit alten Autos ausgebildet sind.

Als Youngtimer- und Oldtimer-Werkstatt beseitigt das Unternehmen kleinere und größere Schäden zeitnah und gründlich. Amon Connor Pieper: „Dabei bemühen wir uns, stets eine möglichst hohe Originalität zu erhalten.“ Sämtliche Wartungs- und Servicearbeiten an Young-  und Oldtimern werden übernommen. Es gibt einen Hol- und Bringservice. Pieper: „Gerne machen wir die Klassiker auch nach längerer Standzeit fit für die Saison. Darüber hinaus ist die Erstellung von H-Gutachten und Wertgutachten durch Sachverständige in unserer Oldtimer-Werkstatt möglich.“

Richtig herausgefordert werden die Spezialisten, wenn es um die Oldtimer-Restauration geht. Pieper: „So ein Projekt kann nur gelingen, wenn die Basis vernünftig vorbereitet wurde. Hierzu gehört nicht nur die fachgerechte Demontage und anschließende Montage der zu restaurierenden Einzelteile, sondern auch der richtige Blick für zu erhaltende Altteile. Es bedarf genug Zeit und vor allem Fachwissen, um jedes Einzelteil zu prüfen, auf seine Tauglichkeit zu kontrollieren, es zu überarbeiten und anschließend wieder richtig einzubauen.“

Viel zu oft würde bei Restaurationen prophylaktisch der größte Teil der Altteile durch neue „Replika“ ausgetauscht, um Zeit oder auch Geld zu sparen. Doch oft sei ein neuwertiges Ersatzteil nicht notwendig. Man könne Schrauben aufbereiten und neu verzinken. Verschleißteile wie Wasserpumpe, Anlasser und Lichtmaschine können geöffnet und in Teilen repariert werden. „Defekte Lager oder Gummidichtungen lassen sich mit dem nötigen Fachwissen austauschen. Der Rest braucht meistens nur eine gründliche Reinigung“, so Pieper. Und so widmet man sich mit viel Liebe zum Detail dem Fahrwerk, dem Motor, der Karosserie und dem Innenraum.

Was kostet so eine aufwändige Restauration? Amon Connor Pieper lacht: „Diese Frage ist unmöglich pauschal zu beantworten. Sie ist ähnlich zielführend wie die Frage: Was kostet ein Auto? Möchten Sie den Preis eines Ferraris oder den eines Fiats wissen? Eine professionelle Vollrestauration eines automobilen Liebhaberstücks, die höchsten Ansprüchen genügt, hat ihren Wert – aber um eben diesen steigert sich auch der Wert des Oldtimers.

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